Brustkrebs: Symptome, Diagnose und Therapie
Brustkrebs (Mammakarzinom) ist eine bösartige Gewebeveränderung in der Brust. Mit zuletzt 71.375 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Wenn er früh erkannt wird, sind die Heilungsaussichten gut. An welchen Symptomen du Brustkrebs erkennen kannst und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfährst du hier.
Die weibliche Brust besteht zum größten Teil aus Fett- und Drüsengewebe und ist von zahlreichen Blut- und Lymphgefäßen durchzogen. Hormonelle Schwankungen z. B. bei Menstruation oder Schwangerschaft verändern ihr Gewebe. Die Brust reagiert sehr sensibel und bei jeder Frau etwas anders. Genauso individuell und vielfältig sind auch Tumorerkrankungen der Brust. In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, die verschiedenen Brustkrebsarten genauer zu erforschen und dabei wichtige, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Je genauer der Tumortyp beschrieben werden kann, desto individueller kann die Therapie erfolgen.
Wie häufig ist Brustkrebs?
Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Vor allem ab dem 40. Lebensjahr steigt das Erkrankungsrisiko.1 Denn je öfter sich eine Zelle teilt, desto höher ist das Risiko, dass bei der Teilung ein Fehler passiert und Zellen entarten. Auch Männer können an Brustkrebs erkranken: Laut Robert Koch-Institut waren 2020 in Deutschland rund 740 Männer betroffen.1
Das mittlerweile etablierte systematische Brustkrebs-Screening trug vorübergehend dazu bei, dass in Europa und Nordamerika die Zahlen der diagnostizierten Frauen in diesen Regionen anstiegen. Inzwischen hat man festgestellt, dass in der Altersgruppe zwischen 50 und 75 Jahren weniger Frauen an fortgeschrittenen Tumoren erkranken als vor Einführung der systematischen Brustuntersuchung. Die Früherkennung trägt dazu bei, dass Brustkrebs häufiger in einem Stadium erkannt wird, in dem eine Chance auf Heilung besteht.1
Heute weiß man außerdem, dass „Mammakarzinom“ ein Überbegriff für viele verschiedene Typen der Erkrankung ist: Brustkrebs ist also nicht gleich Brustkrebs. Jeder Tumor hat spezifische Merkmale, die für die weitere Behandlung eine wichtige Rolle spielen.
Zu den Merkmalen, die Brustkrebszellen aufweisen können, gehören verschiedene Bindungsstellen, sogenannte Rezeptoren. Hier können körpereigene Stoffe „andocken“, wie zum Beispiel Hormone oder Wachstumsfaktoren. Drei Rezeptortypen sind schon sehr gut erforscht: Die beiden Hormonrezeptoren für die Geschlechtshormone Östrogen (kurz ER, abgeleitet vom Englischen Estrogen Receptor) und Progesteron (kurz PR, abgeleitet vom Englischen Progesterone Receptor) sowie HER2 (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor Typ 2).
Der Östrogenrezeptor (ER), der Progesteronzrezeptor (PR) und der HER2-Rezeptor werden bei Brustkrebs routinemäßig als Biomarker bestimmt, da gegen sie zielgerichtete Therapien zur Verfügung stehen.
Besitzen die Brustkrebszellen die Hormonrezeptoren, wächst der Tumor hormonabhängig und eine Antihormontherapie kann das Tumorwachstum stoppen. Befinden sich HER2-Rezeptoren auf den Krebszellen, kann eine HER2-gerichtete Antikörpertherapie den Tumor bekämpfen. Fehlen diese drei Rezeptoren, sind beispielsweise eine Antihormontherapie und die HER2-gerichtet Antikörpertherapie wirkungslos. Diese Tumore werden als HER2-negativ, Hormonrezeptor negativ oder als triple-negativ (TNBC) bezeichnet. 2
Ursachen und Risikofaktoren von Brustkrebs
Faktoren wie Ernährung und Lebensgewohnheiten beeinflussen das Erkrankungsrisiko. Dazu zählen Rauchen, ein erhöhter Alkoholkonsum (> 20 mg / Tag), ein Body-Mass-Index über 35 besonders nach der Menopause sowie Bewegungsmangel. Hormone können ebenfalls eine Rolle spielen. Eine hormonelle Ersatztherapie gegen Wechseljahresbeschwerden, aber auch die „Pille“, verändern den Östrogen- und Gestagenhaushalt des Körpers und erhöhen vorübergehend das Brustkrebsrisiko.3 Doch es gibt auch andere Faktoren, die eine Brustkrebserkrankung begünstigen.
Genetische Veranlagung für Brustkrebs
Etwa fünf bis zehn Prozent aller erkrankten Frauen haben eine Genveränderung, die sie für Brustkrebs anfälliger macht. Frauen mit einer Mutation des BRCA-1- oder BRCA-2-Gens (abgeleitet vom Englischen Breast Cancer) haben ein ca. 70-prozentiges Risiko an Brustkrebs zu erkranken.4 Wenn Brustkrebs gehäuft in der Familie aufgetreten ist, kann das ein Hinweis für ein erhöhtes Risiko sein.
Trägerinnen dieser Genmutation haben außerdem ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs zu erkranken. Ein Hinweis für erblich bedingten Eierstockkrebs kann vorliegen, wenn in der Familie bereits Brust- oder Eierstockkrebs vorgekommen sind. Dann kannst du dich in einem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs beraten lassen und einen Gentest machen lassen. Bei einem erhöhten Erkrankungsrisiko übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Mehr dazu findest du in unserem Beitrag zu Eierstockkrebs.
Aktuell haben Forscherinnen und Forscher neben den BRCA-1- oder BRCA-2-Genen weitere Risikogene identifiziert, darunter ATM (Ataxia teleangiectasia mutated), CHEK2 (Checkpoint kinase 2) und PALB2 (Partner and localizer of BRCA2). Dass solche Genmutationen auch die Tumoreigenschaften beeinflussen und das Brustkrebsrisiko erhöhen können, zeigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt im Rahmen einer groß angelegten Studie.5
Die Unterschiede in den Tumoreigenschaften können Auswirkungen auf die Behandlung haben, besonders im Rahmen der zielgerichteten Therapien. Die Studie verdeutlicht darüber hinaus, welche Gene eine untergeordnete Rolle bei Brustkrebs spielen. Dadurch ist es möglich, Frauen und Männer aus vorbelasteten Familien künftig genauer über genetischen Risiken aufzuklären und zu beraten.5
Eine prophylaktische Brustentfernung (Mastektomie) bei genetischer Veranlagung senkt das Erkrankungsrisiko um 90 bis 95 Prozent.
Eine vorbeugende Brustentfernung verringert bei vielen betroffenen Frauen die ständige Sorge, erkranken zu können. Andererseits haben Frauen, die regelmäßig zur Vorsorge gehen und sich für ein sorgfältiges Screening entscheiden, trotz ihres Erkrankungsrisikos eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie Frauen, die sich für eine Brustentfernung entschieden haben.6 Wie jede Operation ist auch eine Brustentfernung mit gewissen Risiken verbunden. Auch psychisch kann eine beidseitige Mastektomie belasten. Die Entscheidung für oder gegen eine vorbeugende Brustentfernung kannst du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt gemeinsam besprechen und sorgfältig für dich persönlich abwägen.
Symptome und Früherkennung von Brustkrebs
Gerade im Anfangsstadium bereitet Brustkrebs oft keine Beschwerden. Umso wichtiger ist es, dass du deine Brust regelmäßig sorgfältig selbst untersuchst. Wie das geht, erfährst du hier.
Selbstuntersuchung der Brust
70 Prozent der Frauen mit Brustkrebs geben an, einen Knoten selbst ertastet zu haben. Bereits kleine Knoten von wenigen Millimetern kannst du mit etwas Übung fühlen. Aber auch andere Veränderungen können auf Brustkrebs hinweisen und sollten besser von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden. 7
9 VERÄNDERUNGEN, DIE BESSER ÄRZTLICH ABGEKLÄRT WERDEN SOLLTEN:
- Die Größe der Brust hat sich ohne ersichtlichen Grund (Gewichtszunahme, Schwangerschaft) verändert.
- Beim Heben der Arme verformt sich eine Brust anders als die andere.
- Haut oder Brustwarze ziehen sich an einer Stelle ein oder die Brustwarze hat sich verändert, zum Beispiel durch Entzündungen.
- Eine Hautrötung im Brustbereich klingt nicht ab.
- Die Haut sieht an einer Stelle wie eine Orange aus oder schwillt an.
- Bei einer Brustwarze tritt wasserklare oder blutige Flüssigkeit aus.
- Die „Knotigkeit“ einer Brust nimmt an einer Stelle zu.
- Du ertastest Knoten in einer Brust oder Achselhöhle.
- Du hast Schmerzen an einer Stelle in einer Brust.
Keine Sorge – nicht hinter jeder Veränderung muss gleich ein bösartiger Tumor stecken. In den meisten Fällen sind diese Veränderungen harmlos. Dennoch empfiehlt es sich, solche Veränderungen auch außerhalb von Vorsorgeuntersuchungen von einer Ärztin oder einem Arzt abklären zu lassen.
Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs
Eine ärztliche Tastuntersuchung ist wichtiger Bestandteil der Früherkennung. Um auch kleine Veränderungen im Brustgewebe sichtbar machen zu können, hat sich die Mammographie bewährt. Bei diesem bildgebenden Verfahren wird mithilfe von Röntgenstrahlen jede Brust von zwei Seiten durchleuchtet.
Mammographie-Screening-Programm
Bist du zwischen 50 und 75 Jahre alt, steht dir eine Mammographie im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung alle zwei Jahre zu. Das Screening-Programm wird jedoch erweitert: Voraussichtlich ab dem 1. Juli 2024 können sich auch Frauen im Alter von 70 - 75 Jahren bei den sogenannten Zentralen Stellen für einen Untersuchungstermin anmelden. Dort wird geprüft, ob die Frau schon wieder anspruchsberechtigt ist. Die letzte Untersuchung muss mindestens 22 Monate her sein. Die schriftlichen Einladungen mit Terminvorschlag soll es dann ab 2026 für die Altersgruppe geben.15
Du wirst schriftlich zu einem konkreten Termin eingeladen. Eine Beratung oder Voruntersuchung findet beim Screening nicht statt. Zwei Radiologen begutachten die erstellten Bilder, das Ergebnis erfährst du nach etwa sieben Werktagen. Nur etwa die Hälfte aller eingeladenen Frauen nehmen an dem Screening-Programm teil – aus Angst vor der Diagnose oder Unwissenheit. Eine Studie zeigt, dass in der Altersgruppe der Frauen, die am Mammographie-Screening teilnehmen, inzwischen etwa 25 Prozent weniger Frauen an fortgeschrittenen Tumoren erkranken als vor Einführung des Screenings.1
In der Regel ist die Ultraschalluntersuchung eine gute Ergänzung zu anderen Untersuchungen. Besonders bei sehr dichtem Brustgewebe kann sie helfen, das Ergebnis einer Mammographie rasch abzuklären. Bei familiärer Vorbelastung sind regelmäßige Ultraschalluntersuchungen ab dem 25. Lebensjahr sinnvoll.7 Aufgrund fehlender Studien wird aktuell davon abgeraten, nur eine Ultraschalluntersuchung durchführen zu lassen, da es zu einer Erhöhung von falsch negativen Ergebnissen kommen kann - das heißt der Krebs würde nicht detektiert werden. Die sicherste Screeningmethode ist eine Kombination aller drei Methoden: einer Mammographie, eines Tastbefundes und eines Ultraschalls.
Wann zahlt die Kasse eine Ultraschalluntersuchung?
Eine Ultraschalluntersuchung gehört nicht zum normalen Krebsvorsorgeprogramm für Frauen ohne familiäres Brustkrebsrisiko. Ist dein Brustkrebsrisiko erhöht oder soll ein auffälliger Befund aus einer ärztlichen Vorsorgeuntersuchung abgeklärt werden, zahlt die Kasse einen Ultraschall.
Bei einer Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, werden Schichtaufnahmen des Gewebes gemacht. Einer belastenden Strahlung bist du nicht ausgesetzt. Auch bei sehr dichtem Gewebe macht eine MRT bereits kleine Tumorherde sichtbar. Zur Früherkennung von Brustkrebs wird sie nur bei Frauen mit familiärer Belastung empfohlen. Normalerweise ergänzt sie die Ultraschalluntersuchung und die Mammographie bei unklaren Befunden.7
Diagnose bei Brustkrebs
Nicht jede Veränderung des Brustgewebes ist problematisch. Beispielsweise bilden sich bei vielen Frauen vor der Monatsblutung knotige Verdichtungen, die nach der Periode wieder verschwinden. Zyklusunabhängige Knoten können auch aus Fett-, Drüsen- oder Bindegewebszellen sein: Lipome (gutartige Fettgeschwulste), Fibroadenome (gutartige Knoten aus Drüsen- und Bindegewebe) oder Zysten, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.
Ductales Carcinom in situ – Vorstufe von Brustkrebs
Bei der Mammographie werden gelegentlich kleine Veränderungen, sogenannter Mikrokalk, in den Milchgängen sichtbar, die eine Vorstufe von Brustkrebs anzeigen können. Die Kalkablagerungen können unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel eine Stoffwechselstörung oder Diabetes. Mikrokalk lagert sich häufig im Bereich leicht veränderter Zellen an. Medizinerinnen und Mediziner sprechen von einem Ductalen Carcinom in situ (DCIS). Anders als Krebszellen haben diese Zellen keine Neigung, sich in das umgebende Gewebe oder über Blut- und Lymphbahnen im Körper auszubreiten. Bisher kann man nicht zuverlässig voraussagen, ob und wann sich aus diesen Zellen Krebs entwickeln wird. Daher empfiehlt es sich, einen solchen Befund ausführlich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt zu besprechen.8
Klassifikation – Der Tumortyp ist entscheidend
Hat deine Ärztin oder dein Arzt den Verdacht, dass es sich um eine bösartige Veränderung handelt, wird sie oder er dir zu einer Biopsie, also einer Gewebeprobe raten. Gemäß der Leitlinienempfehlung wird das eine minimal-invasive Biopsie sein, bei der Gewebe mittels einer Hohlnadel entnommen wird. Die Wunde ist klein, der Eingriff erfolgt ambulant und du kannst in der Regel am selben Tag wieder nach Hause.7
Anders bei einer Exzisionsbiopsie: Hier wird unter Vollnarkose eine größere Gewebemenge entnommen und du bleibst nach dem Eingriff meist kurz im Krankenhaus. Die genommene Gewebeprobe gibt Auskunft über viele Eigenschaften des Tumors: Geht er zum Beispiel von den Milchgängen oder vom Drüsengewebe der Brust aus? Oder wie aggressiv wächst er? Diese und andere Tumoreigenschaften bestimmen die weitere Behandlung, den Krankheitsverlauf und die Prognose.
Wie bei anderen Krebsarten, wird auch bei Brustkrebs Art und Ausbreitung des Tumors genau beschrieben: Die TNM-Klassifikation unterscheidet Größe und Ausdehnung des Tumors.7 Die vier verschiedenen Stadien der Erkrankung werden aus dieser TNM-Klassifikation abgeleitet. In den Stadien I und II wird meist nicht nach Metastasen gesucht, da der Tumor sehr wahrscheinlich noch nicht gestreut hat. In den Stadien III und IV kann eine Computertomographie (CT) klären, ob Metastasen vorliegen. Weitere Informationen zu metastasiertem Brustkrebs findest du hier.
93 Prozent der Erstdiagnosen erfassen Brustkrebs im gut behandelbaren örtlich begrenzten Stadium.10 Das bedeutet:
1. Der Brustkrebs ist nachweisbar, hat aber noch nicht in andere Organe gestreut.
2. Die Krebszellen haben sich nicht oder nur wenig in benachbarte Lymphknoten ausgebreitet.
Bestimmte Tumoreigenschaften geben weitere Anhaltspunkte darüber, wie der Tumor am besten erfolgreich behandelt werden kann. Reagieren die Tumorzellen zum Beispiel empfindlich auf die Hormone Östrogen oder Progesteron, kann ihr Wachstum durch eine Antihormontherapie gebremst werden. Im Labor wird nach solchen speziellen Eigenschaften der Krebszelle gesucht.
Nichts überstürzen nach der Diagnose
Wurde bei dir Brustkrebs diagnostiziert, nimm dir ausreichend Zeit und sammle Informationen über die Erkrankung. Dein Behandlungsteam wird dich gut informieren. Es wird dich auch auf die Möglichkeit zu einer zweiten ärztlichen Meinung hinweisen. Sobald du alles verstanden hast, kannst du eine Entscheidung zu deiner weiteren Behandlung treffen.
Therapie und Behandlung von Brustkrebs
Außer den individuellen Eigenschaften des Tumors berücksichtigen dein Behandlungsteam auch deinen allgemeinen Gesundheitszustand und Wünsche bei der Planung deiner optimalen Therapie. Die klassischen Behandlungsansätze eines frühen Mammakarzinoms sind Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung. Sie werden je nach Tumortyp durch endokrine Therapien (Antihormontherapien) oder seit einigen Jahren auch durch innovative zielgerichtete Therapien (unter anderem die Antikörpertherapie oder Immuntherapie) ergänzt.11
Beim fortgeschrittenen (metastasiertem) Brustkrebs können eine Antihormontherapie, eine Chemotherapie und zielgerichtete Therapien zum Einsatz kommen. Metastasen werden entsprechend ihrer Lage behandelt, z. B. durch eine Operation, eine Bestrahlung oder medikamentös.12 Oft werden unterschiedliche Therapieformen miteinander kombiniert, um eine bessere Wirksamkeit zu erzielen.
Fertilitätssicherung: Brustkrebs und Fruchtbarkeit
Du möchtest nach der Therapie noch schwanger werden? Eine Chemotherapie kann die Eierstöcke und Eizellen schädigen, sowohl vorübergehend als auch dauerhaft. Es besteht die Möglichkeit, Eizellen oder Eierstockgewebe vor der Therapie einzufrieren (sogenannte Kryokonservierung), um nach überstandener Krankheit schwanger zu werden. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Entnahme, Konservierung und Lagerung von Eizellen und Samenzellen. Krebskranke Frauen bis zum 40. Lebensjahr und Männer bis zum 50. Lebensjahr können in der Regel diese Maßnahmen als Versicherungsleistung in Anspruch nehmen. Da die Medikamente, die Frauen zur Stimulation vor der Eizellengewinnung verabreicht werden, aktuell erst ab 18 Jahren zugelassen sind, gilt diese Regelung derzeit nur für erwachsene Frauen.13
Sprich deine Ärztin oder deinen Arzt darauf an! Mehr Informationen findest du auch in unserem Beitrag Kinderwunsch mit Krebs.
Operation eines Mammakarzinoms
Die erste therapeutische Maßnahme ist häufig eine Operation. Gerade kleinere Tumoren werden meist direkt operativ entfernt, bevor andere Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen. Besonders bei früh erkanntem Brustkrebs, der noch kein umliegendes Gewebe oder Lymphknoten befallen hat, kann der Tumor im besten Fall vollständig entfernt werden. Die meisten OPs können brusterhaltend erfolgen. Muss die befallene Brust entfernt werden (Mastektomie), kann sie häufig bereits während der Operation chirurgisch wieder aufgebaut werden.11
Eine Behandlung nach der Operation wird als adjuvante Therapie bezeichnet. Mittlerweile bekommen jedoch viele Patientinnen eine neoadjuvante Therapie, also schon vor der Operation. Die neoadjuvante Therapie dient dazu den Tumor zu verkleinern, um beispielsweise brusterhaltend operieren zu können oder um die Wirkung der Medikamente auf den Tumor festzustellen. Das Ansprechen auf die Therapie wird im Rahmen der Operation pathologisch untersucht und hat Einfluss auf die weitere Therapie.
Strahlentherapie bei Brustkrebs
Eine Strahlentherapie wird beim Mammakarzinom meist ergänzend zu einer OP eingesetzt, um das Rückfallrisiko zu verringern. Dabei werden die Brust und das sogenannte Tumorbett bestrahlt. Durch die Strahlen wird das Erbmaterial der Zellen geschädigt und sie sterben ab. So können Tumorzellen gezielt an einer Stelle oder in einem Bereich zerstört und die Heilungschancen deutlich verbessert werden. In der Regel erfolgt eine ambulante Strahlentherapie innerhalb von acht Wochen nach der OP. Kommt nach der Operation zusätzlich eine Chemotherapie zum Einsatz, erfolgt die Bestrahlung erst im Anschluss daran.11
Medikamentöse Therapien bei Brustkrebs
Zur Behandlung von Brustkrebs stehen eine Reihe medikamentöser Ansätze und Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung: z. B. Chemotherapie, die HER2-Antikörpertherapie oder die Krebsimmuntherapie.11,12 Klicke auf die Therapiemöglichkeiten, um zu erfahren, in welchen Stadien der Erkrankung diese Behandlungsoptionen infrage kommen und wie sie wirken!
Unser Immunsystem bekämpft nicht nur von außen kommende Krankheitserreger, sondern auch kranke Körperzellen im Inneren – und somit auch Krebszellen. Die Krebszellen können ihrerseits die körpereigene Abwehr jedoch regelrecht „ausbremsen“. Hier setzen neue Krebsimmuntherapien an: Sie können diese Bremsen wieder lösen. Sie bekämpfen also den Tumor nicht direkt, sondern helfen dem Immunsystem, Krebszellen zu zerstören.
Chemotherapie mit Zytostatika
Die Chemotherapie basiert darauf, dass die schnell wachsenden Krebszellen – ähnlich wie schnell wachsende gesunde Zellen – besonders empfindlich für bestimmte Substanzen sind. Sogenannte Zytostatika können die Tumorzellen am Wachstum hindern. Da das Medikament im ganzen Körper, also systemisch, wirkt, kann es auch Krebszellen töten, die sich im Körper verteilt und eventuell Metastasen gebildet haben. Je nach individuellem Rückfallrisiko ist eine Chemotherapie nicht notwendig. Bei hormonrezeptor-positiven Tumoren (HR+), kann gegebenfalls ein Genexpressiontest genutzt werden, um die Notwendigkeit der Chemotherapie zu klären.
Zielgerichtete Therapien
Spezielle Merkmale unterscheiden Krebszellen von gesunden Zellen. Genau das macht sie auch angreifbar für die neuartigen zielgerichteten Therapien. Zum Beispiel haben einige Tumorzelltypen vermehrt Bindungsstellen, sogenannte Rezeptoren, für bestimmte Wachstumsfaktoren (HER2) und können sich dadurch besonders schnell vermehren.
Zu der Gruppe der zielgerichteten Therapien zählt unter anderem die Antikörpertherapie. Antikörper dienen der Abwehr von Krankheitserregern. Sie kommen in unserem Organismus vor, können jedoch auch künstlich im Labor hergestellt werden. Eine Antikörpertherapie wirkt nicht im ganzen Körper, sondern richtet sich gegen spezielle Eigenschaften der Krebszellen:
Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip docken die Antikörper nur an bestimmte Zellen im Körper an, die spezielle Eigenschaften besitzen. Dort können Rezeptoren gezielt blockiert, Signalwege unterbunden und so das Wachstum der Tumorzellen gehemmt werden. Gesunde Zellen werden zum großen Teil verschont und dadurch sind die Nebenwirkungen der Therapie vergleichsweise gering.
Zielgerichtete Therapien können mit anderen Therapien kombiniert werden, z. B. Antikörpertherapie gegen HER2 mit Chemotherapie, Immuntherapie mit Chemotherapie oder CDK4/6-Inhibitoren mit Hormontherapie. ADCs, sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (Englisch: Antibody-Drug Conjugate), sind eine besondere Form der Kombination von zielgerichteter Therapie und Chemotherapie. Denn hierbei wird das Zytostatikum an den Antikörper gebunden.
Antihormontherapie
Zwei Drittel aller Mammakarzinome besitzen Rezeptoren für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, die das Wachstum von hormonabhängigen Tumorzellen stimulieren. Antiöstrogene, Aromatasehemmer oder sogenannte GnRH-Analoga bremsen oder stoppen das Tumorwachstum.
Klinische Studien
Auch klinische Studien können eine Therapieoption sein. Besonders für an Brustkrebs erkrankte Frauen, für die es noch keine zufriedenstellende Therapie gibt, kann die Teilnahme an einer klinischen Studie eine alternative innovative Behandlungsmethode bieten. Ob für dich die Teilnahme an einer klinischen Studie infrage kommt, besprichst du am besten mit deinem Behandlungsteam. Im Internetportal der Deutschen Gesellschaft für Senologie kannst du nach aktuellen Studien eines nahegelegenen Studienzentrums suchen, die zu deiner Diagnose passen.
Nebenwirkungen der Therapie bei Brustkrebs
Deine Ärztin oder dein Arzt stimmt die Therapie mit dir auf deine individuelle Situation ab. Dabei werden auch mögliche Nebenwirkungen berücksichtigt und mit dem Nutzen einer Therapiemaßnahme abgewogen. Operation, Strahlen- und medikamentöse Therapie können eine Reihe von Beeinträchtigungen verursachen. Wie du damit umgehen kannst, erfährst du hier. Bereits im Vorfeld oder während der Therapie kannst du sie günstig beeinflussen, zum Beispiel durch Medikamente gegen Übelkeit. Nach dem Ende der Therapie klingen die Nebenwirkungen häufig ab.
Prognose bei Brustkrebs
Brustkrebs wird dank umfassender Untersuchungen zur Früherkennung immer früher entdeckt. Die Erkrankung kann dann mit guten Aussichten auf Heilung therapiert werden. Die meisten Betroffenen – etwa 88 Prozent – überleben ihre Erkrankung langfristig.1
Nachsorge bei Brustkrebs
Auch nach Abschluss deiner Therapie wirst du im Rahmen eines Nachsorgeprogramms mindestens fünf Jahre lang ärztlich betreut. Deine Ärztin oder dein Arzt kontrolliert, ob erneut Krebszellen vorhanden sind. Da ein Rezidiv meist in den ersten drei Jahren auftritt, finden die Termine zunächst drei Jahre lang etwa alle drei Monate statt, später meistens nur noch einmal im Jahr.14
Die Abstände können auch individuell abweichen. Zusätzlich kann deine Ärztin oder dein Arzt dir Adressen für eine psychoonkologische Beratung nennen, wenn du das möchtest. Auf dem K Wort findest du auch Informationen zur Psychoonkologie.
Hilfreiche Adressen bei Brustkrebs
Hier findest du Krebsberatungsstellen in deiner Nähe für dich und deine Angehörigen
Zertifizierte onkologische Zentren findest du hier:
Suchmaske mit Filtermöglichkeiten, die Ergebnisse aus über 1.300 zertifizierten Brustkrebszentren europaweit zeigt
Erfahre mehr über familiäres Brustkrebsrisiko, Genanalyse und Prävention
Broschüre „Soziale Informationen“ der Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.
Die Adresse einer Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe findest Du unter:
Informationen direkt von der AG für Gynäkologische Onkologie
Hier findest du psychotherapeutische und psychoonkologische Unterstützung in deiner Nähe.
Aktuelle medizinische Informationen über die Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Eierstockkrebs findest Du regelmäßig im Eierstockkrebs-Magazin Mamma Mia.
Informationsmaterial rund um das Thema Brustkrebs findest Du auch in den blauen Ratgeberbroschüren der Krebshilfe oder im Internet
Zusammenfassung
- Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel. Bei etwa 5 bis 10 Prozent der Frauen spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle.
- Symptome wie bestimmte Veränderungen der Brust oder der Lymphknoten kannst Du auch selbst durch Tastuntersuchungen gut feststellen. Taste darum einmal im Monat Deine Brust ab und nimm regelmäßige Untersuchungen zu Früherkennung war. Früh erkannt sind die Chancen auf Heilung gut.
- Es gibt verschiedene Arten von Brustkrebs mit unterschiedlichen Tumorzellen. Von ihnen und ihren spezifischen Eigenschaften hängt ab, wie der Tumor sich entwickelt und wie er behandelt wird. In den letzten Jahren wurden neue vielversprechende therapeutische Möglichkeiten für Brustkrebs entwickelt.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00018041
Quellen
¹ https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2023/kid_2023_c50_brust.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am 20.12.2023
² https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/tumorbiologie.html, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
³ Mørch LS et al. Contemporary Hormonal Contraception and the Risk of Breast Cancer. N Engl J Med 2017; 377(23):2228–2239, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
⁴ https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-familiaerer-brust-u-eierstockkrebs.pdf, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
⁵ Breast Cancer Risk Genes — Association Analysis in More than 113,000 Women. Breast Cancer Association Consortium*, N Engl J Med 2021; 384:428–439
⁶ Kurian AW et al. Use of and mortality after bilateral mastectomy compared with other surgical treatments for breast cancer in California, 1998-2011. JAMA 2014; 312: 902–914
⁷ Krebshilfe | Blaue Ratgeber Brustkrebs, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
⁸ https://www.aerzteblatt.de/archiv/174861/Duktales-Carcinoma-in-situ-(DCIS)-Zeit-fuer-einen-Wandel, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
⁹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/klassifikation.html, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
¹⁰ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/erkrankungsverlauf.html, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
¹¹ Leitlinienprogramm Onkologie. Patientenleitlinie. Brustkrebs im Frühstadium. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_im_fruehen_Stadium_1820010.pdf, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
¹² Leitlinienprogramm Onkologie. Patientenleitlinie. Metastasierter Brustkrebs. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_metastasiert.pdf, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
¹³ https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/kryokonservierung-von-ei-und-samenzellen/, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
¹⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/leben-mit-brustkrebs/nachsorge.html, zuletzt abgerufen am 14.11.2023
¹⁵ https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/frueherkennung-krankheiten/erwachsene/krebsfrueherkennung/mammographie-screening-ausweitung/, zuletzt abgerufen am 21.12.2023