Diagnose und Behandlung bei Blasenkrebs
Was ist Blasenkrebs eigentlich? Wie lässt sich Blasenkrebs erkennen und was erwartet dich bei der Behandlung? Hier findest du die wichtigsten Informationen, die typischen Symptome sowie mögliche Diagnose- und Therapieoptionen.
Laut Robert Koch-Institut erkrankten 2020 in Deutschland rund 17.200 Menschen an einem bösartigen Harnblasenkarzinom. Hinzu kommen noch etwa 13.700 gutartige Tumore der Harnblase. Diese werden in der Regel operativ entfernt und benötigen keine weitere Therapie.1
Bei Blasenkrebs, auch Harnblasenkarzinom genannt, hat sich in der Harnblase ein bösartiger Tumor gebildet. Tumore bestehen aus Zellen, deren Erbinformationen verändert sind und sich deshalb schneller teilen als gesunde Zellen. Wenn ein Harnblasenkarzinom nicht behandelt wird, kann es gesundes Gewebe zerstören. Abwandernde Krebszellen können Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, bilden, die wiederum andere Organe befallen können. Es können sich auch gutartige Tumore in der Harnblase bilden, die in der Regel entfernt werden, denn auch gutartige Tumore können Beschwerden verursachen oder sich zu Blasenkrebs entwickeln.2
Verdacht auf Blasenkrebs
Die Symptome eines Blasenkarzinoms sind unspezifisch und können eine Vielzahl anderer Ursachen haben. Dennoch solltest du die folgenden Anzeichen ernst nehmen und von einer Urologin oder einem Urologen abklären lassen:
● Schmerzen beim Wasserlassen, ohne dass eine Blasenentzündung vorliegt.
● Häufiger Harndrang – es werden aber nur kleine Mengen Urin abgegeben.
● Rot- oder Braunfärbung des Urins, ein typisches Symptom, das bei 80 Prozent der Blasenkrebspatientinnen und -patienten auftritt, ohne Schmerzen zu verursachen. Die Verfärbung kann ein Hinweis auf Blut im Urin sein.
● Erschwertes oder nur tröpfchenweises Wasserlassen, manchmal mit Schmerzen verbunden.
● Schmerzen im Unterleib: In späteren Stadien kann Blasenkrebs zu Unterleibsschmerzen oder Beschwerden in der Nierengegend führen.
Blut im Urin – von Frauen oft übersehen
Zwar erkranken deutlich mehr Männer an Blasenkrebs, bei Frauen geht der Tumor aber häufig mit einer schlechteren Prognose einher. Denn bei Frauen wird Blasenkrebs häufig erst spät erkannt und ist bei Diagnose bereits weiter fortgeschritten. Ein Grund hierfür ist, dass Frauen eines der Hauptanzeichen für Blasenkrebs – Blut im Urin – häufig als Schmier- oder Zwischenblutung deuten. Bei Blasenbeschwerden mit ungeklärter Ursache sollten Frauen unbedingt eine Urologin oder einen Urologen aufsuchen.3
Eine Checkliste zu den Symptomen bei Blasenkrebs findest du hier.
Ärztinnen und Ärzte können zu diesem Zeitpunkt häufig noch nicht genau sagen, ob es sich tatsächlich um eine bösartige Erkrankung handelt oder ob es sich um einen gutartigen Tumor handelt. Um sicher zu sein, kommen daher noch weitere Untersuchungen auf dich zu.
Die Zeit vom ersten Verdacht auf Blasenkrebs über die verschiedenen Diagnose-Untersuchungen bis hin zur Therapie und Nachsorge empfindest du vermutlich als einen Weg voller Höhen und Tiefen. Das ist vollkommen verständlich – den meisten Menschen mit einer Krebsdiagnose geht es ähnlich. Wir geben dir hier die wichtigsten Informationen über deine Erkrankung und begleiten dich durch die verschiedenen Phasen mit Blasenkrebs.
Rauchen als Risikofaktor
Aktives und passives Rauchen sind die Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Blasenkrebs. Auch wenn du bereits die Diagnose bekommen hast, lohnt es sich, mit dem Rauchen aufzuhören.
Auch bestimmte chemische Stoffe, wie zum Beispiel Amine, erhöhen das Risiko zu erkranken. Luftverschmutzung sowie Arsen und Chlor im Trinkwasser können eine Rolle spielen, ebenso wie chronische Entzündungen der Harnwege oder eine genetische Veranlagung. Bis sich ein Blasenkarzinom entwickelt, kann es allerdings viele Jahre dauern.1
Untersuchungen bei Blasenkrebs
Eine häufige Ursache für Blut im Urin ist eine durch Bakterien verursachte Blasenentzündung, die mit einer Antibiotikatherapie behandelt werden kann. Zunächst wird deine Ärztin oder dein Arzt eine Urinprobe auf Blut und Entzündungszellen untersuchen. Mithilfe einer Urinkultur kann festgestellt werden, ob ein Infekt der Harnwege vorliegt. Bei Verdacht auf Blasenkrebs wird dann nach Tumorzellen im Urin gesucht. Diese Untersuchung gehört auch zur regelmäßigen Vorsorge von Risikopatientinnen und -patienten, zum Beispiel, wenn in deiner Familie bereits häufiger Blasenkrebs aufgetreten ist.3,5
Um einem Verdacht auf Blasenkrebs nachzugehen oder auszuschließen, können neben der Untersuchung des Urins noch die folgenden weiteren Verfahren zum Einsatz kommen:
Bildgebende Verfahren
Gibt es im Urin Hinweise auf einen Tumor, wird dein Behandlungsteam bildgebende Verfahren einsetzen, um Veränderungen der Blase sichtbar zu machen:
Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) und eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmitteln (Urografie) helfen, die Diagnose Blasenkrebs abzusichern. So werden auch eventuell vorhandene Nieren- oder Blasensteine sichtbar, die auch Ursache deiner Beschwerden sein können.3
Um noch genauer sehen zu können, wie groß ein Tumor ist und wo er genau liegt, wird dann eventuell auch eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) veranlasst. Bei einer CT erstellt eine spezielle Röntgenuntersuchung einen Querschnitt bestimmter Teile deines Körpers. Tumoren, vergrößerte Lymphknoten und mögliche Tochtergeschwülste werden so sichtbar.3
Bei einer MRT entstehen Bilder des Körpers mit hoher Auflösung. Durch ein Kontrastmittel kann der Tumor noch besser sichtbar gemacht werden. Mehr zu bildgebenden Verfahren, die eingesetzt werden, um Krebs zu diagnostizieren, erfährst du auch auf der Webseite des Krebsinformationsdienstes.
Blasenspiegelung
Bei einer Blasenspiegelung führt die Ärztin oder der Arzt einen dünnen flexiblen Schlauch mit einer winzigen Kamera durch den Harnleiter in die Blase ein. Um das Einführen zu erleichtern, kommt ein Gleitgel mit einem schmerzstillenden Medikament zum Einsatz. Über einen Monitor können so Tumoren oder auffällige Stellen gesehen werden. Der Vorteil ist, dass bei Bedarf gleich eine Gewebeprobe entnommen und untersucht werden kann (Biopsie). Eine Blasenspiegelung findet meist ambulant statt.3
Gewebeentnahme (Biopsie)
Wenn ein Tumor in der Harnblase vermutet wird, kann deine Ärztin oder dein Arzt Gewebeproben entnehmen. Das Gewebe wird dann unter dem Mikroskop analysiert. Häufig werden noch gezieltere Untersuchungen durchgeführt, beispielsweise eine Analyse des Erbmaterials der entnommenen Zellen (molekularbiologische Tests). In den allermeisten Fällen kann so eine genaue Diagnose gestellt werden.
Eine besondere Form der Blasenspiegelung ist die transurethrale Resektion, kurz TUR genannt. Hier werden größere Gewebeproben entnommen. Kleinere, nicht-muskelinvasive Tumore können mit dieser Methode sogar direkt während der Untersuchung vollständig entfernt werden. Diagnose und Behandlung erfolgen also in einem Schritt. Weil die TUR ein etwas größerer Eingriff als eine normale Blasenspiegelung ist, erfolgt sie unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung im Krankenhaus.3
Skelettszintigrafie
Besteht der Verdacht, dass der Tumor bereits Metastasen gebildet hat, erfolgt eine Skelettszintigrafie. Denn häufig bildet Blasenkrebs Knochenmetastasen, die mithilfe dieses Verfahrens sichtbar gemacht werden können. Du erhältst ein schwach radioaktives Kontrastmittel über eine Vene, welches sich in den Knochen anreichert. Auf den anschließend angefertigten Röntgenaufnahmen lassen sich Metastasen dann gut erkennen.3
Diagnose bei Blasenkrebs
Hat sich nach all diesen Untersuchungen die Diagnose bestätigt, beginnt für viele Patientinnen und Patienten eine Zeit mit Ängsten, Fragen und Unsicherheiten. Jeder Mensch verarbeitet diese Nachricht auf seine Weise: Manchen fällt es leicht, die Diagnose mit der Familie und dem Freundeskreis zu teilen und sie werden in dieser liebevollen Umgebung aufgefangen. Andere wiederum möchten die Familie mit den eigenen Sorgen nicht belasten. Versuche, deine Gedanken und Ängste zu teilen – meistens tut es gut, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Damit du gut informiert in die weiteren Gespräche gehen kannst, kannst du auch die offiziellen Patientenleitlinien zur Behandlung von Blasenkrebs lesen.
Herrscht Gewissheit darüber, dass Tumorzellen vorhanden sind, wird das Behandlungsteam zunächst das Erkrankungsstadium feststellen: Wie groß ist der Tumor, ist er in den Muskel eingewachsen oder sind Metastasen vorhanden? Denn Art und das Stadium der Erkrankung bestimmen, wie die weitere Behandlung aussehen kann. Um diese verschiedenen Stadien einheitlich beschreiben zu können, hat sich die sogenannte TNM-Klassifikation bewährt.3
T beschreibt die Größe und örtliche Ausdehnung des Tumors (Primärtumor).
N beschreibt, ob und wie viele Lymphknoten befallen sind.
M gibt an, ob Metastasen vorhanden sind.
Je nachdem, mit welcher Methode die Tumorausbreitung bestimmt wurde, steht ein kleines „c“ bzw. ein kleines „p“ vor den Buchstaben T, N und M. Das „c“ steht für „klinisch“ (engl. clinical) und bedeutet, dass die Klassifikation mithilfe von bildgebenden Verfahren erfolgte. Steht dagegen ein „p“ für „pathologisch“ davor, wurde Tumorgewebe – nach Biopsie oder Operation – für die Stadieneinteilung untersucht.
Nach der TNM-Klassifikation beschreiben die Stadien pTa, pTis und pT1 nicht-muskelinvasiven Blasenkrebs.
Bei den Stadien pT2 bis pT4 handelt es sich um muskelinvasiven Blasenkrebs. Das Stadium M1 heißt, dass ein metastasierter Blasenkrebs vorliegt.6
Bei etwa drei Viertel der Patientinnen und Patienten ist der Tumor bei der Diagnose auf die Schleimhaut begrenzt und wird daher als „nicht-muskelinvasiver“ Blasenkrebs bezeichnet.2
In einem Viertel der Fälle hat sich der Tumor bereits ausgebreitet und ist in die Muskelschicht der Harnblase eingewachsen. Mediziner sprechen dann von einem „muskelinvasiven“ Blasenkrebs. 2
In einigen Fällen hat der Tumor bereits Absiedlungen, sogenannte Metastasen, in anderen Organen gebildet. Dann handelt es sich um „metastasierten“ Blasenkrebs.
Therapieplanung bei Blasenkrebs
Je nach Klinik beraten Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam über die für dich infrage kommenden Optionen in einer sogenannten Tumorkonferenz, auch Tumorboard genannt. Das Ergebnis eines solchen Tumorboards ist ein auf dich abgestimmter Therapieplan.
Dein Behandlungsteamteam wird dich ausführlich über die für dich infrage kommenden Behandlungsmöglichkeiten aufklären. Gemeinsam entscheidet ihr dann, welche Therapie in deiner Situation am erfolgversprechendsten ist.
Welche Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen, richtet sich nach dem Tumorstadium und ob es sich um einen muskelinvasiven oder nicht-muskelinvasiven Tumor handelt.
Behandlung von nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs
Die Therapie der Wahl bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs ist die sogenannte transurethrale Resektion (TUR) oder zusätzlich eine Blasenspülung mit Medikamenten (Instillationstherapie) im Anschluss an die TUR. Wenn der Tumor sich lediglich in der Schleimhaut der Harnblase befindet, kann er meist mithilfe der TUR bereits während der Diagnose-Untersuchung entfernt werden.3
Ähnlich einer Blasenspiegelung führt die Ärztin oder der Arzt über die Harnröhre einen starren Schaft in die Blase ein, in dem sich eine kleine Kamera und eine Drahtschlinge befinden. Zeigt das Kamerabild einen oberflächlichen Tumor, werden mithilfe der Drahtschlinge Gewebeproben entnommen. Die Schlinge steht unter Hochfrequenzstrom und erlaubt es häufig, nicht-muskelinvasive Tumoren komplett zu entfernen oder zu zerstören.3
Um einem Rückfall vorzubeugen, folgt auf eine TUR die sogenannte Instillationstherapie. Hierbei wird die Blase mit bestimmten Medikamenten gespült. Dadurch sollen einzelne Krebszellen, die möglicherweise bei einer TUR in der Blase zurückbleiben, entfernt und das Rückfallrisiko gesenkt werden. Dabei kommen Medikamente wie bei einer Chemotherapie zum Einsatz. Diese zerstören sich schnell teilende Zellen wie Krebszellen. Bei Betroffenen mit hohem Rückfallrisiko kann die Blase auch mit Immuntherapeutika gespült werden. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die das körpereigene Immunsystem dazu anregen, Krebszellen abzuwehren. Sie rufen – ähnlich wie bei einer Impfung – eine Immunreaktion in der Blase hervor.3
Für eine Instillationstherapie musst du in der Regel nicht im Krankenhaus bleiben. Sie kann auch von niedergelassenen Urologinnen oder Urologen vorgenommen werden.3
Behandlung von muskelinvasivem Blasenkrebs
Bei muskelinvasivem Blasenkrebs reicht die TUR als Therapie nicht aus. Stattdessen müssen die gesamte Harnblase (radikale Zystektomie) sowie die Lymphknoten im Becken operativ entfernt werden. Manchmal ist es auch möglich, nur einen Teil der Blase zu entfernen (Teilresektion). Häufig müssen auch Nachbarorgane entfernt werden. Bei Frauen werden dann Gebärmutter, Eierstöcke, Eileiter und Teile der Scheidenwand entnommen, bei Männern Prostata und Samenbläschen.3
Bei muskelinvasivem Blasenkrebs gibt es mehrere Therapien, die zum Teil miteinander kombiniert werden können:3
● Verschiedene Operationsverfahren
● Chemotherapie
● Strahlentherapie
● Immuntherapie (bei metastasiertem Blasenkrebs)
Blasenersatz: Die Blasenfunktion wieder herstellen
Wenn die Blase komplett entfernt wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Harn zu sammeln und abzuleiten. Es wird zwischen sogenannter „trockener“ und „nasser“ Harnableitung unterschieden. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Bei der nassen Variante wird der Harn in einem über eine Öffnung in der Bauchdecke angeschlossenen Beutel (Stoma) gesammelt. Der Harn fließt kontinuierlich in diesen Beutel, daher kommt der Name „nasses“ Stoma.5
Bei der trockenen Harnableitung formt die Chirurgin oder der Chirurg eine „neue“ Blase (Neoblase) aus einem Stück Dünndarm.5 Sie wird an die natürlichen Harnleiter angeschlossen. Diese Variante ist sehr diskret. Allerdings spürst du nicht, wann die Neoblase voll ist und musst beim Entleeren durch Drücken auf den Bauch nachhelfen. Die Operation ist deutlich aufwendiger als die Stoma-Variante.7
Welche Harnableitung für dich passt, hängt unter anderem von deinem Allgemeinzustand ab. Dein Behandlungsteam wird eine individuelle Lösung mit dir besprechen, bei der deine Wünsche und Vorstellungen berücksichtigt werden. Nimm dir Zeit und frage nach, falls du etwas nicht verstehst. Eine Übersicht, welche Kosten die Krankenkasse übernimmt, findest du hier.
Oft ist es sinnvoll, die Operation durch eine anschließende Chemotherapie zu ergänzen. Dabei kommen sogenannte Zytostatika zum Einsatz, die die besonders schnell wachsenden Tumorzellen angreifen und ihr Wachstum hindern. Es gibt verschiedene Zytostatika mit unterschiedlichen Wirkmechanismen. Sie werden meistens kombiniert, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen.5
Eine Strahlentherapie kann eine Operation ergänzen. Sie hat den Vorteil, nur lokal auf den Bereich des Tumors zu wirken und nicht im ganzen Körper. Der Tumor wird gezielt einer hohen Strahlendosis ausgesetzt und die Zellen sterben ab. Die dazu nötige Strahlendosis kann auf mehrere Termine verteilt werden. Wenn der Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten eine Operation nicht erlaubt, kann eine Strahlentherapie die Operation eventuell ersetzen.5
Bei der Trimodalen Therapie werden TUR, Chemo- und Strahlentherapie kombiniert. Sie kommt zum Einsatz, wenn eine Operation nicht möglich ist.
Behandlung von metastasiertem Blasenkrebs
Hat der Tumor schon in andere Organe gestreut, wird oft die Blase nicht mehr entfernt, es sei denn, sie verursacht Schmerzen. Meist wird eine Chemotherapie eingesetzt, um auch die im Körper verstreuten Krebszellen zu zerstören. Verursachen Metastasen Beschwerden, werden sie möglichst operativ entfernt. Eine Bestrahlung der Metastasen ist auch möglich. Bei der Chemotherapie werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die auch miteinander kombiniert werden können, um die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen.5
Die Krebsimmuntherapie eröffnet neue Behandlungsmöglichkeiten für bereits weiter fortgeschrittenen Blasenkrebs, der bereits Metastasen gebildet hat.
Der Ansatz der Immuntherapie liegt darin, das körpereigene Immunsystem zu unterstützen. Tumorzellen täuschen nämlich das Immunsystem: Es erkennt die Krebszellen nicht als „fremd“ und „übersieht“ sie.
Mit der Immuntherapie hat man einen Weg gefunden, diese Tarnung der Tumorzellen aufzuheben. Das Immunsystem erkennt die Krebszellen wieder als „schädlich“ und kann sie zerstören.5
Unterstützende Behandlung und Palliativmedizin
Zu einer Krebstherapie gehört immer auch eine umfassende Behandlung von Symptomen oder Nebenwirkungen der Therapie. Das Ziel dabei ist, den Betroffenen eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen.
Schmerzen lassen sich in der Regel gut behandeln. Die moderne Schmerztherapie ermöglicht Menschen mit Blasenkrebs ein Leben mit möglichst wenig Schmerzen. Wichtig ist, dass die Dosierungen der jeweiligen Medikamente rasch und individuell angepasst werden.
Eine kurative Therapie verfolgt das Ziel, eine Erkrankung zu heilen. Die Palliativmedizin beschreibt dagegen die unterstützende Behandlung von Patientinnen und Patienten mit weit fortgeschrittener, nicht mehr heilbarer Erkrankung. Die palliative Behandlung betrachtet den ganzen Menschen, nicht nur seine körperlichen Beschwerden. Auch seelische Belastungen, Sorgen und Ängste sollen aufgefangen werden. Deshalb arbeiten hier auch Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen zusammen, aus der Medizin und Psychologie sowie aus Sozialarbeit, Musiktherapie und weiteren Bereichen. Die Palliativmedizin kann die Lebensqualität insbesondere bei fortgeschrittenem Blasenkrebs verbessern, steht aber allen Patientinnen und Patienten zur Verfügung.5
Start der Therapie bei Blasenkrebs
Nachdem ein Verdacht auf Blasenkrebs bestand und er sich durch verschiedene Untersuchungen bestätigt hat, gilt es nun, gemeinsam mit deinem Ärzteteam die für dich vielversprechendste Therapieoption auszuwählen.
Je nach Stadium deiner Erkrankung besteht die Behandlung vielleicht aus einer Operation, möglicherweise folgen darauf aber noch weitere, unterstützende Therapien. Damit du gut für dich entscheiden kannst, ist es wichtig, dass du ausreichend über deine Art von Blasenkrebs informiert bist: Wie genau heißt der Tumor und in welchem Stadium befindet er sich? Hat sich ein Tumorboard, also Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen, mit deiner Erkrankung befasst und ist zu einer Therapieempfehlung gekommen? Wichtig ist, dass du weißt, was auf dich zukommen wird und vertrauensvoll hinter der Behandlungsstrategie stehen kannst.
Bevor die Therapie beginnt, wird deine Onkologin oder dein Onkologe mit dir ausführlich über die einzelnen Schritte sprechen. So könnt ihr gemeinsam entscheiden, wie das weitere Vorgehen ist - oder ob du dir eine zweite Meinung einholen möchtest. Eine Zweitmeinung von einer weiteren Ärztin oder einem weiteren Arzt, der auf deine Krebserkrankung spezialisiert ist, kann für mehr Klarheit sorgen, Zweifel ausräumen und dir helfen, Nutzen und Risiken der Behandlungen besser abzuwägen.
Mit deinen Fragen, Bedenken oder anderen Problemen kannst du dich an dein Behandlungsteam wenden – es ist dein erster Anlaufpunkt in solchen Situationen.
Vermutlich wirst du in dieser Zeit durch Höhen und Tiefen gehen. Angst, Unsicherheit, Fragen und Zweifel können dazu beitragen, dass du dich manchmal überfordert fühlst. Damit bist du nicht allein. In dieser Situation kann beispielsweise eine psychoonkologische Beratung dabei helfen, Ängste abzubauen und mit deiner Erkrankung umzugehen. Der Austausch mit anderen Blasenkrebspatientinnen und -patienten kann ebenfalls hilfreich sein: Sie können nachvollziehen, wie es dir geht und haben möglicherweise genau das gleiche auch schon mal erlebt. Informationen rund um das Thema Blasenkrebs findest du hier.
Während der Therapie von Blasenkrebs
Wie bei allen medizinischen Verfahren sind auch bei der Behandlung von Blasenkrebs Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen möglich.
Eine TUR kann zu ähnlichen Beschwerden führen, wie beispielsweise eine Blasenentzündung. Dazu gehören:
● Häufiger Harndrang
● Schmerzen beim Wasserlassen
● Infektionen
● Blut im Urin
● Komplikationen im Zusammenhang mit der Narkose
Auch bei der Instillationstherapie können durch die Spülung der Blase lokale Entzündungen auftreten, die aber meist rasch verheilen. Wird eine Immuntherapie bei der Blasenspülung eingesetzt, kann es zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Übelkeit führen.3
Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Chemotherapie zählen: Erhöhte Infektanfälligkeit, Blutarmut (Anämie), entzündete Mundschleimhaut, Haarausfall sowie Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen.3
Bei einer Strahlentherapie sind folgende Nebenwirkungen möglich: Lokal begrenzte Reizungen und Entzündungen der Haut im Bereich des bestrahlten Gewebes, aber auch Müdigkeit, Kopfschmerzen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl sowie Reizungen an benachbartem Gewebe wie dem Darm.3
Die Krebsimmuntherapie ist in der Regel gut verträglich. Aber auch hier können Nebenwirkungen wie Hautausschläge und verschiedene Entzündungen an einzelnen Organen auftreten. Wichtig ist, dass Du Dich bei Anzeichen dieser Nebenwirkungen sofort bei Deinem Behandlungsteam meldest. Eine zeitnahe Behandlung kann einer Verschlimmerung der Beschwerden vorbeugen.3
Operationen sind stets mit einem gewissen Narkoserisiko verbunden. Ebenso können Infektionen oder Schwierigkeiten bei der Wundheilung auftreten.3
Eine komplette Entfernung der Blase (Zystektomie) kann die Sexualität bei Frauen und Männern beeinflussen. Eine mögliche Folge ist ein gestörtes Erektionsvermögen bei Entfernung der Prostata. Frauen, deren Eierstöcke entnommen wurden, kommen vorzeitig in die Wechseljahre, da die Hormonproduktion eingeschränkt ist. Hormonpräparate können den Mangel ausgleichen. Mit diesen Erfahrungen musst du nicht alleine umgehen: In Selbsthilfegruppen oder Patientenorganisationen kannst du dich mit anderen Menschen dazu austauschen.3
Trotz moderner Operationsverfahren können bei einem Blasenersatz unter Umständen Infektionen der Harnwege auftreten. Grundsätzlich kannst du mit einigen Tipps, vielen Getränken und speziellen Rezepten für Menschen mit Blasenkrebs zu deinem Wohlbefinden beitragen.
Leben nach der Therapie von Blasenkrebs
Auch bei Blasenkrebs gilt: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind Heilungs- und Überlebenschancen. Bei rund 13.000 Betroffenen wird der Blasenkrebs in einem frühen Stadium erkannt. Es gibt keine regelmäßigen, von den gesetzlichen Krankenkassen angebotenen Vorsorgeuntersuchungen für Harnblasenkrebs wie für Brust-, Haut- oder Darmkrebs. Unklare Beschwerden solltest du immer ärztlich abklären lassen. So kann Blasenkrebs früh erkannt werde.3
Nachsorge bei Blasenkrebs
Die Nachsorge erfolgt im Anschluss an deine Krebsbehandlung. Nutze die regelmäßigen Nachsorgetermine, denn Rezidive – ein Wiederauftreten des Tumors – sind bei Blasenkrebs recht häufig und sollten möglichst früh erkannt werden. Die Nachsorgetermine sind auch dazu da, Begleiterscheinungen der Therapie behandeln zu lassen oder Probleme in Alltag oder Beruf anzusprechen. In der Regel werden die Nachsorgetermine von einer Urologin oder einem Urologen durchgeführt. Du kannst aber auch die Ambulanz des Krebszentrums nutzen, das dich behandelt hat. Die Untersuchungsformen kennst du bereits aus der Zeit der Diagnose: Blut- und Urintests sowie verschiedene bildgebende Verfahren sollen Auskunft darüber geben, ob der Krebs unter Kontrolle ist.
Die zeitlichen Abstände der Nachsorgetermine richten sich nach der Art der Blasenkrebserkrankung, dem Verlauf, dem Alter und nach deinem persönlichen Befinden. Anfangs erfolgen sie meist etwa alle drei Monate, ab dem 5. Jahr reicht ein Kontrollcheck einmal jährlich aus. Deine Ärztin bzw. dein Arzt wird mit dir einen individuellen Nachsorgeplan erstellen.3
Nützliche Adressen bei Blasenkrebs
Ansprechpartner:innen und Adressen kannst du auch vor Ort über den Kliniksozialdienst oder Deinen Arzt erfragen.
Informiert Patientinnen und Patienten, Angehörige und Interessierte allgemeinverständlich und patientennah. Du findest auch Selbsthilfe-Gruppen in deiner Nähe.
Aktiver Austausch zwischen Betroffenen durch regelmäßige Treffen und auf dem Online-Forum. Umfassende Linkliste, vermittelt Kontakte zu regionalen Selbsthilfegruppen.
Selbsthilfeorganisation für Menschen mit künstlichen Darm- oder Harnausgang.
Viele praktische Informationen und nützliche Tipps rund um das Thema Blasenkrebs.
Portal für Patientinnen, Patienten, Medizinerinnen und Mediziner mit vielen aktuellen Informationen.
Größte onkologische Facheinrichtung im deutschsprachigen Raum mit breitem Informationsangebot
Das Deutsche Krebsforschungszentrum gibt umfassende Informationen rund um das Thema Krebs. Hier findest du auch Krebsberatungsstellen in der Umgebung.
Praxen in deiner Nähe findest du hier:
Über Pflege- und Palliativversorgung informiert auch das Bundesministerium für Gesundheit.
Bundesweite Adressen und Informationen zu palliativmedizinischen Themen findest du im Wegweiser Hospiz- und Palliativversorgung Deutschland.
Berät und informiert auch im persönlichen Gespräch rund um die Themen Pflege, Patientenverfügung oder Vollmachten.
Hier findest du Adressen schmerzmedizinischer Einrichtungen.
Zusammenfassung
- An Blasenkrebs erkranken deutlich mehr Männer als Frauen. Hauptrisikofaktor ist das Rauchen. Die Symptome sind oft unspezifisch. Bei 80 Prozent der Betroffenen verfärbt Blut den Urin rot oder braun.
- Blasenkrebs wird häufig im frühen Stadium erkannt und kann dann gut behandelt werden. Ist die Entfernung der Harnblase nötig, kann ihre Funktion ersetzt werden. Es gibt verschiedene Operationsmöglichkeiten, die Betroffenen einen relativ normalen Alltag ermöglichen.
- Die Krebsimmuntherapie erweitert die Behandlungsmöglichkeiten für fortgeschrittenen metastasierten Harnblasenkrebs. Weil Rezidive vergleichsweise häufig auftreten, ist Nachsorge besonders wichtig.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00018072
Quellen
¹ www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Harnblasenkrebs/harnblasenkrebs_node.html (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
² www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/harnblasenkrebs/index.php (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
³ www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/harnblasenkrebs/index.php (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
⁴ www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebsarten/blasenkrebs-harnblasenkarzinom/#:~:text=Risikofaktor%20Rauchen,Risiko%2C%20das%20Sie%20ausschalten%20k%C3%B6nnen. (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
⁵ www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Blasenkarzinom/Version_2.0/LL_Harnblasenkarzinom_Kurzversion_2.0.pdf (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
⁶ www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/blasenkarzinom-urothelkarzinom/@@guideline/html/index.html (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
⁷ www.aerzteblatt.de/archiv/130121/Therapiekonzepte-und-Konsequenzen-der-Harnableitung (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
⁸ www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/blasenkrebs/definition-und-haeufigkeit.html (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)
⁹ https://link.springer.com/article/10.1007/s00761-017-0325-4 (zuletzt abgerufen am 05.03.2024)