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Gibt es eine Impfung gegen Krebs?

Impfen schützt vor Krankheiten. Inzwischen ist es möglich, durch eine Impfung Krebs am Gebärmutterhals, in der Leber oder im Kopf-Hals-Bereich vorzubeugen. Könnten Impfungen bald auch in der Therapie einer bestehenden Krebserkrankung zum Einsatz kommen?

Impfungen gegen bestimmte Krebsarten

Unzählige Menschen werden weltweit durch eine Impfung vor schweren Infektionskrankheiten geschützt.

Kann eine Impfung auch vor Krebs schützen? Die meisten Krebsarten bekommt man nicht durch eine Infektion. Wie Krebs entsteht, erfährst du hier. Aber es gibt Ausnahmen: Gebärmutterhalskrebs wird durch sogenannte tumorfördernde Viren ausgelöst, genau gesagt durch sexuell übertragbare humane Papillomviren (HPV).1 Eine Entdeckung, die 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt wurde.

Es ist eine wunderbare Sache, dass Frauen inzwischen durch eine Impfung vor dieser schweren Krebserkrankung geschützt werden können. Allen Jugendlichen wird daher heute eine HPV-Impfung empfohlen – auch jungen Männern, damit sie spätere Sexualpartnerinnen nicht anstecken können.2

Auch bei Leberkrebs kann eine Infektion – in diesem Fall mit Hepatitis-B-Viren (HBV) – eine Erkrankung begünstigen. Eine Impfung gegen HBV kann also auch hier einer Krebserkrankung vorbeugen.

Es gibt also bereits Impfungen, die das Risiko für bestimmte Krebsarten verringern können.

Therapeutische Impfung

Es gibt aber noch einen anderen Ansatz: eine sogenannte therapeutische Impfung bei Krebs.4 Diese Impfung wird durchgeführt, wenn ein Patient bereits an Krebs erkrankt ist. Dadurch soll der Krankheitsprozess günstig beeinflusst werden.5 Um zu verstehen, wie das funktioniert, schauen wir uns erst einmal an, was bei einer Impfung überhaupt im Körper passiert.

Was geschieht bei einer Impfung im Körper?

Unser Immunsystem schützt uns vor Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Nach dem Kontakt mit Erregern werden Antikörper gebildet, die die Erreger direkt bekämpfen. Außerdem bildet das Immunsystem Gedächtniszellen, die die Krankheitserreger auch noch nach Jahren wiedererkennen können. Taucht beispielsweise ein Virus erneut auf, erkennt das Immunsystem ihn schneller und kann ihn direkt bekämpfen.

Genau dieses Prinzip wird auch bei Impfungen genutzt. Mediziner sprechen von einer Immunisierung gegen bestimmte Krankheitserreger. Den Immunzellen wird ein Teil des Erregers präsentiert, woraufhin sie Antikörper und Gedächtniszellen gegen die Erreger bilden.

Durch eine Impfung wird das Immunsystem also fit für die Bekämpfung von Krankheitserregern gemacht. Wenn du später damit in Kontakt kommst, weiß dein Immunsystem sofort, was es zu tun hat, um sich gegen die Krankheit zu wehren. Für viele Erreger (wie z. B. Tetanus) sind allerdings nach der ersten Impfung in regelmäßigen Abständen erneute Impfungen nötig – sozusagen zur Auffrischung des Immun-Gedächtnisses.

Was ist eine passive Immunisierung?

Neben dieser sogenannten aktiven Immunisierung gibt es noch eine passive Impf-Variante. Bei dieser passiven Immunisierung werden Antikörper-Konzentrate gegen den Erreger gespritzt. Diese Antikörper stammen in der Regel von anderen Menschen, die gegen den Erreger immun sind.6 Beispielsweise, weil ihre eigenen Immunzellen die Erkrankung bekämpfen konnten oder sie zu einem früheren Zeitpunkt selbst dagegen geimpft wurden.6 Im Unterschied zur aktiven Impfung bildet der Körper bei der passiven Impfung selbst keine Antikörper und auch keine Gedächtniszellen. Dadurch wirkt die passive Impfung zwar schneller, der Schutz ist aber nur vorübergehend.

Impfspritze am Oberarm einer Patientin
Mit einer Impfung wird das Immunsystem fit für die Krankheitsabwehr gemacht
© Remains / iStock

Impfung als Therapie gegen Krebs – funktioniert das?

Krebszellen haben auf ihrer Oberfläche ganz typische Merkmale. Auf gesunden Zellen kommen diese Merkmale entweder gar nicht vor oder in anderer Form und nicht so häufig. Diese Merkmale – sogenannte Tumorantigene – nutzen Mediziner zur Impfung gegen die Krebszellen.5

So wird eine therapeutische Impfung möglich: Der Patient erhält einen Impfstoff, der aus Teilen von Krebszellen besteht. Genau wie bei Impfungen mit Krankheitserregern soll das Immunsystem des Krebspatienten dadurch lernen, sich gegen Zellen zu wehren, die das Tumorantigen aufweisen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dem Patienten bereits speziell auf die Krebszellen trainierte Immunzellen zu verabreichen, die den Tumor dann angreifen.

Derzeit werden Impfstoffe gegen Lungenkrebs, Brust- und Prostatakrebs, Melanome (schwarzer Hautkrebs) und Nierenkrebs erforscht.

Viele Krebsforscher weltweit erwarten, dass diese Methoden bald auch bei Patienten gut funktionieren. In zahlreichen, teils noch laufenden medizinischen Studien werden verschiedene Impfstoffkandidaten auf ihre Wirksamkeit geprüft, wie beispielsweise bei Lungenkrebs, genauer gesagt beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC). 5,8

Beim NSCLC befindet sich ein Antigen dicht an dicht auf der Zelloberfläche. Dieses schien daher als Antigen für einen Impfstoff gut geeignet zu sein.4 Manche Studien verliefen vielversprechend, andere Studien mit anderen Impfstoffen haben sich bereits als unwirksam erwiesen.

Lässt sich Krebs durch eine Impfung mit Viren bekämpfen?

Dass die Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs (noch) nicht so gut läuft wie gehofft, hat mehrere Gründe. Zum einen ist das Immunsystem von an Krebs erkrankten Patienten ohnehin geschwächt.8 Außerdem gibt es Nebenwirkungen, aber auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.8 Tumorzellen verändern sich ständig und können Ausweichstrategien gegen eine Immunantwort entwickeln.6

Ein weiteres Hindernis: Tumorzellen sind keine fremden Eindringlinge, sondern Zellen des eigenen Körpers, die normalerweise nicht vom Immunsystem angegriffen werden.5 Forscher arbeiten daran, das Immunsystem in diesem Punkt noch besser auszutricksen.9

Ein zufälliger Befund brachte Forscher auf eine weitere Impf-Idee: Bei manchen Krebspatienten, die eine Virusinfektion bekamen, verschwanden die Tumoren.

Viren können Krebszellen tatsächlich gezielt infizieren und zerstören.4 Dieser Vorgang wird Onkolyse genannt.4 Viren lösen aber gleichzeitig schwere Krankheiten aus, daher sollte kein Krebspatient auf die Idee kommen, sich absichtlich irgendwo anstecken zu lassen!

Der Trick der Forscher: Sie verändern die Viren so, dass sie gezielt nur die Krebszellen befallen, sich darin vermehren und anschließend in großen Mengen im Körper ausbreiten.4 Allerdings müssen die Viren im Labor erst einmal so umgebaut werden, dass sie keine gesunden Körperzellen angreifen und zerstören.4

In der Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs gibt es also viele neue Ansätze. Neben der therapeutischen Impfung werden auch Kombinationen mit anderen neuen Therapieansätzen untersucht, beispielsweise mit zielgerichteten Krebstherapien.8 Aber es wird noch eine Weile dauern, bis sichere Therapien zur Verfügung stehen. Bislang werden solche Therapien nur unter strenger Aufsicht in klinischen Studien angewendet.4

Therapeutische Tumorimpfungen sind bisher nicht zur Krebstherapie zugelassen. Behandlungsangebote, die sensationelle Erfolge oder
eine Heilung per Impfung versprechen, sind unseriös.

Quellen

¹ Krebsgesellschaft I Impfung gegen Krebs - https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/impfung-gegen-krebs.html?fbclid=IwAR3Lud5SQx-sO4uPrzPGDt8Rjhxkmc_nZBScyUe9LHu7N8hZ9TB3PvhWEkU (zuletzt abgerufen am 17.12.2020)

² Impfen-Info I Aktive und Passive Immunisierung - https://www.impfen-info.de/wissenswertes/aktive-und-passive-immunisierung.html (zuletzt abgerufen am 17.12.2020)

³ Krebsinformationsdienst - https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/viren.php(zuletzt abgerufen am 17.12.2020)

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