Leberkrebs: Diagnose und Therapie der Krebserkrankung
Leberkrebs kommt zwar relativ selten vor, ist aber in den letzten Jahrzehnten häufiger geworden. Mit diesem Beitrag begleiten wir dich auf deinem Weg durch die Erkrankung – vom ersten Verdacht, über die Diagnose bis hin zur Therapie und Nachsorge.
Die Leber ist das wichtigste Stoffwechselorgan. Sie baut eine Vielzahl von Stoffen, zum Beispiel Alkohol oder Medikamente, ab, damit sie über Nieren und Darm ausgeschieden werden können. Darüber hinaus ist sie ein wichtiger Energiespeicher, sorgt für eine effektive Fettverdauung und produziert Blutgerinnungsfaktoren und andere wichtige Eiweiße.
Etwa 9.800 Menschen erkranken jährlich an Leberkrebs in Deutschland. Er gehört zu den selteneren Krebserkrankungen: In Deutschland ist er bei den Männern die zwölfthäufigste Krebserkrankung und bei Frauen liegt er auf Platz 18.1 In den letzten 35 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen verdoppelt. Einen Grund dafür sehen Forschende in der steigenden Zahl von Personen mit einer Leberzirrhose. Diese kann aus einer sogenannten Fettleber entstehen, die durch zu hohen Alkoholkonsum, Hepatitis B und C, aber auch Überernhährung begünstigt wird.1,2
Krebserkrankungen, die ihren Ursprung in der Leber haben, werden als primärer Leberkrebs bezeichnet. Medizinerinnen und Mediziner verstehen darunter das unkontrollierte bösartige Wachstum von Zellen, die zu einem Tumor in der Leber heranwachsen. Ausgangspunkt eines Leberzellkarzinoms sind die Leberzellen (Hepatozyten). Expertinnen und Experten sprechen bei Leberkrebs auch von Leberzellkrebs, Leberkarzinom, Leberzellkarzinom oder Hepatozelluläres Karzinom (HCC).2
Der Weg vom ersten Verdacht auf Leberkrebs, gefolgt von den verschiedenen Untersuchungen bis hin zu einer Therapieentscheidung und schließlich der Behandlung gleicht einem Weg mit Höhen und Tiefen. Wir begleiten dich durch die unterschiedlichen Phasen deiner Erkrankung.
Verdacht auf Leberkrebs
Zu Beginn der Erkrankung verursacht ein Leberkarzinom nur selten Beschwerden. Deshalb werden kleine Tumoren in der Regel nur durch Zufall oder im Rahmen einer engmaschigen Beobachtung einer Leberzirrhose gefunden. Erst wenn der Tumor größer, die Erkrankung also schon weiter fortgeschritten ist und eventuell bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat, können verschiedene Anzeichen auf Leberkrebs hindeuten.3
Auf diese Symptome solltest du achten:3
Mögliche Symptome bei HCC
Zusammenfassung
Druckschmerzen im rechten Oberbauch
tastbare Schwellung unter dem rechten Rippenbogen
Appetitlosigkeit und Übelkeit
erhöhte Temperatur mit unklarer Ursache
Schwäche, Leistungsminderung
ungewollte Gewichtsabnahme
Gelbfärbung (Gelbsucht) und Juckreiz der Haut
Auch wenn diese Symptome andere Ursachen als Leberkrebs haben können, wie zum Beispiel Gallensteine, solltest du sie möglichst schnell bei einer Ärztin bzw. einem Arzt abklären lassen.
Risikofaktoren für die Entstehung von HCC
Zu über 80 Prozent entwickelt sich Leberkrebs aus einer Leberzirrhose, umgangssprachlich auch als „Schrumpfleber“ bezeichnet.4 Dabei wird funktionales Lebergewebe zerstört und durch Bindegewebe ersetzt. Die Leber verhärtet sich, vernarbt und schrumpft. Sie kann ihre lebenswichtigen Funktionen nicht mehr vollständig erfüllen. Zwar ist eine Leberzirrhose nicht zu heilen, aber mögliche Komplikationen sind behandelbar. Deshalb – und weil sie zu Krebs führen kann – sollte eine bestehende Leberzirrhose regelmäßig kontrolliert werden.
Für Patientinnen und Patienten mit einer Leberzirrhose ist eine Kontrolle alle sechs Monate von einer Ärztin oder einem Arzt mit Erfahrung in den Spezialgebieten Hepatologie oder Gastroenterologie mit guter technischer Ausstattung besonders wichtig.
Hauptursachen für eine Leberzirrhose sind in Deutschland übermäßiger Alkoholkonsum, Infektionen mit Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Viren oder eine Fettlebererkrankung, meist infolge von starkem Übergewicht (Adipositas) oder eines Diabetes mellitus.4 Vor einer Hepatitis-B-Infektion kann eine Impfung schützen.
Die Zunahme von Leberkrebs in Deutschland hängt mit dem vermehrten Auftreten von Übergewicht und der einhergehenden Fettleber sowie mit anderen zunehmenden Erkrankungen wie Diabetes und Adipositas zusammen.1
Aber auch eine angeborene Störung des Eisenstoffwechsels, bestimmte Medikamente sowie chemische Substanzen wie spezielle Lösungsmittel, Pflanzenschutzmittel oder Insektizide können, wenn auch selten, das Risiko für eine Leberzirrhose und damit für Leberkrebs erhöhen.Im Vergleich zu Alkohol oder Hepatitis-Infektionen und Fettleber spielen diese Faktoren aber eine untergeordnete Rolle.4
Allgemein wirken sich eine ausgewogene, fettarme Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung, der Abbau von Übergewicht und ein weitgehender Verzicht von Alkohol entlastend auf die Leber aus.
Untersuchungen bei Leberkrebs
Zur Diagnose von Leberkrebs erfragt deine Ärztin oder dein Arzt zunächst deine Krankengeschichte (Anamnese) und untersucht dich gründlich. Auch eine Ultraschalluntersuchung der Leber, bei Bedarf mit einem Kontrastmittel, gehört zu den ersten Schritten der Diagnose von Leberkrebs.
Erhärtet sich dabei der Verdacht auf einen Tumor in der Leber, folgt eine weitere Untersuchung mit einem bildgebenden Verfahren, vorzugsweise mit der Magnetresonanztomographie (MRT) oder mit der Computertomographie (CT). Damit kann deine Ärztin oder dein Arzt erkennen, ob ein Tumor vorhanden ist, wo er sitzt und wie weit er sich bereits ausgedehnt hat. Das hilft bei der Entscheidung für die geeignete Therapie. In der Regel reichen diese Methoden aus, um Leberkrebs sicher zu diagnostizieren.5
Manchmal lässt sich die Diagnose aber nur durch die Untersuchung von Tumorgewebe im Labor sichern. Dafür entnimmt deine Ärztin bzw. dein Arzt mit einer speziellen Nadel eine Gewebeprobe aus dem Tumor (Biopsie). Der kleine Eingriff ist meist schmerzfrei, da er unter örtlicher Betäubung erfolgt. Aus den gewonnenen Tumorzellen können verschiedene biologische und genetische Eigenschaften des Tumors bestimmt werden.5
Durch eine Blutuntersuchung lassen sich sogenannte Tumormarker bestimmen. Da durch diese Untersuchung eine Krebserkrankung aber nicht eindeutig nachgewiesen werden kann, ist sie ergänzend zu den anderen Untersuchungsergebnissen zu betrachten.5
Magen- und Darmkrebs neigen häufig zur Bildung von Absiedelungen (Metastasen) in der Leber. Deshalb sollte eine Magen- und Darmspiegelung durchgeführt werden, wenn der Verdacht besteht, dass es sich bei dem Lebertumor um eine Metastase handelt.5
Diagnose „HCC“
Ist die Diagnose „Leberkrebs“ durch die genannten Verfahren bestätigt, wird deine Ärztin oder dein Arzt im nächsten Schritt ermitteln, wie weit der Tumor sich bereits in der Leber ausgebreitet hat, ob Lymphknoten befallen sind und ob er bereits in andere Organe gestreut hat. Dazu eignet sich eine MRT mit Kontrastmittel oder eine CT. Auf Basis aller Ergebnisse können die Art und das Stadium deiner Erkrankung bestimmt werden, die entscheidend für die Behandlung sind.
Staging – Stadien von Leberkrebs
Um einheitlich zu beschreiben, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat, ob bereits Lymphknoten befallen sind oder ob Metastasen vorhanden sind, hat sich die sogenannte TNM-Klassifikation bewährt.
Um den Verlauf der Erkrankung besser einschätzen zu können und Therapieempfehlungen zu ermöglichen, wird eine Tumorerkrankung in unterschiedliche Stadien eingeteilt. Die gebräuchlichste Klassifikation bei Leberkrebs ist in Europa die BCLC-Klassifikation (Barcelona Clinic Liver Cancer). Ausgehend von der in der TNM-Klassifikation erfassten Einteilung berücksichtigt sie auch, ob der Krebs in Blutgefäße der Leber eingewachsen ist, die Leberfunktion und den gesundheitlichen Allgemeinzustand. Dazu wirst du in der Regel an eine Fachärztin oder ein Facharzt aus der Hepatologie oder der Gastroenterologie zur Beurteilung der Leberfunktion überwiesen. Sie oder er sollte auch in die Entscheidung über die Therapieoptionen miteinbezogen werden.6-8
BCLC unterscheidet folgende Stadien von Leberkrebs, von denen abhängt, welche Therapien für dich infrage kommen:6-8
Stadium 0 (sehr frühes Stadium)
Der Tumor ist kleiner als zwei Zentimeter, ist nicht in die Blutgefäße der Leber gewachsen, ohne Symptome. Die Leberfunktion ist normal, die betroffene Person ist nicht eingeschränkt.
Stadium A (frühes Stadium)
EIn einzelner Tumor, egal welcher Größe, oder bis zu drei Tumore in der Leber, alle kleiner als drei Zentimeter, ohne Symptome. Blutgefäße der Leber sind nicht betroffen. Die Leberfunktion ist höchstens leicht beeinträchtigt, die betroffene Person spürt keine Symptome oder Beschwerden.
Stadium B (intermediäres Stadium)
Mehr als drei Tumorherde in der Leber, von denen mindestens einer größer als drei Zentimeter ist, ohne Symptome, Blutgefäße der Leber sind nicht betroffen. Die Leberfunktion ist höchstens leicht eingeschränkt, die betroffene Person spürt keine Symptome oder Beschwerden.
Stadium C (fortgeschrittenes Stadium)
Der Tumor ist in die großen Blutgefäße der Leber gewachsen (Gefäßinvasion) oder hat bereits Metastasen gebildet. Die Leberfunktion ist normal oder leicht eingeschränkt. Die betroffene Person spürt tumorbedingte Symptome, kann sich aber noch selbst versorgen und ist weitestgehend selbstständig. Regelmäßige Hilfestellung und medizinische Versorgung werden erforderlich (ECOG-Status 1 oder 2).
Stadium D (Endstadium)
Der Tumor ist in die großen Blutgefäße der Leber gewachsen (Gefäßinvasion) oder hat bereits in andere Bereiche des Körpers gestreut. Die Leberfunktion ist eingeschränkt, der Patientin oder dem Patienten geht es sehr schlecht. Die betroffene Person kann sich nur noch begrenzt selbst versorgen, beziehungsweise ist pflegebedürftig. ECOG-Status 3 oder 4.
Der sogenannte ECOG-Status beschreibt den Allgemeinzustand der Betroffenen nach fünf festgelegten Gruppen 0 bis 4.6,7
Therapieplanung bei HCC
Beim HCC stehen drei verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung, die zur Behandlung eingesetzt werden können: Operation, lokale Therapien oder Medikamente. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, hängt vom Tumorstadium und dem Zustand der Leber ab. Aber auch Alter und allgemeiner Gesundheitszustand der betroffenen Person werden berücksichtigt.9,10
Die Therapie wird individuell für die Patientin bzw. den Patienten und das Stadium ausgewählt, um das bestmögliche Therapieergebnis zu erreichen.
Individueller Therapieplan: Tumorboard
Um die bestmögliche Therapie für jede Patientin bzw. jeden Patienten zu finden, beraten Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam über alle Optionen. In einer sogenannten Tumorkonferenz (Tumorboard) besprechen sie die unterschiedlichen Behandlungsoptionen. So ist gewährleistet, dass die bestmögliche Therapie für die individuelle Situation der betroffenen Person gefunden wird. Das Ergebnis eines solchen Tumorboards wird dir deine Ärztin oder dein Arzt umfassend erklären. Denn die Entscheidung, welche Behandlungsmethode bei dir zum Einsatz kommt, trefft ihr gemeinsam. Deshalb ist es wichtig, dass du deine Behandlungsmöglichkeiten verstehst. Frage nach, bis dir alle Einzelheiten klar sind und erkundige dich vorher, welche Fachrichtungen bei dem Tumorboard dabei sind. Denn es ist zu empfehlen, dass auch eine Hepatologin oder ein Hepatologe deine Leber beurteilt.
Operation bei Leberkrebs
Die Operation kommt in den frühen Stadien 0 und A zum Einsatz und hat das Ziel, den Tumor komplett zu entfernen und so möglichst eine vollständige Heilung zu erreichen. Zu den operativen Verfahren bei Leberkrebs gehören die teilweise Entfernung der Leber (Resektion) sowie die Entfernung der gesamten Leber mit anschließender Lebertransplantation.9,10
Bei weniger als 25 Prozent der Betroffenen ist eine Operation zum Zeitpunkt der Diagnose möglich.10
Bei der Resektion ist es wichtig, dass der Tumor mit genügend Sicherheitsabstand entfernt werden kann und danach noch eine ausreichende Funktion der Leber gewährleistet ist. Zudem dürfen noch keine großen Blutgefäße der Leber betroffen oder Tumorherde außerhalb der Leber vorhanden sein.10
Wenn Größe und Anzahl der Lebertumoren sowie der Allgemeinzustand es zulassen und ein Spenderorgan vorhanden ist, ist die vollständige Entfernung der Leber mit anschließender Transplantation die erste Wahl. Diese Option hat hohe Erfolgschancen. Gleichzeitig werden eventuelle andere Lebererkrankungen durch die Transplantation ebenfalls behandelt.9,10
Etwa 5 Prozent der Betroffenen kommen für eine Lebertransplantation infrage.10
Lokale Therapien
Lokal bedeutet, dass die Therapie nur begrenzt auf die Tumorregion und nicht im ganzen Körper wirkt. Die lokalen Therapien können unterschiedliche Ziele haben: Die Heilung der Erkrankung oder das „Schrumpfen“ des Tumors (Downstaging), sodass er anschließend eventuell doch operiert werden kann.10
Zu ihnen gehören die Radiofrequenzthermoablation (RFA) und die Mikrowellenablation (MWA) sowie die transarterielle Chemoembolisation (TACE) und die selektive interne Radiotherapie (SIRT), auch transarterielle Radioembolisation (TARE) genannt.9,10
Die lokal-ablativen Verfahren RFA und die MWA kommen bei den frühen Stadien 0 und A zum Einsatz. Ablation ist der medizinische Fachbegriff für die Entfernung von Körpergewebe. Mithilfe einer speziellen Nadel, die mittig im Tumor platziert wird, erhitzen diese Verfahren den Tumor durch hochfrequenten Wechselstrom oder durch Mikrowellen und töten die Zellen dadurch ab.9
TACE und SIRT hingegen sind Verfahren, die bei einem größeren Tumor oder mehreren Tumoren (Stadium B) eingesetzt werden können.9
Bei TACE wird mithilfe eines Katheters über die Blutbahn ein bestimmtes Gemisch in die Blutgefäße gespritzt, die den Tumor mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Dieses Gemisch besteht aus einem Blutgefäß-verschließenden Mittel (Embolisat) und einem Chemotherapeutikum (Zytostatikum). Dadurch wird der Tumor von der Versorgung abgeschnitten und das Chemotherapeutikum kann direkt am Tumor wirken. Der Vorteil ist, dass das umliegende Gewebe kaum beschädigt wird.9,10
Ein ähnliches Prinzip verfolgt SIRT: Hierbei werden kleine Glas- oder Kunststoffkugeln über die Blutgefäße in den Tumor eingebracht. Diese Kügelchen enthalten den stark radioaktiven Stoff Yttrium-90. Sie wirken wie eine Strahlentherapie, nur von innen. Dabei werden Tumor und die ihn versorgenden Blutgefäße beschädigt. Die Strahlung wird vollständig in der Leber aufgenommen, sodass keine Gefahr für das Umfeld besteht.9,10
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie kommt zum Einsatz, wenn die anderen Therapieansätze nicht mehr infrage kommen, da der Tumor zu weit fortschritten ist (Stadium C). In den letzten Jahren gab es große Fortschritte in diesem Bereich und auch fortgeschrittener Leberkrebs ist heute gut behandelbar. Welche Medikamente verwendet werden, hängt von der Leberfunktion, eventuellen Begleiterkrankungen sowie bisherigen Therapien ab.9,10
Als Option stehen hier die Tyrosinkinasehemmer, Angiogenesehemmer und die Krebsimmuntherapie zur Verfügung. Krebsimmuntherapien unterstützen das Immunsystem bei der Bekämpfung der Tumorzellen. Angiogenesehemmer verhindern die Bildung von Blutgefäßen und unterbinden so die Versorgung des Tumors. Tyrosinkinasehemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) blockieren bestimmte Signalwege und unterdrücken so das Tumorwachstum. Die alleinige Chemotherapie spielt bei Leberkrebs keine Rolle.9,10
Mehr zu der Wirkweise der medikamentösen Therapien erfährst du in unseren Beiträgen zur Immuntherapie, zu den Angiogenesehemmern sowie zu den Tyrosinkinasehemmern.
Unterstützende Behandlung
Im Stadium D steht die unterstützende bzw. palliative Therapie im Vordergrund.9 Ziel ist es, die Lebensqualität möglichst zu erhalten und Begleiterscheinungen zu lindern. Dazu gehört eine umfassende Behandlung von Symptomen wie Verdauungsbeschwerden, Schmerzen, Juckreiz der Haut oder einer anhaltenden Müdigkeit und Erschöpfung – Fatigue genannt.
Zu empfehlen ist auch eine professionelle Ernährungsberatung. Denn besonders bei Patientinnen und Patienten mit Leberzirrhose und/oder Leberkrebs ist unter anderem die Eiweißzufuhr und eine regelmäßige Aufnahme von mehreren kleinen Mahlzeiten wichtig, um einen Muskelabbau zu verhindern.
Die unterstützende Behandlung betrachtet immer den ganzen Menschen, nicht nur seine rein körperlichen Beschwerden. Deshalb arbeiten hier auch verschiedene Fachkräfte aus den folgenden Bereichen zusammen: Medizin, Psychologie, Sozialarbeit, Musiktherapie und andere.
Wenn du Schmerzen hast, solltest du sie rasch behandeln lassen, damit sie dich nicht unnötig beeinträchtigen. Unbehandelte Schmerzen können sich verselbständigen und chronisch werden. Mit einer richtigen Behandlung lassen sich Schmerzen fast immer ausschalten oder zumindest deutlich lindern.
Der Start der Therapie
Gemeinsam mit deiner Ärtzin oder deinem Arzt hast du dich für eine Therapie entschieden und die Behandlung kann beginnen. Es ist völlig normal, wenn du dich während der Therapie mal nicht gut fühlst und du emotionale Höhen und Tiefen durchlebst. Vermutlich wirst du dir auch einige Fragen stellen, wie beispielsweise „Wie wird mein Körper auf die Therapie reagieren?“, „Mit welchen Nebenwirkungen werde ich zu kämpfen haben?“ oder „Wird die Therapie anschlagen?“. Eine hilfreiche Unterstützung sind in solchen Situationen immer die Erfahrenen von anderen Betroffenen. Kontaktdaten von Selbsthilfegruppen und weiteren hilfreichen Anlaufstellen findest du am Ende des Textes.
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Hier findest du persönliche Erfahrungen von Betroffenen. Welche Sorgen und Gedanken haben sie während der Therapie begleitet?
Du kannst dich mit allen Fragen, Sorgen und Ängsten an dein Behandlungsteam wenden. Bei Bedarf kann es dir professionelle Hilfe anbieten und dich an eine Psychoonkologin oder einen Psychoonkologen überweisen. Für viele Betroffene ist es auch hilfreich, Angehörige und Bekannte an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Familie, Freundinnen und Freunde können in dieser Zeit eine große Stütze für dich sein.
Während der Therapie
Die verschiedenen Therapien unterscheiden sich in Durchführung und Nebenwirkungen voneinander.
Zu den Risiken und möglichen Komplikationen einer Tumoroperation und vor allem einer Transplantation der Leber gehören Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Blutungen. Manchmal ist ein erneuter operativer Eingriff nötig.
Eine Lebertransplantation ist eine große und komplizierte Operation. Durchschnittlich bleiben Betroffene 30 Tage im Krankenhaus. Bei einer Transplantation besteht immer auch das Risiko, dass das neue Organ nicht wie erhofft seine Funktion aufnimmt. Eine Abstoßungsreaktion des neuen Organs muss mit speziellen Medikamenten (Immunsuppressiva) ein Leben lang unterdrückt werden. Das Infektionsrisiko ist bei solchen Patientinnen und Patienten dann langfristig erhöht.11
Sieben von zehn Betroffenen überleben die ersten fünf Jahre nach einer Transplantation.10
Die lokal-ablativen Verfahren RFA und MWA verursachen kaum Nebenwirkungen. Sehr selten kommt es zu Komplikationen wie inneren Blutungen. Der Krankenhausaufenthalt ist kürzer als bei einer Operation. Allerdings ist das Risiko, dass der Tumor nicht vollständig entfernt wird, etwas größer als bei einer Resektion. Ein erneutes Auftreten der Erkrankung (Rezidiv) kann gegebenenfalls erneut mit einer RFA behandelt werden.11
Bei dem TACE-Verfahren kann es durch das Verschließen der Blutgefäße zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Fieber kommen. Diese Begleiterscheinungen klingen in der Regel nach einigen Tagen wieder ab und sind gut mit Medikamenten behandelbar.11
Auch bei der SIRT ist nur ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig. Nebenwirkungen können auftreten, wenn die radioaktiven Kügelchen in andere Blutgefäße im Bauchraum eindringen.10
Auch bei den medikamentösen Therapien gibt es Unterschiede in Verabreichung und Nebenwirkungen. Angiogenesehemmer werden intravenös verabreicht, während Tyrosinkinasehemmer als Tabletten eingenommen werden. Die Krebsimmuntherapie kann – je nach Wirkstoff – entweder intravenös (i. v.) als Infusion verabreicht oder subkutan (s. c.) ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Die Art der Darreichung macht keinen Unterschied in der Wirksamkeit des verabreichten Medikaments. Auch die möglichen Nebenwirkungen sind bei beiden Anwendungsformen ähnlich.
Nebenwirkungen, die bei der Therapie mit einer Kombination aus Immuntherapie und Angiogenesehemmer auftreten können, sind Bluthochdruck oder eine Veränderung des Blutbildes. Bei den Tyrosinkinasehemmern sind Magen-Darm-Probleme, Bluthochdruck oder das Hand-Fuß-Syndrom mögliche Nebenwirkungen.10
Eine verlässliche Vorhersage, ob und welche Nebenwirkungen oder Komplikationen auftreten, ist nicht möglich. Sie hängen zum Beispiel auch vom allgemeinen Gesundheitszustand der betroffenen Person ab. Hier wird dein Behandlungsteam immer den Nutzen einer Therapie gegen die möglichen Beeinträchtigungen abwägen.
Prognose bei HCC
Bei Leberkrebs hängt die Lebenserwartung stark vom Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose und dem Zustand der Leber ab. So kann ein früh erkannter Leberkrebs vollständig geheilt werden. Wird er in einem späten Stadium entdeckt, zielt die Behandlung vor allem darauf ab, Symptome zu lindern und die Lebensqualität möglichst gut zu erhalten. Generell ist die Prognose bei Leberkrebs eher ungünstig. Durchschnittlich überleben 17 Prozent der Betroffenen die ersten fünf Jahre nach der Diagnose.1
Jeder Krankheitsverlauf ist individuell und von vielen anderen Faktoren wie dem allgemeinen Gesundheitszustand, dem Alter und dem individuellen Anschlagen der Therapien abhängig.
Nachsorge bei Leberkrebs
Auch nach Beenden der Therapie wirst du im Rahmen der Nachsorge weiterhin ärztlich betreut und hast regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Die Zeitabstände hängen unter anderem von deiner individuellen Situation, dem Tumorstadium, dem Krankheitsverlauf und der Behandlung ab. Meist finden sie halbjährlich statt. So kann rechtzeitig entdeckt werden, ob Tumorneubildungen vorhanden sind, also ob sich ein Rezidiv gebildet hat.12
Nach einer Resektion sollte vier bis zwölf Wochen nach der Operation kontrolliert werden, ob die Behandlung erfolgreich war. Danach finden in einem Zeitraum von fünf Jahren regelmäßig Nachsorgetermine statt: im ersten Jahr alle drei Monate, im zweiten Jahr alle 6 Monate und dann alle zwölf Monate. Bei einer Transplantation wird in der Regel zwei Jahre lang alle drei bis sechs Monate kontrolliert.11
Nach einem lokal-ablativen Verfahren wie RFA, MWA, TACE oder SIRT erfolgt die erste Kontrolluntersuchung bereits nach vier bis sechs Wochen, ob die Therapie erfolgreich war. Im ersten Jahr finden die Nachsorgetermine alle drei Monate statt, danach alle drei bis sechs Monate.11
Diese Nachsorgeuntersuchungen enthalten neben Gesprächen über Verlauf und deinem Befinden auch körperliche Untersuchungen, Ultraschalluntersuchungen und die Bestimmung von Tumormarkern.12
Nachsorgetermine geben dir auch Gelegenheit, alle Beschwerden in Ruhe mit deiner Ärztin oder deinem Arzt zu besprechen. Das können Spätfolgen der Therapie oder auch seelische Belastungen sein, die deine Lebensqualität beeinträchtigen.
Wiederauftreten oder Fortschreiten von Leberkrebs
Nicht selten kommt es bei Leberkrebs zu einem Rezidiv. Bei einer Transplantation kommt der Krebs nur bei zehn bis zwölf Prozent der Betroffenen zurück.10 Bei einer Resektion tritt der Krebs bei 50 bis 75 Prozent der Betroffenen innerhalb von fünf Jahren erneut auf. Wird dann erneut operiert, sprechen Expertinnen und Experten von einer Re-Resektion. Auch bei einer RFA treten vermehrt Rezidive auf, die jedoch auch erneut so behandelt werden können.11
Zusammenfassung
Zusammenfassung
- Leberkrebs verläuft anfangs ohne Beschwerden. Deswegen wird er selten früh genug erkannt, um ihn noch heilen zu können. Die Prognose ist daher eher schlecht. Patientinnen und Patienten mit einer Leberzirrhose sollten deshalb eine engmaschige Beobachtung in Anspruch nehmen.
- Leberkrebs ist zwar relativ selten, gehört aber zu den häufigsten Ursachen für krebsbedingte Todesfälle in Deutschland. Zu den Risikofaktoren gehören neben übermäßigem Alkoholkonsum und speziellen Viren die zunehmende ungesunde Lebensweise in den westlichen Industrienationen.
- Zur Behandlung stehen operative, lokale sowie medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung.
Nützliche Adressen rund um das Thema Leberkrebs
Ansprechpartner und Adressen kannst du auch vor Ort über den Kliniksozialdienst oder deine Ärztin bzw. deinen Arzt erfragen. Hier findest du wichtige Adressen rund um das Thema Leben mit Krebs:
Gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Patientinnen und Patienten mit Lebererkrankungen vertritt. Hier findest du sehr viele Informationen rund um das Thema Leber, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
Hier findest du sehr viele Informationen zur Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten, Ernährung, Sport und psychologische Unterstützung — unter anderem einen Therapiefinder.
Zertifizierte onkologische Zentren findest du hier:
Bundesweite Interessenvertretung von Menschen mit Krebs und ihren Angehörigen. Hier findest du viele Informationen und kostenlose Beratungsmöglichkeiten sowie Adressen zu Selbsthilfegruppen.
Bundesweite Anlaufstelle rund um das Thema Selbsthilfe. NAKOS bietet neben vielen Infos eine Datenbanksuche zu Ansprechpartnern oder Selbsthilfegruppen.
Initiative für krebskranke Patientinnen und Patienten, die sich besonders für die Verbesserung der psychoonkologischen Versorgung und Betreuung einsetzt.
Über Pflege- und Palliativversorgung informiert auch das Bundesministerium für Gesundheit.
Bundesweite Adressen und Informationen zu palliativmedizinischen Themen findest du im Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung Deutschland.
Berät und informiert auch im persönlichen Gespräch rund um die Themen Pflege, Patientenverfügung oder Vollmachten.
Hier findest du Adressen schmerzmedizinischer Einrichtungen.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00022611
Quellen
¹ https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_node.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
² https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/definition-und-haeufigkeit.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
³ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/symptome.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/risiko-und-ursache.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
⁵ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/diagnose.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
⁶ https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/HCC/S3-HCC-OL-Langversion-V1.0.pdf, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
⁷ https://cancer.ca/en/cancer-information/cancer-types/liver/staging, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
⁸ http://www.leberzentrum-wuerzburg.de/?page_id=249, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
⁹ https://www.deutsche-leberstiftung.de/downloads/faltblaetter/dls_2021_kb_leber_und_krebs_web, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
¹⁰ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/therapie.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
¹¹ https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Leberkrebs-1930022.pdf, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
¹² https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/reha-und-nachsorge.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.