Krebs verstehen – was ist das eigentlich?
Krebs ist das Wort mit K, das niemand gerne sagt oder hört. Aber was ist Krebs eigentlich? Warum heißt die Erkrankung wie ein Krustentier? Was bewirkt sie im Körper? Wie stehen die Chancen auf Heilung? Ein Überblick.
Das Wort „Krebs“ löst in jedem von uns etwas aus: Meist ist es Angst – denn fast jeder kennt jemanden, der diese Diagnose schon bekommen hat. Wir bekommen dieses ungute Gefühl, weil wir oft zu wenig über die Erkrankung wissen, vielleicht, weil wir nicht offen über sie sprechen, vielleicht, weil wir zu wenigMut machende Geschichten kennen. Mit dem K Wort wollen wir das ändern. Denn Wissen über die Krankheit und ihre vielen Facetten kann die Angst ein wenig nehmen und Kraft für ihre Bewältigung spenden.
Krebs ist nicht gleich Krebs
„Krebs an sich“ gibt es nicht. Krebs ist vielmehr ein Sammelbegriff für komplexe Erkrankungen, die jedes Organ im Körper befallen können. Die mehr als 300 bisher bekannten, verschiedenen Krebsarten unterscheiden sich voneinander.1
Die einzelnen Krebserkrankungen sind so individuell wie die Menschen. Eine Gemeinsamkeit ist, dass veränderte Zellen im Körper plötzlich beginnen, sich unkontrolliert zu vermehren – ein Tumor entsteht. Ansonsten überwiegen die Unterschiede: So sind einige Krebsformen sehr aggressiv, während andere langsam voranschreiten. Mit einigen Krebsarten kann man lange Zeit gut leben, andere können die Lebenserwartung erheblich verkürzen.
Manche Krebsformen wie Brust- oder Darmkrebs kommen häufig vor, andere treten eher selten auf, beispielweise Leber- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Klar ist aber, dass Krebs keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern macht. Die Erkrankung kann Männer und Frauen gleichermaßen treffen. Außerdem ist Krebs in allen Altersklassen anzutreffen – vom Kleinkind bis zum Hochbetagten ist im Prinzip niemand vor der Erkrankung sicher. Allerdings steigt das Krebsrisiko mit zunehmendem Alter, vor allem ab etwa 60 Jahren, deutlich an.2
Krebs hat eine lange Geschichte
Schon im alten Ägypten war die Erkrankung bekannt. Die älteste Beschreibung einer Brustkrebsbehandlung mit einem Feuerbohrer findet sich in einem Dokument aus dem Jahr 1.600 vor Christus. Ihren Namen erhielt die Erkrankung aber erst rund 1.200 Jahre später: Hippokrates, der wohl bekannteste Arzt der Antike, untersuchte damals bösartige Geschwulste an verschiedenen Organen. Deren Form und Aussehen – vor allem auch der Blutgefäße in der direkten Umgebung – erinnerten den Griechen an Krebse mit ihren zahlreichen Beinen und Fangscheren. Daher gab er ihnen den Namen „karkinos“ – das griechische Wort für Krebs.4
Schon die alten Ägypter kannten Krebs.
Wie Krebs entsteht
Seit Hippokrates hat die Forschung eine Menge über Krebs herausgefunden. So weiß man heute, dass das Erbgut in den Körperzellen den Ausgangspunkt bildet. Rund 40 Billionen Zellen arbeiten in unserem Körper zusammen. Läuft bei der Vermehrung der Zellen etwas schief, sind sie und auch das Immunsystem bestrebt, diese Fehler wieder zu reparieren. Hat sich das Erbgut verändert, spricht man von Mutation – dann kann es zur unkontrollierten Vermehrung der betroffenen Zellen kommen.5
Was Krebs im Körper verursacht
Die betroffenen Körperzellen geraten außer Kontrolle und tun, was sie eigentlich nicht tun sollen: Anstatt im natürlichen Prozess abzusterben, wachsen und teilen sie sich immer weiter. Dann wandern sie von ihrem eigentlichen Platz im Körper in umliegendes Gewebeweiter, verdrängen und zerstören dieses, ohne eine konstruktive Funktion zu übernehmen. Doch damit nicht genug: Oft breiten sie sich außerdem über Blutgefäße oder das Lymphsystem weiter im Körper aus und bilden Absiedlungen an anderen Stellen und Organen, sogenannte Metastasen.7
Risikofaktoren für Krebs
Es sind einige interne und externe Faktoren bekannt, die das Entstehen einer Krebserkrankung begünstigen. Dazu gehören vor allem Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, bestimmte Viren, die an der Entstehung von Krebs beteiligt sein können, chemische Substanzen, Strahlung, Veranlagung und zunehmendes Alter. Doch obwohl Medizinerinnen und Mediziner heute schon sehr viel über die Entstehung von bösartigen Tumoren wissen und zahlreiche Risikofaktoren bekannt sind, lässt sich häufig nicht sagen, warum ein Mensch Krebs bekommt. Auch der Zufall spielt hier eine Rolle.
Verbesserte Behandlungsmöglichkeiten
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, stetig gestiegen.
Je nach Krebsart, Erkrankungsstadium und Tumoreigenschaften können heute schon mehr als die Hälfte der Krebspatientinnen und -patienten auf dauerhafte Heilung hoffen.8 Das liegt neben einer besseren Früherkennung auch daran, dass Diagnose- und Behandlungsmethoden wie Operation, Strahlentherapie oder medikamentöse Therapiemöglichkeiten immer weiterentwickelt werden.
Zudem gibt es bei einigen Krebsarten weitere vielversprechende Methoden wie Antikörper- und Immuntherapien. Sie bekämpfen im Gegensatz zur Chemo- und Strahlentherapie nicht den Tumor selbst, sondern unterstützen die Immunabwehr bei der Bekämpfung der entarteten Zellen. Da inzwischen viel über die Eigenschaften von Krebszellen bekannt ist, können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerdem zielgerichtete Therapien entwickeln, die sich genau diese Eigenschaften zunutze machen und die bösartigen Zellen viel effizienter angreifen können.9
Patientinnen und Patienten bekommen immer häufiger eine personalisierte Krebstherapie, die möglichst passgenau auf die Eigenschaften des individuellen Tumors zugeschnitten ist. Es ist also durchaus möglich, dass zwei Menschen an Lungenkrebs erkrankt sind, aber unterschiedliche Therapien angewendet werden.
Ob eine Patientin oder ein Patient von diesen modernen Therapien profitieren kann, lässt sich mithilfe einer Tumortestung herausfinden.
Viele Schritte sind auf diesem Weg schon getan – durch die Kombination klassischer Ansätze wie Chemo- und Strahlentherapie mit innovativen Therapieverfahren steigen die Heilungschancen von Krebspatientinnen und -patienten. Die weitere Forschung und Entwicklung im Bereich der personalisierten Krebsmedizin ist in vollem Gange und verspricht in absehbarer Zeit weitere vielversprechende Therapieansätze.
Einer Studie zufolge geht fast die Hälfte aller Krebserkrankungen auf Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Übergewicht zurück.10
Weltkrebstag: Sensibilisierung für das Thema Krebs
Jährlich am 4. Februar ist Weltkrebstag. Seit 2006 gibt es an diesem Tag weltweit Aktionen, um die Menschen über die Möglichkeiten zur Vorsorge, Früherkennung und Behandlung von Krebs zu informieren. Die Welt-Krebsorganisation Union for International Cancer Control (UICC) hat den Weltkrebstag ins Leben gerufen. Er wird jedes Jahr von verschiedensten nationalen Institutionen unterstützt. In Deutschland engagiert sich zum Beispiel die Deutsche Krebshilfe. Ziel ist es, durch Aufklärung über Vorsorgemaßnahmen die Zahl der Neuerkrankungen, die in Deutschland bei rund 500.000 Fällen im Jahr liegt, deutlich zu senken.11
Das Wichtigste in Kürze
- Es sind mehr als 300 verschiedene Krebsarten bekannt.
- Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs sind die häufigsten Krebsformen.
- Jährlich gibt es rund 500.000 Neuerkrankungen in Deutschland.
- Studien zufolge könnten ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorge fast die Hälfte aller Neuerkrankung verhindern. Eine Garantie, dass ein solcher Lebensstil eine mögliche Erkrankung verhindert, gibt es jedoch nicht.
- Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Viren, die an der Entstehung von Krebs beteiligt sein können, chemische Substanzen, Strahlung, Veranlagung und Alter begünstigen Krebs.
- Die Überlebenschancen sind heute deutlich höher als noch vor einigen Jahrzehnten – dank verbesserter Früherkennungs-, Diagnose und Behandlungsmethoden.
- Immer mehr Menschen mit Krebs können heute langfristig geheilt werden.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00016810
Quellen
¹ https://www.staerkergegenkrebs.de/krebsarten/,zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
² https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Kurzbeitraege/Archiv2018/2018_4_Thema_des_Monats_lebensverlauf.html, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
³ https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/kid_2021_c00_97_krebs_gesamt.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
⁴ https://www.bayerische-krebsgesellschaft.de/informationen/fakten-ueber-krebs/was-ist-krebs/?L=0,zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
⁵ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/wie-krebs-entsteht.html, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
⁶ https://www.nct-dresden.de/das-nctucc-dresden/newsroom/pressemitteilungen/details/besteht-in-meiner-familie-ein-erhoehtes-krebsrisiko.html, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
⁷ https://www.gesundheitsinformation.de/wie-krebszellen-wachsen-und-sich-ausbreiten.html, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
⁸ https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/krebsstatistiken.php. zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
⁹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/immunonkologie-mit-dem-immunsys.html, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
¹⁰ https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)01438-6/fulltext#%20, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.
¹¹ https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Krebs_gesamt/krebs_gesamt_node.html, zuletzt abgerufen am 19.05.2023.