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Krebsimmuntherapie

Umgang mit Nebenwirkungen der Krebsimmuntherapie

Wie jede wirksame Behandlung kann auch die Krebsimmuntherapie Nebenwirkungen hervorrufen. Ob und wie ausgeprägt diese Begleiterscheinungen auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. In der Regel sind diese jedoch gut behandelbar. Worauf kannst du achten und was kann beim Umgang helfen? 

Die in der Krebsimmuntherapie eingesetzten Wirkstoffe regen das Immunsystem an. Ist diese Anregung zu stark, kann das Immunsystem unter Umständen Zellen des eigenen Körpers angreifen. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von Autoimmunreaktionen. Viele der Nebenwirkungen, die dabei auftreten können, lassen sich durch eine rasche medizinische Behandlung lindern. Informiere daher bei Beschwerden zeitnah dein Behandlungsteam.1 

An dem Tag, an dem du deinen Therapieplan von deiner Onkologin oder vom Onkologen bekommst, wird dir der Wirkstoff deiner Immuntherapie erklärt. Zusätzlich bekommst du noch Medikamente, die dafür sorgen, dass dein Körper möglichst wenig Nebenwirkung während und nach der Infusionsgabe erfährt. Nutze das Vorgespräch, damit du weißt, worauf du während deiner Behandlung achten musst und wie du die Verträglichkeit deiner Behandlung steigern kannst. 

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Anzeichen frühzeitig erkennen

Dein Behandlungsteam wird dir sagen, welche regelmäßige Untersuchungen während der Therapie nötig sein werden. Du wirst regelmäßig vor der Infusionsgabe für die Blutabnahme zum Hausarzt geschickt und je nach Nebenwirkungen auch in bestimmten Abständen zum Kardiologen oder anderen Spezialisten - je nach körperlicher Verfassung und nach Wirkstoff

Über das Blutbild kann das Behandlungsteam erkennen, wie dein Körper und dein Immunsystem auf die Immuntherapie reagiert. Etwaige Nebenwirkungen können so frühzeitig entdeckt werden. So kann zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt werden oder ein verringerter Magnesium-, Kalium- oder Natriumspiegel, was bei Immuntherapiepatienten häufig auftritt.2 

Darüber hinaus kennst du deinen Körper am besten. Versuche ab der ersten Infusion auf die Anzeichen zu achten, die du mit deinem Ärzteteam als typische Nebenwirkungen für deine Therapie besprochen hast. Es ist sehr wertvoll und erleichternd, diese Beobachtungen täglich in einem Therapietagebuch zu notieren. Wenn du bei der nächsten Infusion in einigen Wochen nach deinem Befinden und Nebenwirkungen gefragt wirst, kannst du dann die letzten Tage und Wochen sehr genau beschreiben.

Hautveränderungen wie Rötungen, Ausschlag oder Juckreiz 

Hautreaktionen (z.B. Ausschläge oder Jucken) kommen nach der Infusion einer Krebsimmuntherapie häufig vor. Vermeide Haarfärbungen, Nagellack, Kosmetik und Parfüm oder Parfümhaltige Pflegeprodukte, die die Haut reizen können. 

Tipps zur Hautpflege

  • Verwende pH-5 neutrale Bade- und Duschöle sowie harnstoffhaltige (5 - 10 %) Produkte.
  • Wasche und dusche dich mit lauwarmem Wasser ohne intensives Reiben.
  • Empfindliche Haut sollte trocken getupft statt frottiert werden.
  • Vermeide möglichst den Hautkontakt mit scharfen Putzmitteln und alkoholhaltigen Kosmetika (z. B. Parfüm und Aftershave).
  • Schütze dich vor direkter Sonneneinstrahlung zu jeder Jahreszeit und verwende mindestens Lichtschutzfaktor 50.
  • Achte auf eine sorgfältige Nagelpflege, tägliches Säubern und Pflegen mit einer Creme.
  • Schneide deine Nägel nach einem lauwarmen Hand- und Fußbad gerade und kurz.
  • Verwende wenn möglich, eine Wegwerfnagelfeile. Sie ist weniger rau als eine Metallfeile. Achte darauf, den Nagel von unten nach oben feilen.
  • Schiebe die Nagelhäute nicht zurück, vermeide Nägelkauen.
  • Zum Schutz bei Unebenheiten trage eventuell Baumwollhandschuhe.
  • Trage gegebenenfalls Nagellack oder Nagelhärter mit UV-Schutz auf.
  • Nimm gegebenenfalls eine professionelle Hand- und Fußpflege in Anspruch.

Deine Ärztin oder dein Arzt kann dir auch spezielle Feuchtigkeitscremes oder Salben verschreiben. Versuche in der Zeit der Therapie auf dermatologisch getestete Pflegeprodukte und Kosmetika auszuweichen oder ganz zu verzichten, um deinen Körper zu entlasten. Viele Kliniken oder Krankenkassen bieten Pflege und Schminkkurse oder Online-Tutorials für Patientinnen und Patienten in Therapie an: Zum Beispiel die DKMS

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Nebenwirkungen im Griff behalten

Durchfall, blutiger oder schleimiger Stuhl, übermäßiges oder häufiges Wasserlassen, Bauchschmerzen: Die wichtigste und wirksamste Strategie zur Kontrolle von Nebenwirkungen einer Immuntherapie ist frühzeitiges Erkennen und Ergreifen von Gegenmaßnahmen: Daher solltest du dein Behandlungsteam immer über neue Beschwerden oder eine Verschlechterung bestehender Beschwerden informieren. 

Gerade der Verdauungstrakt reagiert häufig auf eine immunologische Krebstherapie. Durchfall ist eine Nebenwirkung, die du vielleicht aus früheren Therapien schon kennst. Nach einer Immuntherapie sind Störungen im Verdauungstrakt allerdings eine Reaktion des Immunsystems, die einer anderen Behandlung bedarf als Chemotherapie-assoziierte Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt. Besonders bei Durchfall solltest du die Hinweise, die du von deiner Onkologin oder deinem Onkologen zum Therapieplan erhalten hast, einhalten. Nimm die bereits für diese Fälle verschriebene Medikamente ein und versuche nicht, mit den üblichen Mitteln den Durchfall zu bekämpfen.

Bei Durchfall ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Es kann helfen, die Ernährung auf ballaststoffarme und laktosefreie Lebensmittel umzustellen. Bei Unsicherheiten rufe dein Behandlungsteam an oder lass dich in einem Zentrum behandeln, die sich mit Immuntherapien und den Nebenwirkungen auskennen. Bei starker Ausprägung kannst du natürlich auch in die Notfallambulanz gehen. 

In allen Fällen ist es wichtig, im Therapietagebuch genau zu notieren, wie sich die Situation entwickelt, damit beim nächsten Vorgespräch zur Infusion eventuell die Komedikation angepasst werden kann. Unter Komedikation versteht man in diesem Fall die Medikamente, die speziell im Hinblick auf zu erwartende Nebenwirkungen deiner Therapie verordnet werden. Dein Behandlungsteam kann dich zusätzlich mit Elektrolytpräparaten versorgen, die deinen Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt regulieren.3 

Besonders bei Durchfall solltest du die Hinweise, die du von deiner Onkologin oder deinem Onkologen zum Therapieplan erhalten hast, einhalten. Nimm die bereits für diese Fälle verschriebene Medikamente ein und versuche nicht, mit den üblichen Mitteln den Durchfall zu bekämpfen. 

Auch bei Blut oder Schleim im Stuhl sowie häufigem oder übermäßigem Harndrang oder Schmerzen ist es wichtig, dem behandelnden Ärzteteam deine Notizen zu zeigen. Dann können nötige Untersuchungen angestoßen oder mit der entsprechenden Komedikation behandelt werden. 

Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit 

Während einer Therapie können sich dein Geschmack und die Verträglichkeit von Lebensmitteln komplett ändern. Versuche, dich allgemein mit für Darm und Magen leicht Verdaulichem zu ernähren 

Tipps, was du – abgesehen von Medikamenten, die dir verordnet werden-gegen ungewollte Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Störungen des Geschmacksempfindens, Übelkeit oder Erbrechen tun kannst, findest du in der Checkliste von Ernährungsberaterin Ulrike Müller. 

Bei Mangelzuständen werden dir Infusionen mit Eisen oder Medikamente verschrieben, da der Darm oft während der Therapie die Spurenelemente, Vitamine und Nährstoffe nicht mehr adäquat aus der Nahrung gewinnen kann. Wie du einer Mangelernährung vorbeugen und Nährstoffe als Kraftquellen entdecken kannst, erfährst du im Beitrag zur Ernährung bei Krebs Viele praktische Anregungen gibt es auch in der Broschüre zum Download. 

Anhaltende Müdigkeit oder Schwäche

Wenn du dich auch ohne vorherige körperliche Anstrengung dauerhaft erschöpft fühlst, kann es sein, dass du wie viele Menschen mit Krebs unter Fatigue leidest. Besprich das mit deinem Ärzteteam und frage nach den spezifischen Fatigue-Sportprogrammen in deiner Klinik. Wie du aktiv dagegen angehen kannst, erfährst du hier

Mann mittleren Alters sitzt im Bett mit Handy in der Hand
© VALENTINA BARRETO / Stocksy | Agenturfoto. Mit Model gestellt.

Auf Nebenwirkungen der Krebsimmuntherapie achten

Folgende Nebenwirkungen können allgemein bei Immuntherapien auftreten. Dies können Anhaltspunkte für dich sein, um dir das Notieren deines täglichen Befindens während der Therapie zu erleichtern. Umso genauer und klarer in der Ausprägung (von z.B. sehr leicht bis sehr stark) du es aufschreibst, desto leichter kann dein Behandlungsteam die Nebenwirkung einschätzen und passend darauf reagieren. 

Wichtig ist, dass du besonders auf die Nebenwirkungen und deine körperliche Ausgangslage achtest, die zum Therapiestart besprochen wurden.

Mögliche Nebenwirkungen der Krebsimmuntherapie:3 

  • Kopfschmerzen 

  • Verwirrtheit oder Schwindelgefühl 

  • Kurzatmigkeit/Atemnot oder Husten 

  • Muskelschwäche oder -schmerzen 

  • Zuckungen oder Zittern 

  • Taubheit 

  • Temperaturempfindlichkeit 

  • Schmerzen oder Schwellungen in den Gelenken, Wassereinlagerungen 

  • Fieber 

  • Vermehrtes Auftreten von Blutergüssen 

  • Sehstörungen, Augenreizung, -trockenheit oder vermehrter Tränenfluss 

  • Nervosität, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen 

  • Schlafstörungen 

  • Unregelmäßiger und/oder ungewöhnlich schneller Herzschlag 

  • Gewichtszunahme, übermäßiger Durst oder Appetit. 

Bitte melde folgende Symptome sofort telefonisch deinem Behandlungsteam:

Fieber: >38 °C

Lunge: Atemnot, erschwertes Atmen oder Schmerzen beim Atmen

Blase: Blasenkrämpfe, Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin

Nerven: Lähmungserscheinungen, Krampfanfälle oder akute Schmerzen

Magen-Darm-Trakt: Durchfall (> 6x / Tag oder schwere Krämpfe), Blut im Stuhl Erbrechen (> 5x / Tag)

Haut: Gelbsucht

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Wann wird die Krebsimmuntherapie abgebrochen? 

Wenn du unter den Nebenwirkungen leidest, fragst du dich vielleicht auch, ob du die Therapie nicht unterbrechen oder ganz absetzen kannst. Sprich mit deinem Behandlungsteam darüber, was sie für dich tun können. In den Leitlinien ist außerdem festgelegt, dass Krebsimmuntherapie-Nebenwirkungen nach bestimmten gemeinsamen Grundsätzen behandelt werden:3 

  • Nebenwirkungen Grad 1 (leichten Grades) oder Grad 2 (mäßigen Grades) werden in der Regel symptomatisch behandelt, und die Therapie wird weder unterbrochen noch abgesetzt. 

  • Bei Patientinnen und Patienten mit fortdauernden Symptomen von Grad 2 kann es notwendig sein, eine oder mehrere Behandlungsdosen der Immuntherapie zu überspringen (sowie die Symptome zu behandeln) bis sich die Symptome gebessert haben. 

  • Bei Patientinnen und Patienten mit Symptomen von Grad 3 (schweren Grades) oder Grad 4 (sehr schweren Grades/lebensbedrohlich) wird die Behandlung normalerweise abgebrochen und es erfolgt üblicherweise eine Überweisung an eine Fachärztin oder einen Facharzt, wie z.B. bei schweren Hautsymptomen an einen Dermatologen. 

  • Bei schweren oder fortdauernden Nebenwirkungen werden Kortikosteroide (Kortison) oder andere immunsuppressive Medikamente gegeben; diese scheinen die Wirksamkeit der Therapie nicht zu beeinträchtigen. 

  • Ebenfalls gibt es Hinweise darauf, dass, selbst wenn du die Immuntherapie dauerhaft absetzen musst, das Ansprechen deiner Krebserkrankung dadurch nicht beeinträchtigt wird. 

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Nebenwirkungen in Kombination mit einer Chemotherapie 

Eine Krebsimmuntherapie in Kombination mit einer Chemotherapie schädigt sich schnell teilende Zellen. Dazu gehören beispielsweise auch die Zellen in den Haarwurzeln und Schleimhäuten sowie Blutzellen. Häufig treten dabei auch Reizungen und Entzündungen der Mundschleimhaut auf (Stomatitis). Das wiederum kann sich auf eine verminderte Nahrungsaufnahme auswirken, die zu Gewichtsverlust und Kraftlosigkeit führen kann. Als Begleiterscheinungen können zum Beispiel auch Taubheitsgefühle und Infektionen auftreten. Da diese Faktoren deine Lebensqualität und dein Wohlbefinden auf vielfache Weise beeinträchtigen können, ist es besonders wichtig, dein Behandlungsteam anzusprechen, wenn du Anzeichen bemerkst. Weshalb die Mund- und Zahngesundheit während der Therapie so wichtig ist und wie du vorab und auch währenddessen dafür sorgen kannst, erfährst du hier

Weiche oder passierte Kost sowie spezielle Mundspülungen können bei Entzündungen der Mundschleimhaut helfen.

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Mögliche Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente genau kennen 

Das Auftreten von Nebenwirkungen ist nicht nur von der Therapieform abhängig, sondern auch von dem speziellen Wirkstoff, den du erhältst. Informiere dich dazu genau bei deinem Behandlungsteam. Wie häufig welche Nebenwirkungen in der Regel auftreten, kannst du in der jeweiligen Gebrauchsinformation nachlesen. Online geht das unter www.gebrauchsinformation4-0.de oder auch barrierefrei unter https://www.patienteninfo-service.de

Jeder Mensch ist einzigartig – daher reagiert auch nicht jeder Körper gleich. Deswegen ist es entscheidend, zu beobachten, wie du eine Therapie verträgst und im Alltag damit zurechtkommst. Nebenwirkungen bedeuten nicht, dass du eine Therapie eigenständig abbrechen solltest. Jedoch solltest du natürlich auch nicht einfach hinnehmen, wenn etwas dein Wohlbefinden beeinträchtigt. Wichtig ist, gemeinsam mit dem Behandlungsteam den Nutzen deiner Therapie gegen die möglichen und tatsächlichen Nebenwirkungen abzuwägen. Dabei könnt ihr besprechen, welches Ziel deine Therapie verfolgt sowie was in deinem persönlichen Fall helfen kann, Nebenwirkungen vorzubeugen oder sie zu lindern.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00014895

Quellen

¹ https://www.journalonko.de/thema/lesen/immuntherapie#17Welche%20Nebenwirkungen%20hat%20eine%20Immuntherapie%3F, zuletzt abgerufen am 7.12.2022 

² https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2022/news045-immuntherapie-nebenwirkungen-schilddruese.php, zuletzt abgerufen am 7.12.2022 

³ https://www.esmo.org/content/download/133758/2490221/1/DE-ESMO-Patientenleitlinie-Immuntherapie-bedingte-Nebenwirkungen-und-ihr-Management.pdf, zuletzt abgerufen am 6.12.2022

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