Den Tumor aushungern: Was sind Angiogenesehemmer?
Bekommst du zur Behandlung deiner Krebserkrankung einen Angiogenesehemmer und fragst dich, was das ist? Wir erklären, wie diese Medikamente wirken, welche Nebenwirkungen auftreten können und wer von dieser Therapie profitieren kann.
Zur Behandlung von Krebs stehen mittlerweile verschiedene Therapien zur Verfügung, die sich in ihrer Wirkweise unterscheiden. Denn es gibt viele Wege, das Wachstum eines Tumors einzudämmen. Eine Möglichkeit ist, den Tumor mit sogenannten Angiogenesehemmern „auszuhungern“. Was steckt dahinter?
Was bedeutet Angiogenese?
Unser gesamter Körper ist von unzähligen größeren und kleineren Blutgefäßen durchzogen. Diese versorgen über das Blut alle Zellen mit lebenswichtigen Nährstoffen und Sauerstoff. Die Neubildung dieser Gefäße – beispielsweise nach einer Verletzung – bezeichnen Mediziner als „Angiogenese“.
Angiogenese leitet sich aus den griechischen Worten „Angio“ für Gefäß und „Genese“ für Entstehung ab.
Aber was hat das mit Krebs zu tun? Auch Tumorzellen sind auf die Versorgung mit Blut angewiesen, um überleben und wachsen zu können. Ab einer bestimmten Größe benötigt ein Tumor eigene Blutgefäße. Dafür sendet er Signale in Form von bestimmten Wachstumsfaktoren an entsprechende „Antennen“ (Rezeptoren) auf den Zelloberflächen der Blutgefäße. Daraufhin beginnen diese Zellen, sich zu teilen: Neue Blutgefäße entstehen und versorgen den Tumor mit Nährstoffen und Sauerstoff. Genau hier setzen Angiogenesehemmer an.
Angiogenesehemmer: Den Tumor aushungern
Angiogenesehemmer können die Bildung neuer Blutgefäße unterdrücken. Sie blockieren die vom Tumor ausgesendeten Wachstumsfaktoren (VEGF), sodass diese nicht mehr an die Rezeptoren binden können. Dadurch werden keine neuen Blutgefäße zur Versorgung des Tumors ausgebildet. Bereits bestehende Blutgefäße zum Tumor bilden sich zurück. Durch die fehlende Blutversorgung kann der Tumor nicht weiter wachsen und stirbt ab. Er wird also „ausgehungert“.
Wie können Angiogenesehemmer die Wachstumssignale abfangen, die der Tumor aussendet? Angiogenesehemmer zählen zu den sogenannten Antikörpertherapien. Antikörper sind Eiweiße, die das körpereigene Immunsystem normalerweise zur Abwehr von Krankheitserregern bildet. Das Besondere: Antikörper passen genau auf eine bestimmte Struktur des Erregers, binden daran und machen ihn so unschädlich. Im Labor können Antikörper ebenfalls hergestellt werden, die genau an eine ausgewählte Struktur binden. Angiogenesehemmer sind Antikörper, die an den Wachstumsfaktor VEGF binden. So können sie das Signal des Tumors abfangen und die Neubildung von Blutgefäßen stoppen.
Welche Nebenwirkungen haben Angiogenesehemmer?
Zielgerichtete Wirkstoffe wie Angiogenesehemmer sind in der Regel gut verträglich, einige Nebenwirkungen sind bei der Behandlung aber möglich und können eine schnelle Behandlung erfordern, daher solltest du deinen Arzt informieren, sobald du Nebenwirkungen bemerkst. So kann es beispielsweise zu Problemen bei der Wundheilung oder Magen-Darm-Beschwerden kommen.
Bei welchen Krebsarten kommen Angiogenesehemmer zum Einsatz?
Angiogenesehemmer kommen bei Krebspatienten infrage, deren Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Dazu gehören unter anderem Lungenkrebs, Brustkrebs, Eierstockkrebs, Darmkrebs und Leberkrebs. Bei diesen Krebsarten haben Studien gezeigt, dass die Behandlung mit Angiogenesehemmern das Überleben der Patienten verlängern konnte. Meist werden Angiogenesehemmer mit anderen Krebsmedikamenten wie beispielsweise einer Chemotherapie kombiniert.
Du möchtest dich über weitere Krebsbehandlungen informieren? In unserem E-Guide „Wie wird Krebs behandelt?“ erklären wir verschiedene Therapien und ihre Wirkweise.