Krebsfrüherkennung für Frauen
Krebsfrüherkennung ist fester Bestandteil bei gynäkologischen Vorsorgeterminen. Doch es gibt noch einige andere Untersuchungen zur Früherkennung, die von den Krankenkassen angeboten werden. Welche Möglichkeiten gibt es? Und warum ist es so wichtig, sie wahrzunehmen?
Zahlreiche Krebsarten lassen sich gut behandeln und sogar heilen, wenn sie früh erkannt werden. Auf dieser Erkenntnis beruhen die regelmäßigen Krebsfrüherkennungsmaßnahmen, die im Sozialgesetzbuch (SGB V) festgeschrieben sind.1 Welche medizinischen Leistungen die circa 74 Millionen Versicherten in bestimmten zeitlichen Abständen beanspruchen können, bestimmt wiederum das höchste Beschlussgremium im Gesundheitswesen, der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA).2
Doch viele Menschen schöpfen die Möglichkeiten nicht vollständig aus, die ihnen durch die Krankenkassen bei der Krebsvorsorge angeboten werden. Eine repräsentative Umfrage zeigt: 94 Prozent der rund 1.500 Befragten geben an, dass sie die Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung sinnvoll finden. Rund die Hälfte der Befragten schiebt das Ausmachen von Terminen zur Gesundheitsvorsorge allerdings zumindest ab und zu auf. Ca. ein Viertel der Menschen (26 Prozent) gibt an, wegen anderer Aufgaben keine Zeit und Energie für die Krebsvorsorge zu haben.3
Das ist schade: Schließlich ist erwiesen, dass regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen das Krebsrisiko deutlich senken können. Beispiel Darmkrebs: Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten 20 Jahren durch regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen um 25 Prozent reduziert werden konnte.4
Krebsvorsorge ist eine Sache für jeden Menschen
Allein der Gedanke daran, möglicherweise eine Krebsdiagnose zu bekommen, ist für jede und jeden eine beängstigende Vorstellung. Ein Verdacht kann ein Gefühl der Hilf- und Machtlosigkeit auslösen, mit dem man erstmal zurechtkommen muss. Doch ob du zur Krebsvorsorge gehst oder nicht: Die Untersuchung hat keinen Einfluss darauf, ob du erkrankt bist, sondern nur, wie frühzeitig man in einem solchen Fall Klarheit hat und entsprechend rasch handeln kann. Je früher eine Veränderung der Zellen erkannt wird, desto mehr erfolgversprechende Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung. In einem frühen Stadium der Erkrankung kann das Behandlungsteam möglicherweise mithilfe einer Operation den Tumor komplett entfernen.
Lass dich also nicht davon abhalten, die verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen! Auch wenn der Termin vielleicht mal nicht optimal passt – gib dir einen Ruck und nutze die kostenlose Krebsvorsorge der Krankenversicherung.
Das Krebsfrüherkennungsprogramm der Krankenkassen
Das Krebsfrüherkennungsprogramm oder Krebsscreening der gesetzlichen Krankenversicherungen umfasst verschiedene Untersuchungen zur Vorsorge. Dabei sollen Gewebeveränderungen in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden, damit sie frühzeitig behandelt werden können.
Bei einer Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge können zum Beispiel Vorstufen von Krebs, sogenannte Polypen, entfernt werden, bevor aus ihnen ein Tumor entstehen kann.6
Ähnlich sieht es beim PAP-Abstrich aus: Hier können Zellveränderungen als Hinweis auf Gebärmutterhalskrebs sehr früh erkannt werden. Je nach Grad der Veränderung folgen in der Regel weitere umfangreiche gynäkologische Untersuchungen und ein Test auf HP-Viren (HVP). Erst dann kann festgestellt werden, ob es sich um eine Vorstufe oder tatsächlich um Gebärmutterhalskrebs handelt.7
Bei Brustkrebs gibt es ein organisiertes Früherkennungsprogramm. Alle zwei Jahre werden die anspruchsberechtigten Frauen – seit dem 1. Juli 2024 alle Frauen zwischen 50 und 75 Jahren – zu einem Termin zum Mammographie-Screening eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig, aber nur in diesem Zeitraum möglich, und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.8,9
Aktuell noch keine Leistung der Krankenkasse ist ein Screening auf Lungenkrebs für Risikopersonen, z. B. starke Raucherinnen und Raucher. Das wird zurzeit vom G-BA geprüft.11 Mehr zum Lungenkrebs-Screening erfährst du hier.
Engmaschigere Vorsorge ab 50 Jahren
Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Krebsneuerkrankungen. Beispiel Darmkrebs: Etwa zehn Prozent der Betroffenen erhalten die Diagnose, bevor sie 55 Jahre alt sind. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Darmkrebs erkrankt jenseits des 70. Lebensjahres.12 Umso wichtiger sind in dieser Altersgruppe die regelmäßigen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt und bietet daher mit zunehmendem Alter die Vorsorgetermine in kürzeren Abständen an.
Krebsvorsorge bei erblicher Veranlagung
Bei Frauen mit erblicher Vorbelastung und einer genetischen Veränderung im BRCA1- oder BRCA2-Gen ist das Krebsrisiko deutlich erhöht: Zwischen fünf und zehn Prozent der Brustkrebserkrankungen entstehen aufgrund einer vererbten Veranlagung. Auch Eierstockkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten und kann vererbt werden.13 Betroffene Frauen erkranken häufig schon in jüngerem Alter. Daher werden die Vorsorgeuntersuchungen deutlich früher empfohlen als bei nicht vorbelasteten Frauen: entweder bereits ab 25 Jahren oder fünf Jahre vor der frühesten Krebserkrankung innerhalb der Familie. Für betroffene Frauen werden in der Regel die Kosten für folgende Untersuchungen übernommen:14
- Alle sechs Monate eine Tast- und Ultraschalluntersuchung der Brüste
- Jedes Jahr eine Röntgenuntersuchung und eine Kernspintomographie
Für Eierstockkrebs gibt es derzeit keine Früherkennungsprogramme. Eine großangelegte Studie mit über 200.000 Teilnehmenden zeigt: Auch wenn jährlich Ultraschalluntersuchungen und/oder Blutuntersuchungen auf Tumormarker hin durchgeführt werden, hat dies keinen Einfluss auf die Überlebenschancen der späteren Betroffenen.15 Es wird in der Behandlungsleitlinie sogar davon abgeraten, diese Maßnahmen durchzuführen.16 Der Grund: Sogenannte falsch-positive Ergebnisse können Betroffene unnötig seelisch belasten und haben darüber hinaus in einigen wenigen Fällen dazu geführt, die Eierstöcke operativ zu entfernen, ohne dass eine Krebserkrankung oder ein anderer medizinischer Grund dazu vorgelegen hat, wie sich später herausstellte.17
Erbliche Veranlagung bei Darmkrebs
Etwa drei Prozent aller Darmkrebsfälle sind auf den Gendefekt HNPCC (erblicher nicht-polypöser Darmkrebs) zurückzuführen. Ob diese Genveränderung bei dir vorliegt, kann mithilfe eines genetischen Tests herausgefunden werden. Menschen mit dieser vererbten Genveränderung haben nicht nur ein erhöhtes Darmkrebsrisiko, sondern auch ein erhöhtes Risiko für andere Krebserkrankungen wie Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Magenkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs.18
Es liegt auf der Hand, dass in diesen Fällen die Krebsfrüherkennung eine besondere Rolle spielt. Für Menschen mit HNPCC und deren Familien gibt es daher folgende Früherkennungsuntersuchungen:18
- Ab 25 Jahren: jährlich eine körperliche Untersuchung und eine Darmspiegelung
- Bei Frauen ab 25 Jahren: zusätzlich eine jährliche gynäkologische Untersuchung und vaginale Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutter- und Eierstockkrebs
- Ab 35 Jahren: jährlich eine Magenspiegelung zur Früherkennung von Magenkrebs
- Bei Frauen ab 35 Jahren: zusätzliche eine jährliche Untersuchung einer Gewebeprobe aus der Gebärmutterschleimhaut
Dieses Vorsorgeprogramm empfiehlt sich für Familien mit der Genveränderung HNPCC lebenslang durchzuführen.18
Nachsorge ist auch Vorsorge
Wer eine Krebstherapie hinter sich hat, wird in der Regel fünf Jahre weiter in der Nachsorge betreut. Zeitabstände, Dauer und Art der Untersuchungen unterscheiden sich je nach Tumorart und Verlauf der Erkrankung. Ziel ist, möglichst früh zu erkennen, falls der Krebs zurückkehrt. Auch gilt es, mögliche Begleit- oder Folgeerkrankungen der Therapie rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Menschen mit Krebs erleben diese Nachsorgeuntersuchungen häufig als seelisch belastend. Die Angst, dass Ärztinnen und Ärzte dabei ein neues Tumorwachstum entdecken könnten, ist ein häufiger Begleiter. Andererseits können die gezielten, regelmäßigen Untersuchungen aber auch Sicherheit geben, dass alles in Ordnung ist und sich keine neuen Tumorzellen gebildet haben.
Durch die regelmäßige Nachsorge und die eigene Wachsamkeit können Rückfälle sehr früh erkannt und behandelt werden.
Beispiel Brustkrebs: Ein Rezidiv ist bei frühzeitiger Behandlung genauso oft komplett heilbar wie die ursprüngliche Krebserkrankung.19 Je früher ein solcher Rückfall erkannt wird, desto früher kann eine Behandlung beginnen. Und: Gerade zu Beginn einer Krebserkrankung stehen mehrere Therapieoptionen zur Verfügung. Ist der Tumor fortgeschritten, können oft nicht alle zur Verfügung stehenden Therapieoptionen ausgeschöpft werden.
Lass dich erinnern!
Manche Krankenkassen bieten einen Erinnerungsservice an und informieren dich rechtzeitig über anstehende Untersuchungstermine. Frag bei deiner Versicherung nach, ob sie dich auf diese Weise unterstützen kann. Auch die App Vivy, an der viele Krankenkassen beteiligt sind, erinnert auf Wunsch an Krebsvorsorgetermine.
Krebs wartet nicht auf den Termin!
Wenn du Veränderungen an deinem Körper wahrnimmst, beispielsweise beim Abtasten der Brust oder mit der Verdauung etwas nicht stimmt, sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt darüber. Und zwar am besten gleich, denn: Je früher Zellveränderungen entdeckt werden, desto besser sind die Behandlungsoptionen!
Inhaltlich geprüft: M-DE-00022618
Quellen
¹ https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/25.html, zuletzt abgerufen am 09.07.2024
² https://www.g-ba.de/ueber-den-gba/wer-wir-sind/, zuletzt abgerufen am 09.07.2024
³ https://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft-wtrl/willkommen/presse/pressearchiv/pressemitteilung-tag-der-krebsvorsorge.html, zuletzt abgerufen am 09.07.2024
⁴ https://www.felix-burda-stiftung.de/presse#/blog_posts/20-jahre-vorsorge-spart-ueber-1-milliarde-euro-110358, zuletzt abgerufen am 09.07.2024
⁵ https://www.zeit.de/news/2021-01/28/43-prozent-der-deutschen-gehen-zur-krebsvorsorge, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
⁶ https://www.darmkrebs.de/frueherkennung-diagnose, zuletzt abgerufen am 09.07.2024
⁷ https://www.krebsinformationsdienst.de/gebaermutterhalskrebs/pap-test-und-vorstufen, zuletzt abgerufen am 09.07.2024
⁸ https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/m/mammographie-screening, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
⁹ https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/erwachsene/krebsfrueherkennung/mammographie-screening-ausweitung/, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹⁰ https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krebsfrueherkennung.html, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹¹ https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Krebshilfe-fordert-Lungenkrebs-Screening-fuer-starke-Raucher-als-Kassenleistung-450907.html, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹² https://www.darmkrebs.de/frueherkennung-diagnose/frueherkennung-vorsorge, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹³ https://www.tk.de/techniker/versicherung/leistungen/weitere-leistungen/igv-vertraege/familiaer-bedingter-brust-und-eierstockkrebs-2032390, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/erblicher-brustkrebs-wenn-der-k.html, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹⁵ Menon U et al. Ovarian cancer population screening and mortality after long-term follow-up in the UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening (UKCTOCS): a randomised controlled trial. Lancet. 2021; 397(10290):2182–2193
¹⁶ https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Eierstockkrebs-1920010.pdf, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹⁷ https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/ultraschall-der-eierstoecke-zur-krebsfrueherkennung.html, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹⁸ https://www.darmkrebs.de/ueberblick/risiko-fuer-darmkrebs/familiaeres-risiko/erblicher-darmkrebs-hnpcc, zuletzt abgerufen am 10.07.2024
¹⁹ https://www.mamazone.de/rezidiv-metastasierung/, zuletzt abgerufen am 10.07.2024