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Gentests bei Eierstockkrebs: Was bedeuten BRCA und HRD?

Genveränderungen spielen bei Eierstockkrebs eine entscheidende Rolle – für das persönliche Erkrankungsrisiko, aber auch für die Wahl der Behandlung. Was steckt dahinter? Und welche Gentests gibt es bei Eierstockkrebs?

Wie jede Krebsart entsteht auch Eierstockkrebs durch Veränderungen im Erbgut. Diese Genveränderungen, Mutationen genannt, können spontan im Laufe des Lebens auftreten. Betroffene können die Mutationen aber auch geerbt haben. Dabei spielt die sogenannte Homologe Rekombination Defizienz (HRD), die eine Vielzahl genetischer Veränderungen umfasst, eine große Rolle. Die wohl bekanntesten dieser genetischen Veränderungen für Eierstockkrebs sind die BRCA1- oder BRCA2-Mutation (BReast CAncer). Hier erfährst du mehr zu HRD-positiven Tumoren und möglichen Behandlungen.

Erblich bedingter Eierstockkrebs oder spontane Mutation?

Tritt eine Genveränderung spontan auf, betrifft sie zunächst nur eine Körperzelle. Teilt sich die Zelle daraufhin unkontrolliert, gibt sie die Mutation bei jeder Teilung an die Tochterzellen weiter.

Alle Zellen im so entstandenen Tumor besitzen also diese Mutation, während andere Körperzellen davon nicht betroffen sind. Diese Genveränderungen heißen somatische Mutationen.

Genveränderungen können aber auch die Keimzellen – also Eizelle und Spermien – betreffen. Entsteht daraus eine befruchtete Eizelle, wird die Mutation bei der Entwicklung des Organismus bei jeder Zellteilung an die Tochterzellen weitergegeben. Die Genveränderung befindet sich dann in allen Zellen des Körpers. Mediziner sprechen von einer Keimbahnmutation. Diese Keimbahnmutationen können weitervererbt werden.

Bei etwa jeder zehnten Patientin mit Eierstockkrebs liegt eine solche Keimbahnmutation vor.2 Der Eierstockkrebs ist also erblich bedingt. Meist sind die Gene BRCA1 oder BRCA2 von der Mutation betroffen. BRCA setzt sich aus dem englischen Begriff „BReast CAncer“ für Brustkrebs zusammen. Denn Frauen mit einer Mutation in einem dieser Gene haben auch ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Die beiden BRCA-Gene enthalten den Bauplan für bestimmte Eiweiße, die Schäden am Erbgut reparieren können. Fallen diese Gene durch eine Mutation aus, können die Schäden nicht mehr so gut repariert werden und es können weitere Mutationen entstehen. Daraus kann sich sowohl Eierstock- als auch Brustkrebs entwickeln.1

Erfahre mehr über den BRCA-Test bei familiärem Risiko für Brust- und Eierstockkrebs in diesem Beitrag.

Testung und Therapie bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs

Bei Eierstockkrebs kommt meist eine Operation gefolgt von einer Chemotherapie zum Einsatz. Ist der Krebs fortgeschritten, stehen zusätzlich oder auch anschließend zielgerichtete Therapien zur Verfügung. Dabei spielte bisher vor allem der BRCA-Status eine entscheidende Rolle für Wahl der Therapie.

Neu ist, dass auch Patientinnen ohne Mutation in den BRCA-Genen, deren Tumor HRD-positiv ist, von zielgerichteten Therapien profitieren können und mit der Kombination aus einem bestimmten PARP-Inhibitor und Angiogenesehemmer behandelt werden können. Dies kann das Fortschreiten der Erkrankung deutlich hinauszögern.

Fast die Hälfte aller Krebserkrankungen im Eierstock weisen solche Genveränderungen auf (sind also HRD-positiv) und können für die Behandlung mit einer bestimmten Art von PARP-Hemmer in Kombination mit einem Angiogenesehemmer in Frage kommen.2, 3

HRD ist somit ein neuer Biomarker für die Behandlung von Eierstockkrebs mit einer besonders effektiven Kombinationstherapie, da HRD-positive Tumoren eine besondere Empfindlichkeit ihr gegenüber aufweisen.4

PARP-Hemmer verhindern die Reparatur der DNA-Schäden in den Tumorzellen. Die Tumorzellen werden dadurch genomisch instabil und sterben ab. PARP-Hemmer können sowohl in der Erstlinientherapie bei neudiagnostizierten Frauen als auch in der Zweitlinientherapie bei einem wiedergekehrten Eierstocktumor eingesetzt werden.5

Welche Maßnahmen in deiner persönlichen Situation sinnvoll sind, kannst du mit deinem behandelnden Arzt besprechen. Er kann die individuellen Gegebenheiten am besten einordnen – und vor allem auf deine offenen Fragen genauer eingehen.

Quellen

¹ https://www.medizinische-genetik.de/diagnostik/onkologie/pathologie/solide-tumoren/ovarialkarzinom-/-eierstockkrebs-olaparib-therapie-brca1-brca2, zuletzt aufgerufen am 26.03.2021

² Leitlinienprogramm Onkologie | Patientinnenleitlinie Eierstockkrebs, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien/eierstockkrebs/, zuletzt aufgerufen am 26.02.2021

³ Miller RE et al. Ann Oncol 2020; S0923-7534 (20) 42164-7“

⁴ Diéras V, Han HS, Kaufman B, Wildiers H, Friedlander M, Ayoub JP, Puhalla SL, Bondarenko I, Campone M, Jakobsen EH, Jalving M, Oprean C, Palácová M, Park YH, Shparyk Y, Yañez E, Khandelwal N, Kundu MG, Dudley M, Ratajczak CK, Maag D, Arun BK. Veliparib with carboplatin and paclitaxel in BRCA-mutated advanced breast cancer (BROCADE3): a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2020 Oct;21(10):1269-1282. doi: 10.1016/S1470-2045(20)30447-2. Epub 2020 Aug 27. PMID: 32861273

⁵ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/news/nach-der-chemotherapie-bei-fortgeschrittenem-eierstockkrebs.html, zuletzt aufgerufen am 26.03.2021

⁶ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/news/zielgerichtete-erhaltungstherapie-bei-fortgeschrittenem-eierstockkrebs.html, zuletzt aufgerufen: 26.03.2021

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