Therapietreue bei Krebs: Warum sie wichtig ist
Eine Krebstherapie erfordert Disziplin. Denn für den Erfolg ist es extrem wichtig, dass du dich an den Behandlungsplan hältst – Medizinerinnen und Mediziner nennen das Therapietreue. Weil das nicht immer einfach ist, findest du hier Tipps, die dich dabei unterstützen.
Heute Chemo, morgen Bestrahlung, morgens diese Tablette, abends jene – dabei auch immer an jedes Detail und jede Tabletteneinnahme zu denken, ist wirklich leichter gesagt als getan. Aber: Tabletten genauso einzunehmen, wie es der Therapieplan vorsieht, ist ungemein wichtig, damit die Therapie so positiv anschlägt. Diese sogenannte Therapietreue ist eine Voraussetzung für den Therapieerfolg.
Der medizinische Begriff ist Adhärenz, manchmal wird auch noch der Begriff „Compliance“ benutzt. Therapietreue bedeutet, alles so umzusetzen, wie es mit Ärztinnen und Ärzten besprochen wurde. Dazu gehört die regelmäßige Tabletteneinnahme ebenso, wie weitere Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel nicht einzunehmen, ohne dies vorher mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Was in der Schublade liegt, kann nicht wirken – das gilt auch für Medikamente, die nicht richtig oder gar nicht angewendet werden.
Mangelnde Therapietreue (Non-Adhärenz) ist ein Problem. Laut Studien ist davon auszugehen, dass sich die Hälfte aller Patientinnen und Patienten nicht genau an die ärztlichen Anweisungen zur Einnahme von Medikamenten hält.1
In der Krebsmedizin kommt es nicht selten vor, dass mangelnde Therapietreue den Behandlungserfolg gefährdet. Die Gründe, warum Medikamente nicht oder nicht richtig angewendet werden, sind vielfältig. Krebstherapien sind oft komplex: Morgens die große weiße und die kleine blaue Tablette und abends dann noch zwei von den weißen Kapseln. Und in ein paar Tagen beginnt der nächste Zyklus der Chemotherapie mit einer Infusion in der Praxis. Schon jetzt hast du Angst vor der Übelkeit und wer weiß, was sonst noch für Nebenwirkungen auftreten. Das ist heftig, das ist anstrengend und du hast es manchmal einfach satt. Wer würde das nicht verstehen. Aber es ist nun mal so: Deine Behandlung ist deine Chance – und deshalb solltest du sie konsequent durchziehen.
Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt!
Sicherlich können immer wieder Umstände auftreten, die es dir schwer machen, deine Therapie so umzusetzen wie geplant. In solchen Fällen sprichst du am besten möglichst frühzeitig mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, bevor du deine Medikamente nicht mehr wie geplant einnimmst. Denn meist findet sich gemeinsam eine Lösung, die es dir ermöglicht, die Therapie fortzuführen.2
Ein großer Stolperstein in der Krebstherapie sind Nebenwirkungen. Krebsmedikamente sind hochwirksame Arzneimittel, die Krebszellen zerstören sollen, aber sie greifen auch gesunde Zellen an. Zwar wird intensiv daran gearbeitet, zielgerichtete Krebsmedikamente zu entwickeln – und es wurden in dieser Hinsicht auch schon große Erfolge erzielt. Aber eine nebenwirkungsfreie Krebstherapie gibt es aktuell nicht.
Nebenwirkungen melden
Die gute Nachricht: Ein gutes Nebenwirkungsmanagement gehört heute zur Behandlung immer mit dazu. Manchen Nebenwirkungen von Krebstherapien kann man vorbeugen: zum Beispiel durch die prophylaktische Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit. Manchmal helfen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen. Wenn sich bereits Nebenwirkungen abzeichnen, kann eventuell die Medikamentendosis von deinem Behandlungsteam angepasst werden. Und es gibt weitere Optionen, die im individuellen Fall zu prüfen sind. Wichtig ist, dass du dein Behandlungsteam umgehend informierst, falls du Anzeichen von Nebenwirkungen bei dir beobachtest.
Gefühl spielt mit
Ein anderer Aspekt, der mit Blick auf die Therapietreue bzw. -untreue eine Rolle spielt, ist die Stimmungslage. Traurige und gedrückte Stimmung wirkt sich nachweislich negativ auf die Therapietreue aus. Es geht nicht um einzelne düstere Tage – wer hätte die nicht? Solltest du allerdings das Gefühl haben, die dunklen Tage nehmen Überhand, dann solltest du auch darüber mit deinem Behandlungsteam sprechen. Angesichts einer Krebsdiagnose mit Zuversicht nach vorne zu blicken, ist nicht leicht. Deshalb gibt es die Möglichkeit, sich von erfahrenen Psychoonkologinnen oder Psychoonkologen unterstützen zu lassen.
Krebstherapie ist oft eine Langzeittherapie
Dir geht es körperlich schlecht oder deine Stimmung ist ernsthaft gedrückt? Es ist kein Wunder, wenn solche Umstände deine Therapietreue ungünstig beeinflussen. Wenn es dir hingegen besser geht, die Therapie angeschlagen hat und du das Gefühl hast, dein Leben normalisiert sich wieder: Das ist wunderbar – aber lass dich jetzt nicht zu Leichtsinn hinsichtlich deiner Tabletteneinnahme verleiten. Damit du den Krebs besiegst oder dauerhaft in Schach halten kannst, ist es wesentlich, die Therapieschemata, die sich in Studien als wirksam erwiesen haben, konsequent umzusetzen.
Halte dir vor Augen, dass eine Langzeittherapie bedeuten kann, dass die Erkrankung zum Stillstand gebracht werden konnte. Aber das muss leider nicht dasselbe wie Heilung bedeuten. Die bei einer Langzeittherapie verordneten Medikamente sollen den Krebs auf lange Sicht in Schach halten und das gute Befinden stabilisieren. Werden die Medikamente abgesetzt, besteht ein hohes Risiko, dass die Krebserkrankung fortschreitet. Also: Auch wenn es dir gut geht, wende bitte deine Medikamente immer genau nach Plan an.
Tabletteneinnahme vergessen – was nun?
Auch bei felsenfesten Vorsätzen und größter Disziplin kann es immer mal vorkommen, dass du vergisst, eine Tablette einzunehmen. Die Folgen können je nach Medikament und Erkrankung sehr verschieden sein – sollten aber kein Grund sein, den Kopf in den Sand zu stecken. Wie so oft: Reden und Informieren ist auch hier der beste Rat. Informiere also am besten dein Behandlungsteam. Es weiß am genauesten, was nun zu tun – oder zu lassen – ist. Parallel kannst du in der Gebrauchsinfo des Medikaments nachlesen, was in so einem Fall empfohlen wird. Falls du die Info nicht zur Hand hast, kannst du auf diesen Webseiten jederzeit alle Infos zu allen gängigen Medikamenten abrufen:
Beipackzettel jederzeit online abrufen:
www.gebrauchsinformation4-0.de
oder per App: Google Play oder App Store
Ein guter Plan für Medikamenten-Einnahme und Therapietreue
Nach Plan ist ein gutes Stichwort. Um den Überblick zu behalten, ist es oft hilfreich, die Dinge schwarz auf weiß vor sich zu sehen. Vielleicht erstellst du dir eine Tabelle, in die du tage- oder wochenweise einträgst, welche Tabletten du zu welcher Uhrzeit in welcher Dosis einnehmen musst. Auch deine Behandlungstermine kannst du in diese Tabelle eintragen.
Übrigens: Du solltest dich in punkto Dosis und Einnahmezeit niemals ausschließlich auf den Beipackzettel verlassen. Deine Ärztin oder dein Arzt legt deinen Therapiefahrplan individuell fest und wird dir vor Behandlungsbeginn die Details genau erläutern.
Medikationsplan anfordern
Wenn du drei oder mehr Medikamente über 28 Tage einnehmen sollst, hast du Anspruch auf einen sogenannten Medikationsplan. Darin werden alle Medikamente bzw. Wirkstoffe notiert, die dir verordnet wurden, mit genauen Angaben, wie du sie anwenden sollst. Auch Medikamente, die du dir ohne Rezept in der Apotheke besorgst, werden festgehalten.3 Einen Muster-Medikationsplan findest du bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Am besten, du integrierst die Einnahme deiner Medikamente als festes Ritual in deinen Alltagsablauf – wie das Zähneputzen. Je nach Anweisung nimmst du die Medikamente beispielsweise immer zum Frühstück oder immer eine Stunde nach dem Abendessen ein. Die Weck- und Terminfunktion deines Handys kannst du nutzen, um keine Anwendung zu vergessen. Und es gibt auch die Möglichkeit sich per App erinnern zu lassen (siehe Infokasten unten).
Erinnern lassen per App
Es gibt kostenfreie Apps, die dich daran erinnern, wann du deine Medikamente einnehmen musst.
- MyTherapy
Erinnert an die Einnahme der Medikamente; dokumentiert Körperdaten und Symptome in einem ausdruckbaren PDF, das die Kommunikation mit der Ärztin oder dem Arzt erleichtert. - Medisafe
Verschafft dir eine tägliche Medikamentenübersicht. Mit detaillierter Erinnerungsfunktion.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00019798
Quellen
¹ Gelbe Liste | Die Hälfte aller Medikamente wird falsch genommen - https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/medikamente-falsche-einnahme-patienten, zuletzt abgerufen am 12.12.2023.
² https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/kompetenz-gesundheit/medikamente-einnehmen-das-koennen-sie-tun-wenn-ihnen-die, zuletzt abgerufen am 12.12.2023.
³ https://www.kbv.de/html/medikationsplan.php, zuletzt abgerufen am 12.12.2023.