Umgang mit Nebenwirkungen bei metastasiertem Brustkrebs
Ein gutes Nebenwirkungsmanagement ist zentraler Bestandteil moderner Krebstherapien. Es kann dazu beitragen, Therapieabbrüche zu verhindern und die Lebensqualität bei metastasiertem Brustkrebs (mBC) zu erhalten. Erfahre, wie du mögliche Nebenwirkungen gemeinsam mit deinem Behandlungsteam bewältigen kannst.
Bei fortgeschrittenem Brustkrebs gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten, um die Erkrankung zu kontrollieren, die Lebenszeit zu verlängern – und dabei die Lebensqualität möglichst gut zu erhalten. Wichtig ist: Jede Therapie kann Nebenwirkungen mit sich bringen. Doch wer informiert ist, erste Anzeichen erkennt und offen mit dem Behandlungsteam spricht, kann viel dafür tun, Beschwerden zu lindern. So lässt sich die Therapie wie gemeinsam besprochen befolgen – und das Leben mit der Erkrankung aktiv mitgestalten.
Was Lebensqualität für dich bedeutet, kann nur von dir selbst definiert und bewertet werden.1 Deswegen ist entscheidend, dass du im Gespräch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt einbringst, was dir persönlich wichtig ist und dir hilft, deine Behandlung konsequent fortzuführen. Denn das ist essenziell für den Erfolg deiner Therapie.
Ein gutes Management der Nebenwirkungen kann Therapieabbrüche verhindern. Deshalb ist es fester Bestandteil moderner Krebstherapie.
Nebenwirkungen bei metastasiertem Brustkrebs: je nach Art der Behandlung
Die Therapie bei Metastasen richtet sich u. a. danach, wo diese sich gebildet haben, wie weit sie sich ausgebreitet haben und welche Vortherapien eingesetzt wurden.
Unter den verschiedenen Substanzklassen kann es zu sehr unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen, z. B. Müdigkeit, Hautausschlag, Übelkeit/Erbrechen, Durchfall, Atemproblemen, Husten, Mundschleimhautentzündungen oder Blutbildveränderungen.2,3
Auch kardiologische und das Nervensystem betreffende Komplikationen müssen ärztlich überwacht werden.2,3,4 Unter Krebsimmuntherapien wurden u. a. übermäßige Reaktionen des Immunsystems, Fieber, Hautausschlag und Entzündungen an verschiedenen Organen berichtet.

Umgang mit Nebenwirkungen der Krebsimmuntherapie
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Typische Nebenwirkungen – was die Medizin dagegen tun kann
Neben den gegen die Krebs- und Metastasenzellen wirksamen Substanzen werden sogenannte supportive Therapien eingesetzt. Darunter versteht man unterstützende Maßnahmen zur Linderung von Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität.
Gegen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen stehen diverse Substanzen (Antiemetika) zur Verfügung, die teilweise auch vorbeugend eingesetzt werden können.5 Gegen Schmerzen, insbesondere auch bei Knochenmetastasen, können eine Schmerztherapie und knochenschützende Substanzen, z. B. sogenannte Bisphosphonate zum Einsatz kommen.6,7

Wichtige Hinweise und praktische Tipps
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Da Krebstherapien auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben können, sollte die Herzgesundheit während der Behandlung im Blick behalten werden. Ob eine Kardiotoxizität auftritt, hängt auch von den individuellen Umständen wie Vorerkrankungen und allgemeinen Risikofaktoren ab. Daher wird in den Leitlinien wird ein gesundheitsförderlicher Lebensstil empfohlen sowie die gute Kontrolle/Einstellung weiterer Risikofaktoren (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen).8 Auf Basis einer Risikobewertung lässt sich feststellen, ob eine onkokardiologische Mitbetreuung bzw. Nachsorge notwendig ist.8
Auch die Psychoonkologie bietet verschiedene Hilfestellungen an, die Eingang in Leitlinien gefunden haben. Dieser Fachbereich ist auf die Begleitung von Krebsbetroffenen spezialisiert und kann helfen, einen eigenen Weg zum Umgang mit der Erkrankung und Therapie zu finden – sowie den Umgang mit Begleiterscheinungen zu erleichtern. Die möglichst frühzeitige Einbeziehung der Palliativmedizin in das Behandlungskonzept kann die Lebensqualität und das Wohlbefinden deutlich verbessern.
Wenn dich Nebenwirkungen stark belasten oder du unsicher bist, wie du die Therapie weiterhin gut durchstehen kannst, sprich offen mit deinem Behandlungsteam. Gemeinsam lässt sich eine individuelle Lösung für dich finden.
Typische Nebenwirkungen – was du selbst dagegen tun kannst
Haustrockenheit und -ausschläge
Auf der Haut können Ausschläge (Ekzeme) auftreten. Hier kann eine gute prophylaktische Basishautpflege helfen. Nimm die Symptome ernst und lass dir bei Bedarf von einer Hautärztin oder einem Hautarzt helfen.
Erhöhte Infektanfälligkeit
Bei erhöhter Infektanfälligkeit (bei bestimmten Blutbildveränderungen) sind Schonung und die Einhaltung von Hygienemaßnahmen wichtig (öfter Hände waschen, Abstandsregeln) und außerdem regelmäßige Blutbildkontrollen.
Blutzuckerveränderungen
Unter bestimmten zielgerichteten Therapien kann ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus entstehen. Regelmäßige Blutzuckermessung, eine Umstellung der Ernährung und Blutzuckertagebücher (auch digital) sowie körperliche Aktivität unterstützen dabei, den Blutzucker im Blick sowie im Lot zu halten.
Übelkeit, Erbrechen und weitere Beschwerden im Mundraum
Bitterstoffe können den Appetit anregen. Manchen Betroffenen helfen bestimmte Düfte (wie Zitrone, Orange, Grapefruit, Minze) und Frischluft gegen Übelkeit.9
Ingwer, z. B. in Form von frischem Ingwertee oder Bonbons ist ein bewährtes Mittel gegen Übelkeit.9
Komplementäre Maßnahmen, wie Akupunktur oder Akupressur gegen Übelkeit und Erbrechen, oder Wickel und Auflagen (mit Kamille, Melisse, Pfefferminz oder Schafgarbe) sind weitere Möglichkeiten zur Symptomlinderung.9

Entzündungen im Mund bei Krebs
Schlafstörungen, Fatigue, kognitive Störungen
Gegen nächtliche Unruhe und Schlaflosigkeit gibt es altbewährte Hausmittel wie Baldrian und Lavendel. Halten die Beschwerden an, informiere dein Behandlungsteam.
Bei Fatigue wird in Leitlinien eine Verhaltenstherapie empfohlen.10 Außerdem können körperliche Bewegung (an der frischen Luft) und gezielte psychosoziale Maßnahmen hilfreich sein. Dazu gehören der Austausch und die Vernetzung mit anderen Menschen: Durch gemeinsame Aktivitäten sich lassen Stresshormone senken, Fatigue, depressive Symptome und Ängste mildern.11,12
Darüber hinaus können individuell unterstützende Maßnahmen genutzt werden, die das Wohlbefinden fördern sollen. Diese reichen von Meditation über achtsamkeitsbasierte Verfahren oder progressive Muskelentspannung bis hin zu Qi Gong, Musiktherapie, Yoga und Sporttherapie.13 So setzt sich eine ganzheitliche Behandlung aus Maßnahmen verschiedener Fachrichtungen und Lebensbereiche zusammen.

Übungen zum Mitmachen: Yoga und Meditation bei Brustkrebs
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Es kommt darauf an, was dir persönlich gut tut, worauf du ansprichst und was dir hilft. Vielleicht kann dir progressive Muskelentspannung nicht nur bei emotionaler Belastung, Ängsten und Nervosität helfen, sondern auch gegen Übelkeit helfen? Ausprobieren ist angesagt! So findest du heraus, was dir in deiner individuellen Situation gerade möglich ist und dein Wohlbefinden fördert. Bist du unsicher, welche Art körperlicher Betätigung aktuell die richtige für dich ist? Dein Behandlungsteam kann dir passende Empfehlungen geben und Anlaufstellen in deiner Nähe nennen.
Zusammenfassung
- Du bist nicht allein! Dein onkologisches Behandlungsteam ist für dich die erste Anlaufstelle – aber auch deine Hausärztin, dein Hausarzt oder deine Apotheke können dir bei Fragen weiterhelfen. Außerdem stehen dir viele digitale Angebote wie das K Wort Infomaterial für vertiefende Informationen zur Verfügung.
- Metastasierter Brustkrebs ist in der Regel nicht heilbar, aber die Prognose hat sich dank moderner Therapien verbessert. Hochwirksame Medikamente bergen Nebenwirkungen, die von deinem onkologischen Behandlungsteam überwacht werden. Lass dir auch bei vermeintlich kleineren Beschwerden helfen, damit du deine Therapie wie vereinbart weiterführen kannst.
- Die emotionale Begleitung ist ebenso wichtig wie die körperliche Behandlung — dafür bieten sich psychoonkologische Angebote und Selbsthilfegruppen an. Passende Kontakte können dein Behandlungsteam sowie Krebsberatungsstellen vermitteln.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00028196
Quellen
¹ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Patientinnenleitlinie Metastasierter Brustkrebs, Stand Dezember 2018;24-25. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_metastasiert.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
² https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/zielgerichtete-therapie, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
³ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Patientinnenleitlinie Metastasierter Brustkrebs, Stand Dezember 2018;52-67. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_metastasiert.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/pressemitteilungen/nebenwirkungsmanagement-bei-krebs-s3-leitlinie-supportive-therapie-aktualisiert, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
⁵ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Langversion 2.0, Stand: April 2025;113-159. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-054OLl_S3_Supportive-Therapie-bei-onkologischen-PatientInnen_2025-05.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
⁶ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Langversion 2.0, Stand: April 2025;386-399. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-054OLl_S3_Supportive-Therapie-bei-onkologischen-PatientInnen_2025-05.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
⁷ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Patientinnenleitlinie Metastasierter Brustkrebs, Stand Dezember 2018;69. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_metastasiert.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
⁸ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Langversion 2.0, Stand: April 2025;793-794. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-054OLl_S3_Supportive-Therapie-bei-onkologischen-PatientInnen_2025-05.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
⁹ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung, Langversion 2.2, Stand: September 2020;253-258. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Palliativmedizin/Version_2/LL_Palliativmedizin_Langversion_2.2.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
¹⁰ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.4, Stand Juni 2021;211-212, 392. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Mammakarzinom_4_0/Version_4.4/LL_Mammakarzinom_Langversion_4.4.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.
¹¹ Yang Y et al. Social relationships and their associations with affective symptoms of women with breast cancer: A scoping review; PLoS One. 2022;17(8):e0272649. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9359609/, zuletzt abgerufen am 16.09.2025.
¹² Turner-Cobb JM et al. Social support and salivary cortisol in women with metastatic breast cancer; Psychosom Med. 2000;62(3):337-345. https://journals.lww.com/bsam/abstract/2000/05000/social_support_and_salivary_cortisol_in_women_with.7.aspx, zuletzt abgerufen am 16.09.2025.
¹³ Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) | S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen, Langversion 2.0, Stand: Mai 2024; 65-230. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Komplement%C3%A4r/Version_2/LL_Komplement%C3%A4rmedizin_Langversion_2.0.pdf, zuletzt abgerufen am 12.09.2025.



