Langzeitnebenwirkungen bei Brustkrebs: Tipps zum Umgang
Mit dem Abschluss der aktiven Brustkrebstherapie beginnt ein neuer Lebensabschnitt – doch häufig wird er von körperlichen und emotionalen Spätfolgen begleitet. Erfahre, welche Langzeitnebenwirkungen bei Brustkrebs auftreten können und mit welchen Strategien du deine Lebensqualität verbessern kannst.
Was sind Langzeitnebenwirkungen bei Brustkrebs?
Unter Langzeitnebenwirkungen versteht man Nebenwirkungen der Brustkrebstherapie, die nach Abschluss der Brustkrebstherapie weiter bestehen oder sich erst danach entwickeln – manchmal erst nach Monaten oder Jahren. Aber auch die Brustkrebserkrankung selbst kann Spätfolgen mit sich bringen.1
Etwa 90 % der Menschen mit Brustkrebs erleben Langzeitnebenwirkungen der Therapie.2
Ob und welche Langzeitfolgen nach einer Brustkrebserkrankung auftreten, ist ebenso individuell wie die akuten Nebenwirkungen. Zwar bergen verschiedene Brustkrebstherapien unterschiedliche Risiken für langfristige Nebenwirkungen; tatsächliches Auftreten und Schwere der Spätfolgen lassen sich aber nicht vorhersagen.3 Wichtig ist, dass du gut vorbereitet bist und mögliche Symptome frühzeitig mit deinem Behandlungsteam besprichst. Du musst Spätfolgen nicht einfach hinnehmen – es gibt Strategien, um mit ihnen umzugehen und deine Lebensqualität zu verbessern.
Fatigue: anhaltende Erschöpfung als Spätfolge von Brustkrebs
Betroffene wissen: Fatigue geht weit über das Maß normaler Müdigkeit hinaus. Der extreme Erschöpfungszustand bessert sich meist nicht durch Ruhephasen und kann die Lebensqualität enorm einschränken. Fatigue ist die häufigste Langzeitnebenwirkung nach einer Brustkrebserkrankung und kann über Jahre nach der Therapie bestehen bleiben.3
Tipps bei Fatigue
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht widersprüchlich klingt: Bewegung kann Beschwerden durch die Fatigue nachweislich verbessern und die Lebensqualität steigern.3 Geeignet ist ein leichtes bis moderates Ausdauertraining kombiniert mit gezielten Kraftübungen.4 Gemeinsam mit deinem Behandlungsteam kannst du ein auf deine individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Bewegungsprogramm entwickeln – oder du schließt dich einer Sportgruppe für Krebserkrankte an.
Weitere Tipps sind:
- Gute Schlafhygiene mit festen Routinen und Zubettgehzeiten einhalten.
- Aktivitäten nach Energielevel planen und Prioritäten setzen.
- Achtsamkeits- und Entspannungsübungen in den Alltag integrieren.
Kognitive Einschränkungen: Chemo-Brain nach Brustkrebstherapie
Viele Menschen mit Brustkrebs berichten nach der Behandlung über Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit oder geistige Erschöpfung.3 Dieses Phänomen wird auch als „Chemo-Brain“ bezeichnet.
Bis zu 35 % der Brustkrebsüberlebenden berichten über kognitive Probleme.3
Tipps zum Umgang mit kognitiven Einschränkungen
Ein strukturiertes, wiederholtes Üben von bestimmten Aufgaben im Rahmen einer sogenannten kognitiven Rehabilitation kann kognitive Beeinträchtigungen bei Menschen mit Brustkrebs nachweislich verbessern.5 Sprich mit deinem Behandlungsteam, ob diese Maßnahme in deiner Situation sinnvoll ist.
Das kannst du selbst tun:
- Das Gehirn mit Denksportaufgaben oder Lernaktivitäten trainieren.
- Multitasking vermeiden und eine Aufgabe nach der nächsten angehen.
- Mit einem gesunden Lebensstil die Gehirngesundheit unterstützen.
Herzprobleme als Langzeitfolge bei Brustkrebs
Verschiedene Brustkrebstherapien können sich auf das Herz auswirken. Das kann langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder koronare Herzkrankheit erhöhen. Dabei können sich Beschwerden erst nach bis zu 20 Jahren nach der Therapie entwickeln.3 Solltest du Anzeichen für Herzbeschwerden bemerken, wie Kurzatmigkeit, Herzrasen oder Brustschmerzen, wende dich an dein Behandlungsteam.
Herzproblemen vorbeugen
Ausdauer- und Krafttraining vor, während und nach der Brustkrebsbehandlung kann dein Herz-Kreislauf-System stärken und das Herz möglicherweise vor schädlichen Einflüssen der Therapie schützen.6 Auch mit einer mediterranen Ernährung mit gesunden Fetten aus Fisch und pflanzlichen Ölen wie Olivenöl kannst du deine Herzgesundheit unterstützen.7
Osteoporose: Knochenschwund nach Antihormontherapie bei Brustkrebs
Insbesondere langfristige Antihormontherapien können die Knochendichte verringern und das Risiko für Knochenbrüche erhöhen.3 Der als Osteoporose bezeichnete Knochenschwund kann lange unbemerkt bleiben. Warnsignale können Kurzatmigkeit oder Schmerzen im unteren Rücken sein.8
Bei fast 80 % der Brustkrebsüberlebenden zeigt sich ein gewisser Grad an Knochenschwund.3
Osteoporose vorbeugen und behandeln
Mit verschiedenen Maßnahmen kannst du selbst dazu beitragen, das Risiko für Osteoporose zu verringern und deine Knochengesundheit zu unterstützen:8
- Nicht rauchen.
- Alkoholkonsum verringern.
- Gesundes Körpergewicht halten.
- Regelmäßig körperlich aktiv sein, einschließlich Krafttraining.
- Gesunde Ernährung pflegen – mit Lebensmitteln reich an Kalzium wie Milchprodukte, grünes Gemüse oder Nüsse.
Je nach individueller Situation kann es auch sinnvoll sein, Kalzium und Vitamin D in Absprache mit dem Behandlungsteam als Tabletten einzunehmen. Um Knochenbrüchen bei bestehender Osteoporose vorzubeugen, können Maßnahmen zur Sturzprophylaxe helfen, wie rutschfeste Teppiche, festes Schuhwerk und Gleichgewichtstraining.8
Hitzewallungen, Schlafstörungen und Co – Wechseljahresbeschwerden nach Brustkrebs
Viele Menschen erleben nach der Brustkrebstherapie verfrüht die Wechseljahre mit typischen Symptomen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafproblemen. Auch die Sexualität kann durch die vorzeitige Menopause – zusammen mit einem veränderten Körperbild – beeinträchtigt sein.3
Tipps zum Umgang mit Wechseljahresbeschwerden
Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung sowie der Verzicht auf Tabak und Alkohol können einige Symptome der vorzeitigen Menopause lindern. Bei Hitzewallungen kann es helfen, die Raumtemperatur zu senken und Auslöser wie Stress oder scharfe Gewürze zu meiden.9
Bei starken Beschwerden, sexuellen Problemen oder depressiven Verstimmungen solltest du aber ärztlichen Rat einholen. Ob gynäkologische oder psychoonkologische Begleitung oder medikamentöse Therapien – dein Behandlungsteam weiß, welche Maßnahmen dich am besten unterstützen können.

Im Interview gibt Psychoonkologin Hanna Bohnenkamp Einblicke, wie Betroffene und Angehörige bei einer Brustkrebstherapie von psychoonkologischer Unterstüzung profitieren können. Hier weiterlesen >>>
Unsicherheit und Angst vor Rückfällen bei Brustkrebs
Die Angst, dass der Krebs zurückkommen könnte, ist bei vielen Brustkrebsüberlebenden allgegenwärtig. Hinzu kommen möglicherweise finanzielle Sorgen, Zweifel über die Therapieentscheidung oder langfristige Nebenwirkungen. Diese Unsicherheiten können die mentale sowie körperliche Gesundheit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken.10,11
Umso wichtiger ist es, dass du offen über Sorgen und Ängste sprichst. Ziehe die Familie oder den Freundeskreis in deine Gedanken mit ein. Hilfreich kann auch der Austausch mit anderen Betroffenen sein, beispielsweise in Selbsthilfegruppen oder Internetforen.

Wie wertvoll der Austausch mit anderen Betroffenen sein kann, berichtet Brustkrebsbetroffene Nicole. Ihre digitale Empfehlung: die App Focus Me. Mehr erfahren >>>
Auch Angehörige von Brustkrebsbetroffenen finden Unterstützung bei Selbsthilfegruppen.
Versuche, dich auf den Moment zu fokussieren, statt dich in „Was wäre, wenn“-Szenarien zu verlieren. Und scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dein Behandlungsteam kann dir eine psychoonkologische Begleitung vermitteln.
Unterstützung bei Langzeitnebenwirkungen nach Brustkrebs
Langzeitnebenwirkungen nach Brustkrebs sind keine Seltenheit, aber du musst sie nicht einfach hinnehmen. Durch gezielte Maßnahmen und einen bewussten Umgang kannst du selbst dazu beitragen, deine Lebensqualität zu verbessern. Sprich mit deinem Behandlungsteam und finde Unterstützung im Austausch mit anderen Betroffenen – du bist nicht allein!

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Viele weitere Tipps, Informationen und Erfahrungsberichte zum Umgang mit einer Krebserkrankung du unter dem Menüpunkt Mit Krebs leben.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00025512
Quellen
¹ Heins MJ et al. Adverse health effects after breast cancer up to 14 years after diagnosis; Breast. 2022;61:22-28. doi: 10.1016/j.breast.2021.12.001, zuletzt abgerufen am 27.02.2025.
² Lovelace DL et al. Long-Term Effects of Breast Cancer Surgery, Treatment, and Survivor Care; J Midwifery Womens Health. 2019;64:713-724. doi: 10.1111/jmwh.13012, zuletzt abgerufen am 27.02.2025.
³ Gegechkori N et al. Long-Term and Latent Side Effects of Specific Cancer Types. Med Clin North Am. 2017;101:1053-1073. doi: 10.1016/j.mcna.2017.06.003, zuletzt abgerufen am 27.02.2025.
⁴ www.csp.org.uk/system/files/csp_so_your_patient_has_cancer.pdf, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
⁵ Runowicz CD et al. American Cancer Society/American Society of Clinical Oncology Breast Cancer Survivorship Care Guideline. CA Cancer J Clin. 2016;66:43-73. doi: 10.3322/caac.21319, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
⁶ Tranchita E et al. The Beneficial Role of Physical Exercise on Anthracyclines Induced Cardiotoxicity in Breast Cancer Patients. Cancers (Basel). 2022;14:2288. doi: 10.3390/cancers14092288, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
⁷ https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/mediterrane-ernaehrung, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
⁸ https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/4443-osteoporosis, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
⁹ Santen RJ et al. Managing Menopausal Symptoms and Associated Clinical Issues in Breast Cancer Survivors. J Clin Endocrinol Metab. 2017;102:3647-3661. doi: 10.1210/jc.2017-01138, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
¹⁰ Maheu C et al. Fear of Cancer Recurrence, Health Anxiety, Worry, and Uncertainty: A Scoping Review About Their Conceptualization and Measurement Within Breast Cancer Survivorship Research. Front Psychol. 2021;12:644932. doi: 10.3389/fpsyg.2021.644932, zuletzt abgerufen am 05.03.2025.
¹¹ Lee I und Park C. The mediating effect of social support on uncertainty in illness and quality of life of female cancer survivors: a cross-sectional study. Health Qual Life Outcomes. 2020;18:143. doi: 10.1186/s12955-020-01392-2, zuletzt abgerufen am 2025.