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Das K Wort - Diagnose Krebs
Sag Ja zum Leben!
Psyche

Psychoonkologie: Hilfe für Krebsbetroffene im Alltag

Psychoonkologische Fachleute können sowohl Betroffenen als auch Angehörigen dabei helfen, mit den seelischen Belastungen einer Krebserkrankung besser umzugehen. Damit kann die Lebensqualität aller Beteiligten erhalten oder verbessert werden.

Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur den Körper. Sie ist meist ein Paukenschlag, der einen Menschen im Innersten trifft. Daher gilt es, nicht nur den Krebs an sich zu behandeln. Auch seelische und soziale Belastungen müssen bewältigt werden. In dieser schwierigen Lebensphase können Fachkräfte wertvolle Unterstützung leisten, die sich auf den Umgang mit Krebserkrankungen spezialisiert haben: Psychoonkologinnen und -onkologen.

Was machen Psychoonkologinnen und -onkologen?

Früher wurden viele Betroffene mit der Diagnose Krebs sich selbst überlassen. Die Diagnose wurde ihnen häufig einfach wie eine eiskalte Dusche „übergeschüttet“. Was zählte, war vor allem die Einhaltung der Therapietermine.
Das hat sich inzwischen in vielen Arztpraxen und Kliniken geändert. Und natürlich waren auch früher nicht alle Ärztinnen und Ärzte so nüchtern und gefühllos.
Inzwischen weiß man, welche zentrale Rolle die Psyche für die Lebensqualität bei einer Krebserkrankung spielt. Und wie wichtig es daher ist, Betroffene in allen Phasen einer Krebserkrankung nicht nur körperlich zu behandeln, sondern sie immer in ihrer Gesamtheit als Mensch zu unterstützen. Die Bedeutung dieses ganzheitlichen Behandlungsansatzes nimmt stetig zu.

Psychoonkologinnen und -onkologen bieten psychische Hilfestellung bei der Verarbeitung einer Krebserkrankung an. Idealerweise erfolgt eine psychoonkologische Betreuung durch ein interdisziplinäres Team, das aus Menschen mit verschiedenen Ausbildungen besteht: Psychologinnen und Psychologen, Sozialarbeitende, Physio- und Ergotherapeutinnen und -therapeuten sowie künstlerische Therapeutinnen und Therapeuten, Seelsorgenden, Pflegefachkräfte, Psychiaterinnen und -psychiater und Onkologinnen und Onkologen.
Auch die Forschung befasst sich mit den Aufgaben der Psychoonkologie: Inwiefern beeinflussen psychologische und soziale Faktoren eine Krebserkrankung? Wie wirken diese Faktoren zusammen? Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen werden dann Leitlinien für das Behandlungsteam und für Patientinnen und Patienten sowie entsprechende Unterstützungsangebote entwickelt.1,2

Geschulte Psychoonkologinnen und -onkologen haben eine Zusatzausbildung  absolviert, um Menschen mit Krebs wirklich verstehen und  angemessen unterstützen zu können. Dennoch ist die Bezeichnung „Psychoonkologin/Psychoonkologe“ nicht  geschützt. Psychoonkologinnen und -onkologen mit dem Zertifikat „Weiterbildung  Psychosoziale Onkologie“ (WPO) haben diese umfangreiche Fortbildung absolviert.3

Wäre eine psychoonkologische Beratung auch für mich gut?

Die Diagnose Krebs wirft viele Fragen auf. Manche stellen sich erst im Laufe der Therapie, wenn der erste Schock überstanden ist und die Anforderungen des Alltags geklärt werden müssen.  
Psychoonkologinnen und -onkologen richten ihren Blick auf die Befindlichkeit der Betroffenen in ihren jeweiligen Lebenssituationen und in ihren sozialen Umfeldern: Wie reagiert eine Patientin bzw. ein Patient auf ihre bzw. seine Diagnose, die Behandlung und den Krankheitsverlauf? Welche Probleme ergeben sich daraus für die betroffenen Person?  
Eine psychoonkologische oder psychosoziale Beratung ist zum Beispiel sinnvoll, Patientinnen und Patienten Antworten auf die folgenden Fragen suchen:  

  • Wie kann ich den Schock der Krebsdiagnose verkraften?
  • Wie kann ich neue Kraft schöpfen?
  • Wann und wie kann ich meiner Familie/meinen Freunden von der Erkrankung erzählen?
  • Soll ich meinen Arbeitgebenden informieren?
  • Wer hilft mir im Alltag, wenn es mir nicht gut geht?
  • Stehen mir Sozialleistungen zu?
  • Bekomme ich Hilfe beim Wiedereinstieg in den Beruf?

Wann sollte ich psychoonkologische Beratung in Anspruch nehmen?

In welchem Umfang sich eine Patientin oder ein Patient psychoonkologisch begleiten lassen möchte, hängt von der jeweiligen Situation und den individuellen Wünschen ab. Wenn man beispielsweise psychisch sehr stark unter der Krebserkrankung leidet oder sehr viele Alltagsaspekte zur Belastung werden, kann eine Psychotherapie der richtige Weg zur Bewältigung vor, zu Beginn und/oder während der Therapie sein.  

Starke körperliche Beschwerden, Schmerzen, Fatigue (extreme Erschöpfung) oder eine psychische Krankheit in der Vorgeschichte können das Auftreten von seelischen Problemen während einer Krebserkrankung begünstigen. Auch ein möglicher Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten sollte im Auge behalten werden.

Außenstehende können Probleme leicht übersehen. Für das Behandlungsteam gibt es daher spezielle Fragebögen, die dabei helfen, zu erkennen, ob eine Patientin oder ein Patient gezielt Unterstützung benötigt. Darin sind auch Skalen enthalten, mit denen die oder der Betroffene seine Befindlichkeit einschätzen kann. Denn: Viele tun sich schwer, über ihre Gefühle zu sprechen oder nach Hilfe zu fragen. Manche schämen sich für ihre Schwierigkeiten, trauen sich nicht, diese anzusprechen.  

Auch für spirituelle Fragen ist genug Raum in der psychosozialen Unterstützung. Bin ich selbst schuld an meiner Erkrankung? Welchen Sinn macht mein Leben, wenn ich nach der Therapie nicht mehr leistungsfähig bin? Eine Psychotherapie umfasst regelmäßige Gesprächstermine und bietet somit die Möglichkeit, auch grundlegende Lebensfragen anzusprechen.

Viele Betroffene mit einer bereits fortgeschrittenen Krebserkrankung haben depressive Symptome und Ängste. Auch viele Angehörige reagieren mit entsprechenden Symptomen. Auch in diesen Phasen sowie im Palliativbereich stehen Psychoonkologinnen und -onkologen Betroffenen und Angehörigen mit ihrem Angebot stützend und helfend zur Seite.4

Psychoonkologie auch für Angehörige

Eine Krebserkrankung wirkt sich auch auf das Lebensumfeld des Betroffen aus. Psychoonkologinnen und -onkologen sind daher nicht nur für erkrankte Menschen da, sondern auch für deren Angehörige. Die Fachleute unterstützen Betroffene und Angehörige nach deren individuellen Bedürfnissen. Zum Beispiel bei der Kommunikation mit Fachärztinnen und -ärzten, damit deren Worte wirklich verstanden und entsprechend umgesetzt werden können.5

Ein anderes Beispiel: Manche Angehörige haben Angst, zu versagen oder nicht genügend Kraft zu haben, um den Erkrankten zu begleiten oder zu unterstützen. Oder sie fühlen sich unsicher, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Angehörige können eine ähnlich starke Belastung empfinden wie Betroffene. Dazu kann auch gehören, dass sich Erkrankte zurückziehen oder ihre Angehörigen vernachlässigen. Das Gespräch mit einer erfahrenen Beraterin oder einem erfahrenen Berater bietet die Möglichkeit, in Ruhe über Fragen, Gedanken und Sorgen zu sprechen, die einem gerade auf der Seele brennen. 

Alle Beteiligten – Betroffene und Angehörige ebenso wie betreuende Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Pflegekräfte – können durch eine psychosoziale Unterstützung gemeinsam Wege suchen und finden, um mit der veränderten Lebenssituation und den neuen Anforderungen umzugehen.

Psychoonkologinnen und -onkologen sind für Betroffene und Angehörige da. Das freiwillige Angebot richtet sich an alle, die von der Krebserkrankung betroffen sind. Das Ziel ist, die seelischen und körperlichen Belastungen besser zu verarbeiten und die Lebensqualität zu erhalten und zu erhöhen.

Was passiert in einer psychoonkologischen Beratung?

Auch in der psychosozialen Onkologie gelten die Grundsätze der evidenzbasierten Medizin. Das bedeutet: In der Betreuung von Menschen mit Krebs sollte nur das angewendet werden, was ihnen „nachgewiesenermaßen guttut und ihnen nicht schadet“. 

Was Patientinnen und Patienten „guttut“, kann jedoch sehr unterschiedlich sein. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art, mit einer Krebserkrankung umzugehen. Jede und jeder Betroffene muss für sich herausfinden, was ihr oder ihm in der jeweiligen Erkrankungsphase am besten hilft. Und eines ist klar: Die Teilnahme an psychoonkologischen Angeboten ist freiwillig – keine Patientin und kein Patient wird dazu gezwungen.  

Daher lässt sich die Frage nach dem Ablauf und der Dauer einer solchen Behandlung nicht pauschal beantworten. Denn: Für die eine oder den einen reicht vielleicht eine kurzfristige Beratung, während die oder der andere ein Patientenseminar oder eine längerfristige psychotherapeutische Behandlung benötigt. 

Individuelle psychoonkologische Beratung

Die Bandbreite des Angebots umfasst alle Stadien einer Krebserkrankung – von der Unterstützung direkt nach der Diagnose bis hin zu Selbsthilfegruppen, die noch lange nach einer überstandenen Krebserkrankung eine wertvolle Stütze sein können.  

Es gibt ambulante sowie stationäre Angebote, die je nach den örtlichen Gegebenheiten sehr unterschiedlich sein können. In größeren Städten gibt es häufig mehrere qualifizierte Psychoonkologinnen und -onkologen, während in ländlichen Regionen längere Anfahrtswege nötig sein können. Psychoonkologische Angebote können dies und mehr leisten: 

  • Entlastung in akuten Krisensituationen
  • Psychoonkologische Psychotherapie
  • Unterstützung im Umgang mit der Krebserkrankung sowie mit Angst, Ungewissheit und Trauer
  • Vermittlung von (Stress-)Bewältigungsstrategien
  • Vermittlung von Methoden zur Entspannung und Stabilisierung
  • Mobilisierung von Ressourcen
  • Erarbeitung individueller Lösungen für Probleme in Alltag, Beruf und Familie
  • Beratung von Angehörigen
  • Spezielle Beratung/Hilfsanagebote für Kinder von Betroffenen
  • Vermittlung weiterführender Hilfsangebote wie z. B. ambulante Gruppen, Selbsthilfegruppen (auch Internetforen), Sexual- und Paarberatung, Sozialberatung oder Psychotherapie

„Krebspatienten vollbringen während der Therapie  körperliche und seelische Höchstleistungen und  dabei brauchen sie Unterstützung.“

- Claudia Gutmann, Psychoonkologin und Diplom-Psychologin

Wo und wie finde ich einen geeignete Psychoonkologinnen und -onkologen?

Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt kann Ihnen psychoonkologische Kontaktpersonen vermitteln. Viele Kliniken verfügen intern über psychoonkologische Dienste, die nicht nur eine erste kurzfristige Anlaufstelle sind, sondern auch Informationsveranstaltungen, Gesprächsgruppen oder Kurse anbieten.  

Alle von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren müssen ein solches Angebot ohnehin für ihre Patientinnen und Patienten anbieten, zum Beispiel Brust- oder Darmkrebszentren. Weitere Anlaufstellen für die Beratung sind Krebsberatungsstellen, onkologische Schwerpunkt- oder Psychotherapiepraxen.  

Eine sehr gute Möglichkeit, geeignete Ansprechpersonen zu finden, bietet ein vom Krebsinformationsdienst zusammengestelltes, qualitativ hochwertiges Adressverzeichnis.7 Darin sind mehr als 600 psychotherapeutische Ansprechpartnerinnen und -partner aufgelistet.  

Alle diese Fachkräfte haben eine von der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. anerkannte Weiterbildung in der Begleitung von Menschen mit Krebs. Die Adressen erhalten Sie ganz einfach über die Eingabe Ihrer Postleitzahl.

Entscheidend für den Erfolg einer psychotherapeutischen Behandlung ist, dass „die Chemie“ zwischen Patientin oder Patient und Therapeutin oder Therapeut stimmt. Es kann sein, dass es Sinn macht, sich eine andere Person zu suchen, wenn man feststellt, dass es „einfach nicht klappt“. 

Bei Psychotherapiestunden gibt es in der Regel Probestunden, damit beide Seiten sich „beschnuppern“ können. Ein so hochsensibler Bereich wie die eigene Psyche ist es allemal wert, gegebenenfalls zu sagen, dass man sich eine andere Ansprechperson wünscht. Oder dass die gewählte Behandlungsmethode nicht zu einem passt. Wichtig ist, dass sich Patientinnen und Patienten sowie Angehörige angenommen und verstanden fühlen und der psychoonkologischen Fachkraft vertrauen können. 

Wird die psychoonkologische Beratung von der Krankenkasse bezahlt?

In der Regel ist die Beratung in psychosozialen Krebsberatungsstellen, Akut- und Rehabilitationskliniken für Betroffene und deren Angehörige kostenfrei oder durch die allgemeinen Behandlungskosten abgedeckt. 

Die Kosten einer ambulanten Psychotherapie werden von der Krankenkasse übernommen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Sogar wenn eine Therapeutin oder ein Therapeut nicht über eine Kassenzulassung verfügt, ist in Einzelfällen dennoch eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse möglich (beispielsweise, wenn zeitnah keine anderweitige psychoonkologische Versorgung möglich ist). 

Einzelheiten zur Kostenübernahme und Antragstellung sollten Betroffene immer vorab bei der ausgewählten Therapeutin oder beim ausgewählten Therapeuten sowie ihrer Krankenversicherung oder Beihilfestelle erfragen.  

Im Adressverzeichnis des Krebsinformationsdienstes stehen bei jeder Adresse Angaben zur Kostenübernahme

Psychoonkologinnen und -onkologen agieren als Begleiterinnen und Begleiter des gesamten Erkrankungsprozesses von der Diagnose bis zum Leben und Umgang mit dem Krebs – sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für deren Angehörige. Und sie helfen bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Pläne. 

Informationen aus dem Internet und Internetforen sind hilfreich, können jedoch ein persönliches Gespräch mit psychoonkologischen Fachleuten nicht ersetzen.

Das Internet und die Telemedizin sorgen für enorme Veränderungen und machten vieles möglich. Bei weiten räumlichen Entfernungen sind persönliche Beratungen mit Psychoonkologinnen und -onkologen auch heute schon über Online-Sprechstunden möglich.  

Nützliche Adressen zur Psychoonkologie
Medizinische Leitlinien zur Psychoonkologie

Psychosoziale Unterstützung für Krebspatienten und Angehörige

https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Psychoonkologie_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf
Krebsinformationsdienst – Psychologische Unterstützung

Hier findest du psychotherapeutische und psychoonkologische Unterstützung in deiner Nähe.

https://www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/krebsberatungsstellen.php
Berufstätigkeit

Adressen und Anlaufstellen für Krebspatienten bei sozialrechtlichen Fragen (z. B. im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit oder dem Wiedereinstieg in den Beruf)

https://www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/sozialrecht-bei-krebs-anlaufstellen.php

Inhaltlich geprüft:M-DE-00022248

Quellen

¹ www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Psychoonkologie/Version_2/LL_Psychoonkologie_Kurzversion_2.1.pdf, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

² www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Psychoonkologie_175v101.pdf, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

³ www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebs-und-psyche/professionelle-psychologische-betreuung-bei-einer-krebserkrankung.html#:~:text=Mal%20handelt%20es%20sich%20um,Seelsorger%20d%C3%BCrfen%20sich%20Psychoonkologe%20nennen, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

⁴ www.krebsinformationsdienst.de/leben/krebs-psyche/seelische-belastungen-angst.php, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

⁵ www.krebsinformationsdienst.de/leben/krebs-psyche/angehoerige.php, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

⁶ www.krebsinformationsdienst.de/leben/krebs-psyche/psychoonkologie.php#:~:text=Wissenschaftlich%20fundierte%20Unterst%C3%BCtzung%2C%20Begleitung%20und%20Psychotherapie%20bei%20Krebs&text=Die%20Psychoonkologie%20ist%20eine%20eigene,und%20entwickelt%20M%C3%B6glichkeiten%20der%20Unterst%C3%BCtzung, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

⁷ www.krebsinformationsdienst.de/service/adressen/psychoonkologen.php, zuletzt abgerufen am 01.03.2024

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