Lungenkrebs: Diagnose, Therapie und neue Chancen beim NSCLC
Lungenkrebs ist in Deutschland bei Männern die zweithäufigste und bei Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. Was du über die häufigste Form von Lungenkrebs, das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC), und neue Therapien wissen solltest, erfährst du hier.
Weltweit steht Lungenkrebs auf Platz eins der Krebserkrankungen und auch in Deutschland gehört Lungenkrebs zu den häufigsten Krebsarten.1 Medizinisch nennt man die Erkrankung Lungen- oder Bronchialkarzinom. Dahinter verbergen sich verschiedene bösartige Tumore. Einer davon ist das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom, kurz NSCLC (engl. für non-small cell lung cancer) genannt. Es macht rund 80 Prozent aller Karzinome in der Lunge aus.2
Der Weg vom ersten Verdacht auf Lungenkrebs über verschiedene Untersuchungen zu einer Therapieentscheidung und schließlich der Behandlung gleicht einem Weg mit Höhen und Tiefen. Wir begleiten dich durch die unterschiedlichen Phasen deiner Erkrankung.
Verdacht auf Lungenkrebs?
Über zwölf Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland betreffen die Lunge. Bei Männern liegt Lungenkrebs auf Platz zwei hinter Prostatakrebs. In den letzten Jahren gehen bei Männern die Neuerkrankungen zurück. Bei Frauen ist Lungenkrebs auf Platz drei hinter Brust- und Darmkrebs. Seit Ende der 90er-Jahre steigt die Zahl der erkrankten Frauen kontinuierlich an, bei Männern ist sie im gleichen Zeitraum rückläufig.3
Wahrscheinlich ist, dass sich jetzt die veränderten Rauchgewohnheiten der Frauen vor allem in den 50er-Jahren bemerkbar machen. Damals war es für Frauen noch unüblich zu rauchen, in den 70er-Jahren rauchten bereits 29 Prozent. Anders bei den Männern: In den 50er-Jahren rauchten 90 Prozent der Männer, heute etwa noch 26 Prozent.4,5 Rauchen ist nach wie vor ein Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs.3
Die häufigste Art von Lungenkrebs sind Tumoren vom Typ NSCLC. Bei dieser Art gibt es noch weitere Unterformen:7
1. Ein Adenokarzinom entsteht in den Zellen des Drüsengewebes meist in den äußeren Teilen der Lunge.
2. Ein Plattenepithelkarzinom bildet sich aus Schleimhautdeckzellen (Epithelzellen) im Bereich der Bronchien. Diese Art des NSCLC bildet sich meist im mittleren Teil der Lunge, in der Nähe der Luftröhre.
3. Ein großzelliges undifferenziertes Karzinom kann in jedem Teil der Lunge auftreten. Es neigt dazu, schnell zu wachsen und Metastasen zu bilden.
4. Sonstige nicht-kleinzellige Lungenkarzinome
Eine weitere Form von Lungenkrebs ist das kleinzellige Lungenkarzinom (small cell lung cancer, SCLC). Informationen zu SCLC findest du hier.
Risikofaktoren für die Entstehung von NSCLC
Die Lunge ist ein hochsensibles Organ, das den Körper mit Sauerstoff versorgt. Mit der Atmung nehmen wir auch kleinste Partikel wie Staub oder Gase auf, die in der Luft schweben. Diese können unserer Lunge schaden und auch Krebs auslösen. Zu den Risikofaktoren für Krebs zählen vor allem Stoffe, die Zellen schädigen und zu Erbgutveränderungen (Mutationen) führen können.8
Lungenkrebs gehört daher zu den häufigsten Berufskrankheiten, da beispielsweise Feinstaub in der Industrie häufig noch an den Arbeitsplätzen zu finden ist. Auch das Alter ist ein entscheidender Faktor: Die größte Gruppe derer, die an Lungenkrebs erkranken, sind Männer und Frauen, die im Schnitt rund 70 Jahre alt sind.3,8
Der größte Teil der Lungentumore sind auf Zigarettenkonsum zurückzuführen. Bei rund neun von zehn Männern mit Bronchialkarzinom war Rauchen vermutlich die Ursache, an Lungenkrebs zu erkranken, bei Frauen sind es sechs von zehn.
Seit 2019 steigt die Zahl der Rauchenden in Deutschland wieder. Sie liegt derzeit bei fast 33 % der Menschen ab 14 Jahren.9
Auch E-Zigaretten sind umstritten, was das Krebsrisiko angeht. Hier findet zwar keine Verbrennung, sondern eine Verdampfung statt, aber die eingeatmeten Stoffe sind gesundheitlich bedenklich. Sie stehen im Verdacht, Krebs oder andere Krankheiten auszulösen.10
Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Es lohnt sich auch dann, wenn du bereits an NSCLC erkrankt bist. Untersuchungen zeigen, dass manche Krebstherapien durchaus besser anschlagen, wenn du nicht mehr rauchst.11
Hier findest du viele gute Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören.
Schadstoffe in der Luft
Viele Schadstoffe aus der Luft sind klein genug, um in die Lunge zu gelangen und Krebs begünstigen zu können. Dazu gehören u. a.:11,12
- Abgase aus Verbrennungsmotoren
- Feinstaub aus Industrie und Landwirtschaft
- Das radioaktive Edelgas Radon, das natürlich in der Umwelt vorkommt
- Asbest
Erbliche Veranlagung
Vererbbare Faktoren scheinen bei Lungenkrebs ebenfalls eine Rolle zu spielen: Kinder, deren Eltern in jungen Jahren bereits an Lungenkrebs erkrankt waren, haben ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken.12 Eine Diagnosemethode, mit der man gezielt nach einem ererbten Risiko für Lungenkrebs suchen könnte, gibt es bisher nicht.13
Alle diese Faktoren begünstigen die Entstehung von Lungenkrebs. Aber auch, wenn man vollkommen gesund lebt, kann sich ein nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom entwickeln – ausgelöst durch einen Zufall. Ausgangspunkt sind Fehler in der Erbinformation, also in den Genen, die sich vervielfältigen und im schlimmsten Fall zu Krebs führen.12
Die Diagnose Lungenkrebs wird von Familienmitgliedern, Freundinnen oder Freunden häufig als selbstverschuldet angesehen. Wie du diesem Vorurteil begegnen kannst, liest du hier.
Mögliche Symptome des NSCLC
Ein NSCLC wächst oft, ohne dass man selbst etwas davon merkt: Die Symptome sind selten eindeutig. Husten oder Heiserkeit können auch durch andere Erkrankungen wie zum Beispiel eine Lungenentzündung hervorgerufen werden. Wenn du Anlass zur Sorge hast, solltest du folgende Symptome mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen:14
Symptome
- Langanhaltender Husten, der sich plötzlich verschlimmert
- Ungewollter Gewichtsverlust
- Schmerzen in der Brust
- Luftnot, Kurzatmigkeit und pfeifende Atemgeräusche
- Allgemeine Kraftlosigkeit und Schwächegefühl mit Fieber
- Entzündliche Lungenerkrankung (Bronchitis), die sich trotz Behandlung nicht bessert
- Heiserkeit und Schluckbeschwerden
- Husten mit (blutigem) Auswurf
- Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen
- Knochenschmerzen
Untersuchungen bei Lungenkrebs
Möchtest du verdächtige Symptome von deiner Ärztin oder deinem Arzt abklären lassen, wird sie oder er dich zunächst gründlich körperlich untersuchen und in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) eventuelle Vorerkrankungen oder Lebensgewohnheiten erfragen. Deine Ärztin oder dein Arzt wird auch ein Blutbild erstellen. Die ermittelten Werte lassen Rückschlüsse auf deinen gesundheitlichen Allgemeinzustand zu. Eventuell sind spezielle Tumormarker, die auf eine Krebserkrankung hinweisen können, vorhanden.15
Ein Tumor in der Lunge kann durch eine Röntgenuntersuchung oder eine Computertomographie (CT) entdeckt werden. In der Regel wird danach mittels einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) eine Probe des Tumorgewebes entnommen (Biopsie), um so die genauen Eigenschaften des Tumors zu bestimmen. Dabei wird auch untersucht, ob es sich um ein kleinzelliges (SCLC) oder nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) handelt und im zweiten Fall, welche NSCLC-Untergruppe vorliegt. Diese Informationen sind wichtig für die Planung der Behandlung, da bei manchen Eigenschaften, wie bestimmten Mutationen oder Oberflächenstrukturen, sogenannte zielgerichtete Therapien zum Einsatz kommen können.15
Zahlreiche Untersuchungsverfahren sichern eine mögliche NSCLC-Diagnose ab. Weitere Informationen über Untersuchungen, die auf dich zukommen können, findest du hier.
Ist die Diagnose gesichert, werden höchstwahrscheinlich noch weitere Untersuchungen durchgeführt, um noch offene Fragen zu beantworten und die Therapie möglichst individuell planen zu können. Dazu gehört beispielsweise, wie groß der Tumor ist, wo er genau sitzt und ob er schon in Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat (Metastasen). Welche der folgenden Untersuchungen bei dir sinnvoll sind, wird dein Behandlungsteam mit dir besprechen.15
- CT: Entdeckung von Metastasen in Oberbauch und Becken
- Magnetresonanztomographie (MRT): Bestimmung der Tumorausdehnung und Ausschluss von Hirnmetastasen
- Positronen-Emissions-Tomographie (PET) in Kombination mit einer CT: Entdeckung von Metastasen in Lymphknoten und anderen Organen sowie Knochen
- Knochenszintigraphie: Entdeckung von Knochenmetastasen
- Ultraschalluntersuchung: Bestimmung der Tumorausdehnung, Entdeckung von Lebermetastasen
- Mediastinoskopie: Untersuchung der Lymphknoten im Brustraum zwischen den Lungenflügeln
- Thorakoskopie: Bestimmung der Tumorausdehnung
Diagnose NSCLC
Wie bei vielen Krebsarten gilt: Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto größer sind die Überlebenschancen.
Ermittlung des Tumorstadiums – Staging
Das NSCLC wird international anhand der sogenannten TNM-Klassifikation eingeteilt, je nach Größe des Tumors, seiner Ausbreitung in umliegendes Gewebe, der Beteiligung von Lymphknoten im Brustraum und ob sich bereits Metastasen gebildet haben.15
Diagnose NSCLC
Die TNM-Einteilung bildet die Basis für die Unterscheidung verschiedener Krankheitsstadien. Diese Stadien können je nach Krebsart variieren. Beim NSCLC gilt folgende Unterteilung:15
Stadium I: Der Tumor ist örtlich begrenzt, ohne Lymphknotenbefall und ohne Fernmetastasen.
Stadium II: Der Tumor ist noch klein, aber umliegende Lymphknoten sind bereits befallen. Oder der Tumor ist bereits etwas größer, aber ohne Lymphknotenbefall.
Stadium III: Der Tumor ist fortgeschritten und hat in die Lymphknoten gestreut. Oder der Tumor ist groß und in umliegendes Gewebe eingewachsen, hat aber noch nicht gestreut. Stadien I bis IIIA werden auch als frühes NSCLC (eNSCLC) bezeichnet.
Stadium IV: Fernmetastasen sind vorhanden, die Größe des Primärtumors in der Lunge ist dann nicht ausschlaggebend.
50 % der Betroffenen mit NSCLC werden im Stadium IV diagnostiziert.2
Bestimmung der genetischen Tumoreigenschaften
Ist das Stadium und die Art des NSCLC geklärt, erfolgt die Bestimmung der biologischen und genetischen Veränderungen der Tumorzellen. Früher wurde das nur bei fortgeschrittenen Stadien durchgeführt, doch mittlerweile empfiehlt die Leitlinie auch eine Bestimmung in den frühen Stadien.11
Nach diesen Eigenschaften richten sich die Behandlungsstrategien. Wenn zum Beispiel durch die Tumortestung sogenannte “Treibermutationen” gefunden wurden, für die auch zugelassene Therapien zur Verfügung stehen, können diese dann auch zielgerichtet angewendet werden. Diese Mutationen heißen beispielsweise ALK, KRAS, EGFR, HER2 oder ROS1.16 Heute gibt es Therapien, die sich gezielt gegen diese Mutationen richten. Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen diese daher auch als zielgerichtete Therapien.
Nach der Testung des Tumorgewebes auf die genetischen Veränderungen kann ein Tumorprofil erstellt werden. Damit kann dein Behandlungsteam die für dich passende Therapie oder klinische Studie finden.
Hier findest du weitere Inhalte zum Thema Tumortests und welche Therapiemöglichkeiten sich daraus ergeben können.
Am besten besprichst du mit deinem Behandlungsteam, ob es in deiner Situation sinnvoll ist, ein genetisches Tumorprofil zu erstellen.
Therapieplanung beim NSCLC
Deine Therapie richtet sich nach der diagnostizierten Lungenkrebsart – NSCLC – den genetischen und biologischen Eigenschaften des Tumors sowie dem ermittelten Stadium. Natürlich sind auch dein allgemeiner Gesundheitszustand oder eventuell vorhandene Vorerkrankungen entscheidend. Deine Ärztin oder dein Arzt wird mit dir gemeinsam eine Therapie planen, die genau auf deine Bedürfnisse abgestimmt ist. Ein Behandlungsschema, das für alle Patientinnen und Patienten mit NSCLC passt, gibt es nicht. Jeder Krebs ist anders.
Beim NSCLC stehen verschiedene therapeutische Ansätze zur Verfügung:17
- Operation
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- zielgerichtete Therapie
- Krebsimmuntherapie
- unterstützende Therapie (Best Supportive Care), die alles umfasst, was dir das Leben und den Alltag erleichtert, zum Beispiel die Behandlung von Schmerzen
Einen Überblick über den Therapieverlauf beim fortgeschrittenen NSCLC erhältst du hier:
Nach dem Tumortest ergeben sich verschiedene Therapiemöglichkeiten. Mehr über den Weg vom Test zu Immuntherapie und zielgerichteter Therapie erfährst du in unserem Video.
Welche der zur Verfügung stehenden Therapieformen in welcher Reihenfolge und Kombination am besten eingesetzt werden, beraten Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen gemeinsam in einer sogenannten Tumorkonferenz (Tumorboard).
Die Lungenoperation
Ist das NSCLC noch nicht in einem fortgeschrittenen Stadium (Stadium I und II), ist in der Regel eine Operation die erste Maßnahme. Trotz großer Sorgfalt bei der Operation können dennoch einzelne Krebszellen im Körper verbleiben. Es ist auch nicht auszuschließen, dass sich kleinste, noch nicht sichtbare Absiedlungen des Tumors im Körper befinden – sogenannte Mikrometastasen. Daraus könnte sich im Laufe der Zeit erneut Krebs entwickeln.2,17
Um dem Risiko eines Rückfalls vorzubeugen, folgen beim frühen NSCLC im Anschluss die Operation oft noch weitere Therapien.
Für die meisten Betroffenen mit NSCLC endet die Behandlung also nicht mit der Entlassung aus dem Krankenhaus. Denn bei ihnen schließt sich an die Operation eine adjuvante, also unterstützende Therapie an. Das kann entweder eine Chemotherapie oder je nach Tumoreigenschaften eine Krebsimmuntherapie oder eine zielgerichtete Therapie sein.2,17
Manchmal muss ein Tumor vor der Operation zunächst durch eine Therapie verkleinert werden, damit man ihn operieren kann. Dieses Konzept der neoadjuvanten Therapie wird ebenfalls häufig angewendet. Dabei können eine Chemotherapie oder eine Krebsimmuntherapie zum Einsatz kommen.2,17
Was bei einer Operation passiert erfährst du in unserem Video.
Eine operative Entfernung eines Teils der Lunge ist ein großer Eingriff und es können Komplikationen auftreten. Doch dem kannst du entgegenwirken: Schon eine Woche tägliche Atemübungen vor der Operation können dir helfen, das Risiko für Komplikationen deutlich zu senken. Der Aufenthalt in der Klinik ist kürzer, die Wunde heilt besser und auch deine Lungenfunktion profitiert.
Chemotherapie bei NSCLC
Eine Chemotherapie kann zum einen dabei helfen, als neoadjuvante Therapie (vor der Operation) den Tumor zu verkleinern oder als adjuvante Therapie (nach der Operation) das Rückfallrisiko zu senken, da sie eventuell noch im Körper verbliebene Tumorzellen abtötet. Aber auch im fortgeschrittenen Stadium kann eine Chemotherapie – auch in Kombination mit einer Strahlentherapie – noch zum Einsatz kommen.2,17
Strahlentherapie bei NSCLC
Eine Strahlentherapie kommt als Behandlung bei Patientinnen und Patienten infrage, die zwar Lungenkrebs in einem frühen Stadium haben, aber aus anderen Gründen nicht operiert werden können. Im fortgeschrittenen Stadium kann sie mit einer Chemotherapie kombiniert werden.2,17
Krebsimmuntherapie beim NSCLC
Das Wissen über unser Immunsystem ist in den letzten Jahren immer weiter gewachsen. In der Krebsmedizin wird dieses Wissen eingesetzt, um das körpereigene Immunsystem zu aktivieren, damit es den Tumor gezielt bekämpfen kann. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer Krebsimmuntherapie.
Sie kann beim NSCLC sowohl im frühen als auch im fortgeschrittenen Stadium zum Einsatz kommen. Im frühen Stadium kann die Krebsimmuntherapie vor einer Operation angewendet werden, um so den Tumor zu verkleinern, oder nach einer Operation und einer Chemotherapie, um das Rückfallrisiko zu senken. Im fortgeschrittenen Stadium kann sie allein, nach einer Chemotherapie oder in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden.2,17
Das körpereigene Immunsystem wird gestärkt, um die Abwehrfähigkeiten gegen Krebszellen zu mobilisieren. Mehr dazu findest du hier.
Zielgerichtete Therapien
Die sogenannten zielgerichteten Therapien spielen vor allem beim fortgeschrittenem NSCLC eine bedeutende Rolle. Diese Therapieoption basiert auf der Bestimmung der genetischen Veränderungen deines Tumors (zum Beispiel ALK+, ROS1, EGFR) und gehört zur „personalisierten Medizin“. Die eingesetzten Medikamente richten sich gezielt gegen spezielle Eigenschaften der Tumorzellen, um sie bekämpfen zu können.18 Ob und welche zielgerichtete Therapie angewendet werden kann, richtet sich nach den Tumoreigenschaften, die mithilfe einer Tumortestung bestimmt werden. Hier kannst du mehr über den Weg zur passgenauen Therapie erfahren.
Tyrosinkinasehemmer bremsen gezielt das Tumorwachstum
Tumorzellen wachsen oft unkontrolliert, weil sie dauerhafte Signale zur Zellteilung und somit zum Wachsen erhalten. Tyrosinkinasehemmer blockieren diese Signale und verlangsamen auf diese Weise sehr wirksam das Tumorwachstum.19
Angiogenesehemmer zielen auf die Nährstoffversorgung des Tumors
Auch Krebszellen benötigen Nährstoffe. Sogar sehr viele, denn sie haben einen hochaktiven Stoffwechsel und vermehren sich rasch. Ab einer bestimmten Größe regen Krebszellen die Bildung neuer eigener Blutgefäße an, über die sie sich mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen können. So ist es ihnen möglich, ihren hohen Stoffwechsel aufrechtzuerhalten und weiter zu wachsen. Angiogenesehemmer unterbinden diese Blutversorgung des Tumors: Er verhungert.19
Du kannst deine jeweiligen Möglichkeiten und Wünsche gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen und dir den Therapieplan genau erklären lassen.
Eine Gedankenstütze für das Arztgespräch bietet diese Checkliste.
Bevor du dich gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt für eine Therapie entscheidest, lass dir die einzelnen Möglichkeiten ausführlich erklären. Wenn du unsicher bist oder noch weitere Informationen benötigst, hast du das Recht, eine zweite Meinung einzuholen. Eine Zweitmeinung von einer weiteren Ärztin oder einem weiteren Arzt, die oder der auf deine Krebserkrankung spezialisiert ist, kann für mehr Klarheit sorgen.
Start der Therapie
Du hast alle Untersuchungen hinter dich gebracht und die Behandlung kann beginnen? Diese Phase der Erkrankung kann emotionale Höhen und Tiefen mit sich bringen. Wie wird der Körper reagieren, welche Nebenwirkungen können auftreten und wird die Therapie den gewünschten Erfolg bringen? Hier können die Erfahrungen von anderen Lungenkrebsbetroffenen eine Hilfe sein, die ihre jeweilige Therapie bereits durchlaufen haben.
Hier findest du persönliche Erfahrungen von Betroffenen.
Welche Sorgen und Gedanken haben sie während der Therapie begleitet?
Unabhängig davon, ob deine Therapie mit einer Operation, Infusionen oder Tabletten, ambulant oder im Krankenhaus durchgeführt wird: Dein eigenes Wohlbefinden hat oberste Priorität. Wenn du lieber nicht allein sein möchtest, scheue dich nicht, einen vertrauten Menschen zu fragen, ob sie oder er dich begleitet. Wenn du Infusionen bekommst, verbringst du häufig mehrere Stunden in einer Arztpraxis oder in der Klinik. In der Regel hast du am Infusionstag Anspruch auf einen Krankentransport oder die Erstattung der Fahrkosten zur Therapie und nach Hause. Informiere dich hierzu bei deiner Krankenkasse.
Bequeme Kleidung, Getränke und Snacks und ein Buch gegen die Langeweile machen den Infusionstag ein bisschen angenehmer. Damit du innerlich ruhig bleiben kannst, helfen Entspannungsübungen oder Atemtherapie.
Die Behandlungsphase bei NSCLC
So wirksam verschiedene Therapien sind, können sie auch unerwünschte Begleiterscheinungen hervorrufen. Dein Behandlungsteam wird immer genau zwischen dem Nutzen und der möglichen Belastung einzelner Therapiemaßnahmen abwägen. Das Team wird auch deine individuelle gesundheitliche Situation sowie deine Wünsche berücksichtigen.
Nebenwirkungen einer Operation
Bei einer Lungenoperation wird so wenig Gewebe wie nötig entfernt. Dennoch ist die Leistungsfähigkeit der Lunge nach dem Eingriff zunächst eingeschränkt. Es dauert einige Zeit, bis sich die Lunge erholt und ihr geringeres Volumen bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen hat. Schwerwiegende Atemprobleme sind bei einer ansonsten gesunden Lunge nicht zu erwarten. Ist die Lunge bereits geschädigt, hat sie geringere Funktionsreserven und kann den Eingriff weniger gut ausgleichen. In gewissem Umfang kann eine Atemtherapie die Leistungsfähigkeit der Lunge trainieren.19
Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie
Strahlen- und Chemotherapie können verschiedene Nebenwirkungen verursachen: Übelkeit, Durchfall, Schwindel, Irritationen der Haut und der Schleimhäute, Haarausfall, Schluckbeschwerden, erhöhte Infektanfälligkeit oder Blutarmut sind nur einige der möglichen Folgen. Meistens klingen sie nach Ende der Therapie wieder ab. Sind solche unerwünschten Begleiterscheinungen erfahrungsgemäß zu erwarten, kann deine
Ärztin oder dein Arzt dir bereits vor Therapiestart oder während der Behandlung Medikamente, zum Beispiel gegen Übelkeit, geben. Nebenwirkungen können bei den Betroffenen unterschiedlich auftreten.19
Chemotherapien und Bestrahlungen, die in vielen Fällen notwendig sind, um Krebserkrankungen zu behandeln, schädigen auch Keimzellen,also Ei- und Samenzellen. Der Wunsch, Kinder zu bekommen, kann dann meistens auf natürlichem Weg nicht mehr realisiert werden. Doch die Fruchtbarkeit kann konserviert werden.
Nebenwirkungen einer zielgerichteten Therapie
Die zielgerichteten Therapien müssen meist langfristig eingenommen werden. In der Regel werden sie von den Betroffenen gut vertragen. Hier ist die Adhärenz, also die Therapietreue, von besonderer Bedeutung: Die Medikamente müssen regelmäßig eingenommen werden, da sie sonst nicht wirken können. Welche Nebenwirkungen auftreten können, unterscheidet sich je nach verwendetem Medikament. Mögliche Nebenwirkungen sind Ausschlag und Fatigue (chronische Erschöpfung) oder sie können das Verdauungssystem (Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung) oder das Herz-Kreislauf-System betreffen.18,19 Deine Ärztin oder dein Arzt wird dich umfassend darüber informieren.
Nebenwirkungen einer Krebsimmuntherapie
Bei einer Krebsimmuntherapie ähneln mögliche Nebenwirkungen einer starken Immunreaktion: Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Husten oder Fieber. Aber auch eine Leber-, Darm- oder Lungenentzündung sowie Störungen der Schilddrüsen- und Nierenfunktion können auftreten.19 Sprich möglichst rasch mit deinem Behandlungsteam, wenn du solche Symptome bemerkst. Früh erkannt, können sie in der Regel gut behandelt werden. Wichtig bei allen Therapien ist erholsamer Schlaf: Hier kannst du die Kraft schöpfen, die du tagsüber benötigst.
Mit welchen Nebenwirkungen du bei einer Immuntherapie rechnen kannst und was man dagegen tun kann, liest du hier.
Wenn du zu denjenigen gehörst, die aktiv etwas für ihre Gesundheit tun möchten – umso besser. Es ist ein gutes Gefühl, selbst etwas zur Genesung beitragen zu können. Besonders bei der Ernährung kann man vieles beachten, was zur Stärkung des Körpers während der Therapiephase beitragen kann. Eine gute Ernährung kann die Nebenwirkungen einer Therapie, etwa die Übelkeit bei einer Chemo- oder Krebsimmuntherapie, verringern.
Nachsorge bei Lungenkrebs
Im Anschluss an die akute Behandlung wird meist eine Rehabilitationsmaßnahme, kurz Reha, empfohlen. Eine Reha, die sich speziell an den Bedürfnissen von Krebsbetroffenen orientiert, kann dir helfen, zurück in den Alltag zu finden. Dabei richten sich die medizinischen Maßnahmen der sogenannten onkologischen Reha an deiner persönlichen Situation aus. Sie sollen dir die Rückkehr in den eigenständigen Alltag ermöglichen und deine Leistungsfähigkeit wieder trainieren. Zusätzlich zu den rein medizinischen Leistungen der onkologischen Reha gibt es deshalb auch noch Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung sowie die Leistungen zur sozialen Teilhabe. Sie sind Teil der allgemeinen Rehabilitationsleistungen.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren wirst du anschließend nach einem individuellen Nachsorgeplan weiterhin medizinisch gut betreut. Die Nachsorgetermine kannst du in der Regel ambulant in einer Facharztpraxis oder in spezialisierten Kliniken wahrnehmen. Deine Ärztin oder dein Arzt wird in regelmäßigen Abständen deinen Gesundheitszustand kontrollieren – auch, ob sich neue Krebszellen gebildet haben. Gegebenenfalls können sie dann schnell behandelt werden. Auch wenn du selbst Veränderungen an deinem Gesundheitszustand bemerkst oder neue Symptome beobachtest, kannst du deine Ärztin oder deinen Arzt jederzeit ansprechen.
Leben nach der Therapie
Die Prognose für Lungenkrebsbetroffene ist heute viel besser als noch vor ein paar Jahren. Neue Behandlungsmöglichkeiten wie die Krebsimmuntherapie oder zielgerichtete Therapien sorgen dafür, dass Lungenkrebsbetroffene heute länger leben als früher.
Das Leben nach einer Krebserkrankung ist meist nicht wie vorher: Vielleicht bist du weniger leistungsfähig, häufiger außer Atem oder schneller erschöpft – hier kannst du im Laufe der Zeit meistens selbst aktiv gegensteuern. Bewegungstherapie oder Herz-Kreislauf-Training werden von vielen Krankenkassen speziell für Krebsbetroffene angeboten. Eine Atemtherapie trägt auch nach der Erkrankung zu mehr Wohlbefinden bei.
Wenn du dich nach deiner Krebstherapie im Alltag wieder zurechtfindest, spielst du vielleicht auch mit dem Gedanken, wieder deinem Beruf nachzugehen. Hier sieht der Gesetzgeber zahlreiche Möglichkeiten vor, wie der Wiedereinstieg gelingen kann. Vom Hamburger Modell, einem Stufenplan zur Eingliederung nach längerer Erkrankung, hast du vielleicht schon einmal gehört.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00023971
Quellen
¹ https://www.journalonko.de/infografiken/lesen/anzahl_krebsneuerkrankungen_weltweit_2040, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
² https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc/@@guideline/html/index.html, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
³ RKI, Zentrum für Krebsregisterdaten, Krebs in Deutschland für 2017/2018
⁴ Bruttel O. Rauchen im Wandel der Zeit: Die Oberschicht hat sich abgewandt. Dtsch Arztebl 2011; 108(18): A-1001 / B-825 / C-825
⁵ https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
⁶ https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Lungenkrebs/lungenkrebs_node.html, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
⁷ https://www.journalonko.de/thema/lesen/ueberblick_ueber_das_nicht_kleinzellige_lungenkarzinom_nsclc, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
⁸ https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/lungenkrebs/risikofaktoren, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
⁹ https://www.rnd.de/gesundheit/raucher-in-deutschland-2022-jeder-dritte-ueber-14-raucht-pandemie-moeglicher-grund-des-anstiegs-GMATPDHPODTOVXVUMRCN73PNEE.html, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁰ https://www.nds-krebsgesellschaft.de/downloads/broschueren/pr-lungenkrebs_3.auflage_februar-2018_nds.pdf, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹¹ Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms. Version 2.2 – Juli 2023
¹² https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/risikofaktoren.php, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹³ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/definition/vorbeugung.html, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁴ https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/frueherkennung.php, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁵ https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/untersuchungen.php, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁶ https://ngm-cancer.com/molekularpathologie/treibermutationen-beim-lungenkrebs/, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁷ https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/nicht-kleinzellig.php, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁸ https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-zielgerichtete-krebstherapien.pdf, zuletzt abgerufen am 13.03.2024
¹⁹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/definition/behandlungsmethoden-bei-lungenkrebs.html, zuletzt abgerufen am 13.03.2024