Vision Zero: Gemeinsam gegen Krebs
Jahr für Jahr erkranken allein in Deutschland rund 500.000 Menschen neu an Krebs.1 Jeder einzelne ist einer zu viel, darin sind sich alle einig. Deshalb haben sich Wissenschaft, Medizin, Medien, Patientenverbände und die Industrie zusammengeschlossen, um die Vision Zero der Onkologie umzusetzen: Wir setzen uns nachdrücklich dafür ein, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle gegen Null zu bringen. Um diesem Ziel möglichst nahe zu kommen, haben alle Akteure gemeinsam einen Plan entwickelt, von dem Patientinnen und Patienten jetzt schon profitieren.
„Wir setzen uns mit allem Nachdruck dafür ein, die Zahl der vermeidbaren, krebsbedingten Todesfälle gegen Null zu bringen“, sagt Dr. Georg Ralle, einer der Initiatoren von Vision Zero. Tatsächlich würden knapp 40 Prozent aller Krebserkrankungen in Deutschland gar nicht erst auftreten und viele weitere ließen sich in einem heilbaren Stadium erkennen, wenn Prävention und Früherkennung konsequent umgesetzt werden würden.2 Ob Menschen an Krebs erkranken, mit Krebs leben oder an Krebs sterben, hängt von vielen verschiedenen Voraussetzungen ab: So ist oft auch der Ort der Behandlung, zum Beispiel ein zertifiziertes Krebszentrum, entscheidend für eine gute Prognose. Ein Ziel von Vision Zero ist es daher, mehr Patientinnen und Patienten in die Zentren zu bringen. Es gibt also nicht nur eine Strategie, um Todesfälle aufgrund einer Krebserkrankung zu vermeiden – vielmehr müssen viele verschiedene Bausteine hinterfragt werden. Vorbeugende Maßnahmen gegen Krebs, Früherkennung, Therapien, Diagnostik, die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten und die Patientenkompetenz müssen weiter verbessert werden.
Wir haben die Technologien. Wir sind nicht arm an Wissen, aber wir sind arm in der Umsetzung!"
Prof. Dr. Hagen Pfundner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Roche Deutschland Holding GmbH
Als Vorbild für die Initiative gilt eine ähnliche Idee, die den Verlust von Menschenleben im Straßenverkehr bis heute bekämpft: Damals wurde ein umfangreiches Handlungskonzept, das unter anderem aus Sicherheitsgurten, Promillegrenze und weiteren Sicherheitsmaßnahmen im Straßenverkehr bestand, eingeführt. Die Vision Zero im Straßenverkehr ist auf einem guten Weg: 1970 kamen in Deutschland noch 19.193 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, im Jahr 2023 waren es noch 2.830.3 Da das immer noch 2.830 zu viel sind, werden auch hier die Maßnahmen ständig erweitert und angepasst: Mit Verkehrserziehung und Aufklärung in den Schulen, sicheren Radwegen und einer angepassten Straßenverkehrsordnung soll die Zahl immer weiter gesenkt werden.4
Daran orientiert sich auch die Vision Zero in der Onkologie: Die Initiative wurde im Oktober 2019 in Deutschland gestartet ─ zeitgleich mit der Initiative „Nationale Dekade gegen Krebs“. Hagen Pfundner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Roche Deutschland Holding, engagiert sich bei Vision Zero als Gründungsmitglied und Sprecher für die Industrie. Das Unternehmen beteiligt sich unter anderem an der Erforschung von Krebs – denn die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien und wirksameren Medikamenten sind wichtige Etappenziele auf dem Weg zur Vision Zero. Mit modernen Diagnosemöglichkeiten, effektiver Prävention und Stärkung der Patientenkompetenz ist Roche seit vielen Jahren in der Krebsforschung engagiert.
Neben der Industrie engagieren sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, Kliniken und Vertreter aus der Wissenschaft im wissenschaftlichen Beirat oder als Unterstützer. Der Vorstand des Vereins Vision Zero e.V. besteht aus dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, Dr. Ruth Hecker, Universitätsmedizin Essen und Mitglied im Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. sowie Prof. Dr. Michael Halleck und Prof. Dr. Dr. Michael von Bergwelt.
Gemeinsam mit Patientinnen und Patienten haben sie zehn Themenfelder ausgemacht, um die Vision Zero zu erreichen. Die einzelnen Felder werden in drei Arbeitsgruppen weiter vorangetrieben: Prävention, Digitalisierung und die Stärkung der Patientenkompetenz.
Prävention und Patientenkompetenz: Weniger Krebstote
Prävention, also die Vorbeugung von Krebs, hat vermutlich das größte Potenzial, die Zahl krebsbedingter Todesfälle zu senken. Daher fordert Vision Zero e.V. die Politik und sämtliche Entscheiderinnen und Entscheider im Gesundheitssystem auf, die Investitionen in die Prävention zu vervielfachen und damit vielen Menschen jährlich eine Krebsdiagnose zu ersparen. Finanziert werden soll das Programm mit dem „Präventionseuro“, der auf Nikotin und Alkohol erhoben werden soll.5
Zur Prävention, also der Vorbeugung von Krebs, gehören zum Beispiel:6
Ein gesunder Lebensstil.
Er kann das Risiko für viele Arten von Krebs erheblich reduzieren. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, Vermeidung von Tabak, übermäßiger Alkoholkonsum und der Schutz vor Sonnenstrahlen. Die Risiken von Alkohol, zu viel Zucker und Fett müssen noch deutlicher in allen Altersgruppen kommuniziert werden.
Impfungen gegen bestimmte Viren wie das Humane Papillomavirus (HPV). Hier soll eine deutlich höhere Impfquote erreicht werden.
Regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen und Screenings.
Mammographie, Darmspiegelung, Hautscreening und jetzt auch ein Lungenkrebsscreening tragen dazu bei, Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen – dann ist er am besten behandelbar. Hier sollen durch moderne, risikoarme Screeningverfahren deutlich mehr und auch jüngere Menschen erreicht werden.
Wenn Brust- oder Eierstockkrebs vermehrt in der Familie auftritt, kannst du mithilfe einer genetischen Untersuchung das eigene Erkrankungsrisiko ermitteln. Hier erfährst du mehr darüber.
Patientenkompetenz mit Das K Wort
Mit Informationsangeboten engagiert sich die Arbeitsgruppe „Patientenkompetenz“ dafür, dass für Patientinnen und Patienten deutlich wird, welche Therapiemöglichkeiten für sie zur Verfügung stehen und in welcher Klinik diese Optionen in welcher Qualität angeboten werden.
Es ist wichtig, dass du deine Krebserkrankung verstehst, insbesondere hinsichtlich ihrer Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und den Auswirkungen auf deine Gesundheit. Je besser du deinen Krebs kennst und je mehr du beispielsweise über mögliche Therapieoptionen weißt, desto fundierter kannst du entscheiden, was für dich und dein Leben das Beste ist. Die Arbeitsgruppe setzt sich dafür ein, eine Krebsbehandlung als Teamarbeit zu verstehen, in der eine Patientin oder Patient auf Augenhöhe aktiv eingebunden wird. Dazu gehört zum Beispiel auch die Möglichkeit, bei Tumorboards dabei zu sein.
Patientenkompetenz bedeutet, dass du gesundheitsrelevante Informationen finden, verstehen, beurteilen und anwenden kannst, um die eigene Gesundheit zu erhalten, dir bei Krankheiten die nötige Unterstützung sichern und die dazu nötigen Entscheidungen treffen kannst.7
Kompetenz von Patientinnen und Patienten ist auch unser Anliegen: Deshalb findest du auf Das K Wort Informationen rund um das Leben mit Krebs in Form von Beiträgen, Podcasts, Broschüren und Checklisten. Dazu gibt es hilfreiche Adressen von Patientenorganisationen, die dir bei weiteren Fragen helfen oder Tipps für das Arztgespräch und das Prinzip der gemeinsamen Entscheidungsfindung. Das alles macht deine Patientenkompetenz aus.
Digitalisierung: Gesundheitsdaten teilen
Patientinnen und Patienten sollten uneingeschränkten Zugang zu ihren Gesundheitsdaten haben. Vision Zero e.V. setzt sich dafür ein, dass Ärztinnen, Ärzte und auch Kliniken dazu verpflichtet werden, patientenbezogene Daten zeitnah und automatisch in eine strukturierte digitale Patientenakte zu integrieren – denn das gewährleistet eine umfassende medizinische Versorgung. Gleichzeitig tragen anonymisierte Daten dazu bei, die Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten in der Zukunft zu verbessern. Forschungsergebnisse aus Studien sollen rasch in die klinische Praxis integriert werden, um eine kontinuierliche Verbesserung der Patientenversorgung zu ermöglichen.8
Starke Allianz gegen Krebs
Vision Zero e.V. und auch die Nationale Dekade gegen Krebs als Projekt der Bundesregierung sind starke Bündnisse, die sich mit zahlreichen Projekten und Ideen gegen Krebs einsetzen. Und doch unterscheiden sie sich: Vision Zero e.V. wurde von der Medizin, der Krebsforschung und der Industrie ins Leben gerufen und finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Jede und jeder kann Mitglied werden und dazu beitragen, dass wir der Vision Zero näherkommen und weniger Menschen mit einer Krebsdiagnose leben müssen. In der Nationale Dekade gegen Krebs hingegen haben sich Bundesministerien, Institutionen, Organisationen, Industrie, Verbände und Stiftungen zusammengeschlossen, um innerhalb von zehn Jahren eine deutliche Verbesserung in der Krebsversorgung zu erreichen.
Gemeinsam für eine starke Krebsforschung in Deutschland: Weitere Information zur Nationalen Dekade gegen Krebs findest du hier
Was bedeutet Vision Zero für mich?
Auf dem Weg zur Vision Zero profitierst du unter anderem von Präventionsmaßnahmen, schnellerer Anwendung von Forschungsergebnissen in den Kliniken, transparenteren Informationen zu Therapieoptionen und wo sie angewendet werden, mehr Patientinnen und Patienten, die in Krebszentren behandelt werden, und einer digitalen Patientenakte, die eine ganzheitliche Behandlung ermöglicht.
Du kannst auch selbst zum Erfolg von Vision Zero beitragen. Wie? Zum Beispiel, indem du deine Gesundheitsdaten teilst und so die Krebsforschung unterstützt. Deine Daten können für andere Patientinnen und Patienten lebensrettend sein.
Nutze die regelmäßigen Vorsorge- und Früherkennungsangebote. Deine Krankenkasse bezahlt verschiedene Vorsorgeuntersuchungen für Männer und Frauen. Damit reduzierst du dein eigenes Risiko, an Krebs zu erkranken. Websites wie Das K Wort tragen außerdem dazu bei, dass du als informierte Patientin oder Patient verschiedene Therapieoptionen kennen lernst und gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt entscheidest, welche zu dir passt. Damit stärkst du deine eigene Gesundheitskompetenz und vielleicht auch die deiner Familie.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00022815
Quellen
¹ https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/krebsstatistiken.php, zuletzt abgerufen am 25.04.2024.
² PM VisionZero-Welt-Krebs-Tag-2024.pdf (vision-zero-oncology.de), zuletzt abgerufen am 25.04.2024.
³ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/185/umfrage/todesfaelle-im-strassenverkehr/, zuletzt abgerufen am 02.05.2024.
⁴ https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/strassenverkehrssicherheit-uebersicht.html, zuletzt abgerufen am 03.06.2024
⁵ https://vision-zero-oncology.de/projekte-arbeitsgruppe-praevention.php, zuletzt abgerufen am 02.05.2024.
⁶ https://vision-zero-oncology.de/projekte-arbeitsgruppe-praevention.php, zuletzt abgerufen am 02.05.2024
⁷ Hurrelmann K, Klinger J, Schaeffer D. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Vergleich der Erhebungen 2014 und 2020 . Bielefeld: Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung; 2020, https://doi.org/10.4119/unibi/2950303
⁸ https://vision-zero-oncology.de/zehn-themenfelder.php, zuletzt abgerufen am 02.05.2024.