Brustkrebs: Symptome, Diagnose und Therapie
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Wird er früh erkannt, bestehen gute Heilungschancen. Erfahre hier, woran du Brustkrebs erkennst, welche Ursachen es gibt und welche modernen Therapien infrage kommen.
Die weibliche Brust besteht größtenteils aus Drüsen- und Fettgewebe und ist durchzogen von einem feinen Netzwerk aus Blut- und Lymphgefäßen. Hormonelle Veränderungen – etwa im Zyklus, in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren – beeinflussen dieses Gewebe.1 Kein Wunder also, dass sich auch Tumorerkrankungen sehr individuell entwickeln. Die gute Nachricht: Die Forschung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Heute wissen wir, dass Brustkrebs nicht gleich Brustkrebs ist – und genau diese Erkenntnis ermöglicht eine immer gezieltere, auf jede Patientin abgestimmte Therapie.
Wie häufig ist Brustkrebs?
Brustkrebs betrifft viele – etwa jede achte Frau erhält im Laufe ihres Lebens diese Diagnose. So sind im Jahr 2022 ca. 74.500 Frauen in Deutschland an Brustkrebs erkrankt. Auch Männer können Brustkrebs bekommen – wenn auch sehr selten; 2022 waren es in Deutschland rund 690 Männer.2
Dank regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen, wie das Mammographie-Screening, kann Brustkrebs heute oft früh erkannt werden – und das verbessert die Prognose erheblich: Seit der schrittweisen Einführung des Mammographie-Screening-Programms ab dem Jahr 2005 gingen die Brustkrebs-Todesfälle zwischen 20 und 30 Prozent zurück.3
Ursachen und Risikofaktoren von Brustkrebs
Die Entstehung von Brustkrebs ist vielschichtig. Verschiedene Faktoren können das Risiko erhöhen:4
- Ein ungesunder Lebensstil (z. B. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel)
- Typ II Diabetes mellitus
- Hormonelle Einflüsse, etwa durch eine Hormontherapie in den Wechseljahren5
- Ein dichtes Brustgewebe (wenn das Gewebe der Brust weniger Fettgewebe und mehr Drüsen- und Bindegewebe enthält)
- Eine genetische Veranlagung
Etwa 5 bis 10 % aller Brustkrebserkrankungen sind erblich bedingt. Besonders Mutationen in den BRCA1- und BRCA2-Genen können das Risiko deutlich (um ca. 70 %) erhöhen – ebenso wie Veränderungen in weiteren Genen wie ATM, CHEK2, PIK3CA oder PALB2. Wenn in deiner Familie mehrere Frauen oder Männer an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind, kann eine Beratung oder ein Gentest in einem spezialisierten Zentrum sinnvoll sein.6-8 Die Unterschiede in den Tumoreigenschaften können auch Auswirkungen auf die Behandlung haben, besonders im Rahmen der zielgerichteten Therapien.
Eine vorbeugende Brustentfernung verringert bei vielen betroffenen Frauen die ständige Sorge, erkranken zu können. Andererseits haben Frauen, die regelmäßig zur Vorsorge gehen und sich für ein sorgfältiges Screening entscheiden, trotz ihres Erkrankungsrisikos eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie Frauen, die sich für eine Brustentfernung entschieden haben.9 Wie jede Operation ist auch eine Brustentfernung mit gewissen Risiken verbunden. Auch psychisch kann eine beidseitige Mastektomie belastend sein. Die Entscheidung für oder gegen eine vorbeugende Brustentfernung kannst du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt gemeinsam besprechen und sorgfältig für dich persönlich abwägen.
Eine prophylaktische Brustentfernung (Mastektomie) bei genetischer Veranlagung senkt das Erkrankungsrisiko um rund 90 Prozent.10
Symptome und Früherkennung von Brustkrebs
Brustkrebs verursacht im Frühstadium meist keine Beschwerden – umso wichtiger ist die regelmäßige Selbstuntersuchung deiner Brust. Wie das geht, erfährst du hier. Etwa 80 % der Betroffenen entdecken einen Knoten selbst.12 Schon kleine Veränderungen können mit etwas Übung selbst ertastet werden.Aber auch andere Veränderungen können auf Brustkrebs hinweisen und sollten besser von deiner Ärztin oder deinem Arzt abgeklärt werden.13
9 VERÄNDERUNGEN..
..die besser von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden sollten:13
- Plötzliche Größenveränderung einer Brust
(ohne ersichtlichen Grund, wie Gewichtszunahme oder Schwangerschaft) - Ungewöhnliche Verformung beim Arm heben (eine Brust verformt sich anders als die andere)
- Eingezogene oder entzündete Brustwarze
- Anhaltende Rötung der Haut im Brustbereich
- Orangenhaut oder Schwellung
- Klarer oder blutiger Ausfluss bei einer Brust
- Zunehmende Knotigkeit einer Brust an einer Stelle
- Knoten in Brust oder Achselhöhle
- Schmerzen an einer bestimmten Stelle in der Brust
Keine Sorge – nicht hinter jeder Veränderung muss gleich ein bösartiger Tumor stecken. In den meisten Fällen sind diese Veränderungen harmlos. Dennoch empfiehlt es sich, solche Veränderungen auch außerhalb von Vorsorgeuntersuchungen von einer Ärztin oder einem Arzt abklären zu lassen.
Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs
In Deutschland gibt es ein gesetzlich geregeltes Programm zur Früherkennung von Brustkrebs. Wird Brustkrebs früh erkannt, sind die Heilungschancen meist sehr gut. Auch die Behandlung kann in einem frühen Stadium oft schonender verlaufen.
Die Früherkennung richtet sich an Frauen ohne Beschwerden, also bevor Symptome auftreten. Die Teilnahme ist freiwillig – die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen vollständig. Die gesetzliche Brustkrebs-Früherkennung umfasst in Deutschland:
- eine ärztliche Tastuntersuchung – Frauen ab 30 Jahren können sich jährlich von ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt die Brüste und Achselhöhlen abtasten lassen.14
- eine Anleitung zur Selbstuntersuchung – Ab 30 Jahren können Frauen sich von Ihrer Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt zeigen lassen, wie sie sich am besten selbst untersuchen.14
- Mammographie-Screening-Programm – Zwischen 50 und 75 Jahren können Frauen zusätzlich zur Tastuntersuchung alle 2 Jahre eine Mammographie in Anspruch nehmen. Bei dieser Untersuchung wird die Brust mit niedrig dosierten Röntgenstrahlen untersucht.14
In der Regel ist die Ultraschalluntersuchung eine gute Ergänzung zu anderen Untersuchungen – vor allem bei jüngeren Frauen oder dichtem Drüsengewebe. Zur reinen Früherkennung gehört er aber nicht zum gesetzlichen Vorsorgeprogramm. Viele Praxen bieten Ultraschall trotzdem als sogenannte IGeL-Leistung (Individuelle Gesundheitsleistung) an. Das heißt: Wenn kein konkreter Verdacht besteht, musst du die Kosten selbst tragen.9 Anders ist es bei auffälligen Befunden – zum Beispiel nach einer Tastuntersuchung oder Mammographie. Dann wird ein Ultraschall zur Abklärung eingesetzt, und die Krankenkasse übernimmt die Kosten.14
Wichtig zu wissen: Der Nutzen von regelmäßigen Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung ist bisher wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Das bedeutet: Es ist nicht sicher, ob dadurch tatsächlich weniger Frauen an Brustkrebs sterben.14
Die sicherste Screening-Methode ist eine Kombination aller drei Methoden: einer Mammographie, eines Tastbefundes und eines Ultraschalls.

Bei einer Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, werden Schichtaufnahmen des Gewebes gemacht. Einer belastenden Strahlung bist du nicht ausgesetzt. Auch bei sehr dichtem Gewebe macht eine MRT bereits kleine Tumorherde sichtbar. Zur Früherkennung von Brustkrebs wird sie nur bei Frauen mit familiärer Belastung empfohlen. Normalerweise ergänzt sie die Ultraschalluntersuchung und die Mammographie bei unklaren Befunden. Eine MRT der Brust wird von den Krankenkassen nur in Ausnahmefällen übernommen, weil diese wesentlich teurer ist als eine Mammographie.15
Diagnose von Brustkrebs
Nicht jede Veränderung im Brustgewebe ist gleich ein Anzeichen für Brustkrebs. Viele Frauen tasten vor der Periode knotige Stellen, die danach wieder verschwinden. Auch gutartige Veränderungen, wie mit Flüssigkeit gefüllte Zysten, Lipome (gutartige Fettgeschwulste) oder Fibroadenome (gutartige Knoten aus Drüsen- und Bindegewebe) sind häufig.16
Vorstufe Brustkrebs: Ductales Carcinom in situ (DCIS)
Bei der Mammographie werden gelegentlich kleine Veränderungen, sogenannter Mikrokalk, in den Milchgängen sichtbar, die eine Vorstufe von Brustkrebs anzeigen können. Die Kalkablagerungen können unterschiedliche Ursachen haben, zum Beispiel eine Stoffwechselstörung oder Diabetes. Mikrokalk lagert sich häufig im Bereich leicht veränderter Zellen an. Medizinerinnen und Mediziner sprechen von einem Ductalen Carcinom in situ (DCIS).
Anders als Krebszellen haben diese Zellen keine Neigung, sich in das umgebende Gewebe oder über Blut- und Lymphbahnen im Körper auszubreiten. Bisher kann man nicht zuverlässig voraussagen, ob und wann sich aus diesen Zellen Krebs entwickeln wird. Besprich solche Befunde immer ausführlich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.17

Tumoreigenschaften
Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, wird zur genauen Abklärung eine Biopsie durchgeführt. Meist handelt es sich um eine minimal-invasive Stanzbiopsie mit einer Hohlnadel. Die Wunde ist klein, der Eingriff erfolgt ambulant und du kannst in der Regel am selben Tag wieder nach Hause. Nur in Ausnahmefällen wird unter Vollnarkose eine größere Gewebeprobe entnommen (Exzisionsbiopsie).18
Die Gewebeprobe zeigt, welche Eigenschaften der Tumor hat:
- Entsteht er in den Milchgängen oder im Drüsengewebe?
- Wie schnell wächst er?
- Reagiert er auf Hormone wie Östrogen oder Progesteron?
Die Tumoreigenschaften sind entscheidend für die weitere Behandlung und Prognose. Im Labor wird geprüft, ob die Tumorzellen hormonempfindlich sind oder bestimmte Wachstumsfaktoren wie HER2 aufweisen. Diese Informationen helfen, die optimale Brustkrebs-Therapie festzulegen – z. B. eine Antihormontherapie bei hormonabhängigen Tumoren.18
TNM-Klassifikation: Wie weit ist der Brustkrebs fortgeschritten?
Brustkrebs wird nach der TNM-Klassifikation eingestuft:18
- T = Tumorgröße
- N = Lymphknotenbefall
- M = Metastasen
In den Stadien I und II ist der Krebs örtlich begrenzt – ohne Ausbreitung in andere Organe. Bei fortgeschrittenen Stadien (III und IV) helfen bildgebende Verfahren wie CT, um mögliche Metastasen zu erkennen.18
Gut zu wissen: Bei rund 91 % der Erstdiagnosen ist der Brustkrebs noch gut behandelbar und hat sich nicht oder nur wenig in benachbarte Lymphknoten ausgebreitet.19
Ruhe bewahren!
Die Diagnose Brustkrebs ist ein Einschnitt – aber du musst nichts überstürzen. Lass dir Zeit, stelle Fragen und informiere dich gut. Auch eine Zweitmeinung kann helfen, um sicher zu entscheiden, wie es weitergeht.
Therapieformen bei Brustkrebs
Brustkrebs ist zwar eine ernstzunehmende Erkrankung, aber heute gut behandelbar – dank moderner, individuell abgestimmter Therapiekonzepte. Welche Behandlung du bekommst, hängt unter anderem davon ab, wie groß der Tumor ist, ob er gestreut hat, welche biologischen Merkmale er hat und wie dein allgemeiner Gesundheitszustand ist.
Operation – den Tumor entfernen
Die Operation ist häufig der erste große Schritt in der Behandlung von Brustkrebs – insbesondere kleinere Tumore werden meist direkt operativ entfernt. Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen – und dabei möglichst wenig gesundes Gewebe zu verletzen.
Heute kann in vielen Fällen brusterhaltend operiert werden. Dabei wird nur der Tumor mit einem kleinen Sicherheitsabstand entfernt. Die Kombination aus brusterhaltender OP und Strahlentherapie ist nachweislich genauso sicher wie eine Mastektomie – also die vollständige Entfernung der Brust.1
Wenn der Tumor sehr groß ist, mehrere Herde in der Brust gefunden wurden oder es sich um entzündlichen Brustkrebs handelt18, kann eine Mastektomie notwendig sein. Auch hier gibt es heute Möglichkeiten zur Brustrekonstruktion – entweder sofort während derselben Operation oder zu einem späteren Zeitpunkt.1
Bei einer Brustkrebs-OP werden die Lymphknoten in der Achselhöhle untersucht, um festzustellen, ob sich der Krebs bereits hierhin ausgebreitet hat. Das Ergebnis ist entscheidend für die Planung der weiteren Behandlung. Dabei gilt immer der Grundsatz: so schonend wie möglich, aber so sicher wie nötig. Dafür gibt es zwei Hauptverfahren:
- Entfernung der Wächterlymphknoten (Standardverfahren): Meist wird nur der erste Lymphknoten entfernt, der die Flüssigkeit aus dem Tumorbereich filtert – der sogenannte „Wächter“. Dieses schonende Vorgehen senkt das Risiko für Nebenwirkungen wie einen geschwollenen Arm (Lymphödem) erheblich.
- Axilla-Dissektion: Die Entfernung mehrerer Lymphknoten ist dann notwendig, wenn bereits vor der Operation klar ist, dass diese befallen sind, oder wenn der untersuchte Wächterlymphknoten Krebszellen enthält.1
Eine Behandlung nach der Operation wird als adjuvante Therapie bezeichnet. Mittlerweile bekommen jedoch viele Patientinnen eine neoadjuvante Therapie, also schon vor der Operation. Die neoadjuvante Therapie dient dazu den Tumor zu verkleinern, um beispielsweise brusterhaltend operieren zu können oder um die Wirkung der Medikamente auf den Tumor festzustellen. Das Ansprechen auf die Therapie wird im Rahmen der Operation pathologisch untersucht und hat Einfluss auf die weitere Therapie.1
Strahlentherapie – gezielte Zerstörung verbliebener Krebszellen
Die Strahlentherapie (Radiotherapie) zählt zu den lokalen Therapien – das bedeutet: Sie wirkt direkt an der betroffenen Stelle. Für Frauen mit hohem Rückfallrisiko verbessert eine Bestrahlung der Brustwand die Heilungschancen deutlich. Dies ist besonders wichtig bei einem großen Tumor, mehr als drei befallenen Lymphknoten, einer nicht vollständigen Entfernung des Tumors oder bei Patientinnen unter 50 Jahren bzw. prämenopausalen Patientinnen.1
Nach einer brusterhaltenden Operation ist die Bestrahlung fast immer fester Bestandteil der Behandlung. Dabei wird die gesamte Brust bestrahlt – bei Bedarf auch angrenzende Bereiche wie Lymphknotenregionen oder der Brustkorb.1
Ziele der Strahlentherapie sind
- die Zerstörung verbliebener Tumorzellen,
- die Senkung des Rückfallrisikos und
- die Verbesserung des Langzeitüberlebens.
Die Bestrahlung erfolgt meist über mehrere Wochen hinweg in täglichen Sitzungen. Ein heute übliches Vorgehen ist, erst über mehrere Wochen mit einer Chemotherapie zu behandeln und nach etwa zwei- bis vierwöchiger Pause mit der Bestrahlung zu beginnen. Wichtig ist allgemein, dass die jeweilige Behandlung so früh wie möglich begonnen und nicht unnötig verzögert wird.1
Chemotherapie – Behandlung mit Zytostatika
Die Chemotherapie kommt bei Brustkrebs oft zum Einsatz, wenn ein erhöhtes Risiko für Rückfälle besteht oder der Tumor besonders aggressiv ist. Chemotherapeutische Medikamente, sogenannte Zytostatika, greifen gezielt Zellen an, die sich schnell teilen – wie es bei Krebszellen der Fall ist. Sie wirken im gesamten Körper und können auch Krebszellen bekämpfen, die sich möglicherweise schon vom Tumor gelöst haben.1
Eine Chemotherapie wird eingesetzt:
- Vor der Operation (neoadjuvant), um den Tumor zu verkleinern
- Nach der Operation (adjuvant), um das Rückfallrisiko zu senken
- Bei fortgeschrittenem Brustkrebs (palliativ), um Symptome zu lindern und den Verlauf zu verlangsamen
Bei Hormonrezeptor-positivem (HR+) Brustkrebs werden Genexpressionstests eingesetzt, um das Rückfallrisiko und die Notwendigkeit einer Chemotherapie zusätzlich zur Antihormontherapie (siehe unten) zu beurteilen. Diese Tests analysieren die Aktivität bestimmter Gene im Tumorgewebe, um eine genauere Prognose zu ermöglichen.19
Antihormontherapie
Etwa zwei Drittel aller Brustkrebstumoren sind hormonabhängig. Das bedeutet: Sie wachsen durch die Wirkung von Östrogen oder Progesteron schneller. Die Antihormontherapie verhindert, dass diese Hormone auf die Krebszellen wirken. Es können verschiedene Präparate zum Einsatz kommen, die entweder bewirken, dass Hormone nicht mehr gebildet werden, oder sie blockieren die Andockstellen (Rezeptoren) in den Tumorzellen.20
Die Antihormontherapie wird über mehrere Jahre adjuvant, also nach Abschluss von Kombinationstherapien, eingenommen.1
Zielgerichtete Therapien – präzise gegen den Krebs gerichtet
Zielgerichtete Therapien richten sich gegen bestimmte Merkmale der Krebszellen. Diese kommen bei bestimmten Tumortypen vor – zum Beispiel bei HER2-positivem Brustkrebs. Die Tumorzellen haben hier vermehrt Bindungsstellen, sogenannte Rezeptoren, für bestimmte Wachstumsfaktoren (HER2) und können sich dadurch besonders schnell vermehren.
Zielgerichtete Ansätze sind beispielsweise:21
- HER2-Antikörpertherapien: Blockieren Wachstumsrezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen.
- Tyrosinkinase-Hemmer: Dringen in die Zellen ein und hemmen beispielsweise für das Zellwachstum wichtige Signalübertragungsketten.
- Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC): Ein Chemotherapeutikum wird an einen Antikörper gebunden, um in eine Tumorzelle geschleust zu werden und erst dort gezielt wirken zu können.
- mTOR-Hemmer, AKT-Inhibitoren und PI3K-Inhibitoren: Blockieren bestimmte Stoffwechselwege, die bei manchen Tumoren überaktiviert sind.
- CDK4/6-Inhibitoren: Hemmen die Zellteilung und werden immer mit einer Antihormontherapie kombiniert.
- PARP-Hemmer: Sorgen in Brustkrebszellen mit BRCA-Mutation dafür, dass ein Reparaturmechanismus nicht mehr funktioniert und die Krebszellen absterben.
- Angiogenesehemmer: Verhindern die Neubildung von Blutgefäßen durch den Tumor.
Zielgerichtete Therapien können mit anderen Therapien kombiniert werden, z. B. HER2-Antikörpertherapie mit Chemotherapie, Immuntherapie mit Chemotherapie oder CDK4/6-Inhibitoren mit Hormontherapie. ADCs, sind eine besondere Form der Kombination von zielgerichteter Therapie und Chemotherapie.21
Immuntherapie – den Körper gegen den Krebs mobilisieren
Das Immunsystem erkennt normalerweise fremde oder kranke Zellen und bekämpft sie. Doch einige Krebszellen können sich „tarnen“ und dem Immunsystem vorgaukeln, dass sie harmlos sind. Die Immuntherapie unterbricht diese Tarnung. Die Folgen:21
- Die körpereigene Abwehr erkennt die Krebszellen wieder.
- Das Immunsystem wird gezielt aktiviert.
Besonders bei triple-negativem Brustkrebs (ein aggressiver, aber immunempfindlicher Typ) kann diese Therapie sinnvoll sein. Die Immuntherapie wird aktuell immer in Kombination mit Chemotherapie eingesetzt.
Fertilitätssicherung: Brustkrebs und Fruchtbarkeit
Viele Frauen stellen sich nach der Diagnose die Frage: Kann ich nach der Brustkrebstherapie noch Kinder bekommen? Diese Sorge ist berechtigt – und wichtig. Denn manche Krebsbehandlungen, insbesondere die Chemotherapie, können die Eierstöcke und Eizellen schädigen. Das kann vorübergehend oder dauerhaft die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Doch es gibt Möglichkeiten, vorzusorgen.
Eine sogenannte Kryokonservierung ermöglicht es, unbefruchtete Eizellen oder sogar Teile des Eierstockgewebes vor Beginn der Therapie entnehmen und einfrieren zu lassen. Nach überstandener Behandlung besteht dann die Option, mit medizinischer Unterstützung schwanger zu werden.22
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für Entnahme, Konservierung und Lagerung von Eizellen oder Samenzellen. Voraussetzungen hierfür sind: 22
- Alter bei Frauen: bis 40 Jahre
- Alter bei Männern: bis 50 Jahre
Bitte beachte: Die Medikamente zur hormonellen Stimulation, die vor der Eizellentnahme notwendig sind, sind aktuell erst ab 18 Jahren zugelassen. Deshalb gilt die Regelung derzeit nur für erwachsene Frauen.22
Wichtig ist, dass du das Thema so früh wie möglich ansprichst – idealerweise vor Beginn der Behandlung. Deine Ärztin oder dein Arzt kann dich zu deinen individuellen Möglichkeiten beraten und dich an ein spezialisiertes Zentrum überweisen.

Viele Wege – ein Ziel
Die Behandlung von Brustkrebs ist heute so individuell wie jede betroffene Frau. Es gibt nicht die eine richtige Therapie, sondern viele wirkungsvolle Möglichkeiten, die gezielt auf deinen Tumor und deine Bedürfnisse abgestimmt werden.
Sprich offen mit deinem Behandlungsteam über deine Fragen, Sorgen und Wünsche – denn du hast ein Recht auf eine verständliche, mitfühlende Begleitung auf deinem Weg.
Klinische Studien
Auch klinische Studien können eine Therapieoption sein. Besonders für an Brustkrebs erkrankte Frauen, für die es noch keine zufriedenstellende Therapie gibt, kann die Teilnahme an einer klinischen Studie eine alternative innovative Behandlungsmethode bieten. Ob für dich die Teilnahme an einer klinischen Studie infrage kommt, besprichst du am besten mit deinem Behandlungsteam. Im Internetportal der Deutschen Gesellschaft für Senologie kannst du nach aktuellen Studien eines nahegelegenen Studienzentrums suchen, die zu deiner Diagnose passen.
Nebenwirkungen der Therapie bei Brustkrebs
Deine Ärztin oder dein Arzt stimmt die Therapie mit dir auf deine individuelle Situation ab. Dabei werden auch mögliche Nebenwirkungen berücksichtigt und mit dem Nutzen einer Therapiemaßnahme abgewogen. Operation, Strahlen- und medikamentöse Therapie können Nebenwirkungen verursachen. Wie du damit umgehen kannst, erfährst du hier. Bereits im Vorfeld oder während der Therapie kannst du sie günstig beeinflussen, zum Beispiel durch Medikamente gegen Übelkeit. Nach dem Ende der Therapie klingen die Nebenwirkungen häufig ab.
Prognose bei Brustkrebs
Brustkrebs wird dank umfassender Untersuchungen zur Früherkennung immer früher entdeckt. Die Erkrankung kann dann mit guten Aussichten auf Heilung therapiert werden. Die meisten Betroffenen – etwa 88 %– überleben ihre Erkrankung langfristig.2
Nachsorge bei Brustkrebs
Auch nach Abschluss deiner Therapie wirst du im Rahmen eines Nachsorgeprogramms mindestens fünf Jahre lang ärztlich betreut. Deine Ärztin oder dein Arzt kontrolliert, ob erneut Krebszellen vorhanden sind. Da ein Rezidiv meist in den ersten drei Jahren auftritt, finden die Termine zunächst drei Jahre lang etwa alle drei Monate statt, später meistens nur noch einmal im Jahr.23

Die Abstände können auch individuell abweichen. Zusätzlich kann deine Ärztin oder dein Arzt dir Adressen für eine psychoonkologische Beratung nennen, wenn du das möchtest. Auf dem K Wort findest du auch Informationen zur Psychoonkologie.
Hilfreiche Adressen bei Brustkrebs
Hier findest du Krebsberatungsstellen in deiner Nähe für dich und deine Angehörigen
Zertifizierte onkologische Zentren findest du hier:
Suchmaske mit Filtermöglichkeiten, die Ergebnisse aus über 1.300 zertifizierten Brustkrebszentren europaweit zeigt
Erfahre mehr über familiäres Brustkrebsrisiko, Genanalyse und Prävention
Broschüre „Soziale Informationen“ der Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.
Die Adresse einer Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe findest Du unter:
Informationen direkt von der AG für Gynäkologische Onkologie
Hier findest du psychotherapeutische und psychoonkologische Unterstützung in deiner Nähe.
Aktuelle medizinische Informationen über die Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Eierstockkrebs findest Du regelmäßig im Eierstockkrebs-Magazin Mamma Mia.
Informationsmaterial rund um das Thema Brustkrebs findest Du auch in den blauen Ratgeberbroschüren der Krebshilfe oder im Internet
Zusammenfassung
- Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel. Bei etwa 5 bis 10 % der Frauen spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle.
- Symptome wie bestimmte Veränderungen der Brust oder der Lymphknoten kannst Du auch selbst durch Tastuntersuchungen gut feststellen. Taste darum einmal im Monat Deine Brust ab und nimm regelmäßige Untersuchungen zu Früherkennung war. Früh erkannt sind die Chancen auf Heilung gut.
- Es gibt verschiedene Arten von Brustkrebs mit unterschiedlichen Tumorzellen. Von ihnen und ihren spezifischen Eigenschaften hängt ab, wie der Tumor sich entwickelt und wie er behandelt wird. In den letzten Jahren wurden neue vielversprechende therapeutische Möglichkeiten für Brustkrebs entwickelt.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00027307
Quellen
¹ Leitlinienprogramm Onkologie. Patientenleitlinie. Brustkrebs im Frühstadium. Stand: Dezember 2018;15. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_im_fruehen_Stadium_1820010.pdf, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
² https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
³ https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/studie-mammographie-screening-pm-09-07-25.html, zuletzt abgerufen am 31.07.2025
⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/ursachen-und-risikofaktoren.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
⁵ Mørch LS et al. Contemporary Hormonal Contraception and the Risk of Breast Cancer. N Engl J Med. 2017; 377(23):2228–2239. https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1700732, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
⁶ https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-familiaerer-brust-u-eierstockkrebs.pdf, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
⁷ Breast Cancer Risk Genes — Association Analysis in More than 113,000 Women. Breast Cancer Association Consortium; N Engl J Med 2021; 384:428–439. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1913948, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
⁸ Cizkova M et al. PIK3CA mutation impact on survival in breast cancer patients and in ERα, PR and ERBB2-based subgroups. Breast Cancer Res. 2012;14(1):R28. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3496146/, zuletzt abgerufen am 12.08.2025.
⁹ Kurian AW et al. Use of and mortality after bilateral mastectomy compared with other surgical treatments for breast cancer in California, 1998-2011. JAMA 2014; 312: 902–914. https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/1900512, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹⁰ https://www.senologie.org/aktuelles/pressemitteilungen/detail/die-operative-behandlung-bei-brca1-2-mutationstraegerinnen, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹¹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/frueherkennung/selbstuntersuchung-der-brust.html, zuletzt abgerufen am 31.07.2025
¹² https://dgk.de/gesundheit/frauengesundheit/brustkrebs/brustkrebs-frueh-erkennen/frueherkennung.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹³ https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/symptome, zuletzt abgerufen am 31.07.2025
¹⁴ https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/frueherkennung, zuletzt abgerufen am 31.07.2025
¹⁵ https://www.onko-portal.de/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/diagnose/diagnoseverfahren-ultraschall-515.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹⁶ https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/risikofaktoren/gutartige-brustveraenderungen, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹⁷ https://www.aerzteblatt.de/archiv/174861/Duktales-Carcinoma-in-situ-(DCIS)-Zeit-fuer-einen-Wandel, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹⁸ https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Brustkrebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
¹⁹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/erkrankungsverlauf.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
²⁰ https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/hormontherapie, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
²¹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/therapie/molekularbiologische-therapie.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
²² https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/kinderwunsch-und-krebs/erhalt-der-fruchtbarkeit-1241.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
²³ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/leben-mit-brustkrebs/nachsorge.html, zuletzt abgerufen am 06.06.2025
²⁴ https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/anatomie-tumorbiologie, zuletzt abgerufen am 12.08.2025