Das Immunsystem bei Krebs stärken und schützen
Bei vielen Krebstherapien wird das Immunsystem unterdrückt, um die Krebszellen besser bekämpfen zu können. Dadurch wirst du während einer solchen Behandlung anfälliger für Infekte.
Eine Krebserkrankung und die damit verbundenen Therapien können dein Immunsystem schwächen. Durch Chemotherapie, Bestrahlungen und andere Behandlungsformen steht dein Körper unter Stress – nicht zu vergessen mindestens genauso durch Ängste und Sorgen sowie durch mögliche Nebenwirkungen dieser Therapien. Dadurch wirst du anfälliger für Infektionen.
Doch dem stehst du nicht machtlos gegenüber: Es gibt einige Möglichkeiten , die eigenen Abwehrkräfte zu stärken und so selbst zu mehr Wohlbefinden beizutragen. Am besten bespricht man alle Maßnahmen mit dem behandelnden Ärtzeteam, da es bei einigen Therapien oder bestimmten Erkrankungen zu Wechselwirkungen oder unerwünschten Wirkungen kommen kann.
Gib Infektionen keine Chance!
Bei einer Krebserkrankung ist dein Immunsystem damit beschäftigt, sich gegen den Krebs zur Wehr zu setzen. Da viele Krebstherapien das Immunsystem zusätzlich unterdrücken, um die Krebserkrankung gezielt zu bekämpfen, ist es für Krebspatientinnen und Krebspatienten besonders wichtig, sich vor Infektionen zu schützen.
Zusammenfassung
Grundlegend helfen die inzwischen wohlbekannten Hygieneregeln (AHA-Regeln): Abstand halten, auf Handhygiene achten, Alltagsmaske tragen. Diese Tipps können dir helfen, Infektionen zu umgehen:
Die Hände regelmäßig mit Seife waschen und Berührungen im Gesicht vermeiden – besonders in der Nähe der Schleimhäute, da hierüber potenzielle Krankheitserreger leicht in den Körper aufgenommen werden können. Sorgfältiges Händewaschen dauert mindestens 30 Sekunden und beinhaltet auch die Bereiche zwischen den Fingern sowie die Nägel. Anschließend abspülen und die Hände gut abtrocknen.
Halte Abstand von rund 1,5 Metern zu Mitmenschen in der Öffentlichkeit und vermeide Händeschütteln. Ein freundliches Nicken oder Lächeln kann ebenso einladend und respektvoll wirken.
Halte dich von Menschenansammlungen fern und vermeide den Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern, wenn diese erkältet sind oder eine andere ansteckende Krankheit haben.
Trage einen Mund/Nasenschutz.
Beuge kleinen Hautverletzungen vor, in dem du dich z. B. elektrisch statt nass rasierst.
Wechsle deine Zahnbürste regelmäßig.
Impfungen: Schutz vor Grippe und vielen weiteren Erkrankungen
Lass deinen Impfstatus regelmäßig überprüfen. Wenn wichtige Impfungen fehlen, können diese manchmal noch vor dem Beginn einer Therapie oder sogar während einer Therapie nachgeholt werden.
Während einer Chemotherapie sind keine Lebendimpfstoffe von Viren erlaubt (z. B. gegen Masern, Mumps, Röteln oder Varizellen). Totimpfstoffe (z. B. gegen Diphtherie, Tetanus, Polio und Hepatitis A und B) sind zwar während einer Krebstherapie möglich, es kann aber sein, dass die Wirkung der Impfung durch die Krebstherapie reduziert ist.1 Ob eine Impfung in deiner speziellen Situation sinnvoll und möglich ist, solltest du mit deinem Ärzteteam besprechen.
Besonders in der Herbst- und Winterzeit ist es für Krebspatienten mit einem ohnehin strapazierten Immunsystem ratsam, es extra zu stärken. Mit einer Grippe-Schutzimpfung kannst du gleich doppelt vorbeugen: du schützt nicht nur dich selbst vor einer Ansteckung, sondern auch andere – denn wenn du dich nicht ansteckst, kannst du die Grippe auch nicht weitergeben.
Sind deine Kontaktpersonen vollständig geimpft?
Nicht weniger wichtig: auch deine engsten Kontaktpersonen können ihren Impfstatus prüfen lassen und gegebenenfalls frühzeitig fehlende Impfungen nachholen, damit sie dich während Deiner Therapie nicht anstecken können.
Lebensmittel gründlich waschen und appetitlich anrichten
Krebstherapien gehen oft mit Veränderungen des Geschmacks- und Geruchsinns einher. Außerdem können neue Unverträglichkeiten und Magen-Darm-Probleme auftreten. Was du machen kannst, wenn dich das betrifft, erfährst du in unserem Beitrag Ernährung bei Krebs.
So kannst du mögliche Keimübertragungen über Lebensmittel vermeiden – Tipps zum Umgang mit Lebensmitteln:
- Wasche Gemüse und Obst vor dem Verzehr immer gründlich. Reibe Gurken, Paprika usw. mit der Hand oder mit einer Gemüsebürste ab. Schälen solltest du Obst nur, wenn unbedingt nötig, damit möglichst viele Nährstoffe erhalten bleiben.
- Verzichte auf Nahrungsmittel, die mit Keimen belastet sein könnten, wie rohe Eier oder Rohmilchkäse.
- Brate Fleisch oder Fisch immer gut durch. Oder wähle schonende Zubereitungsvarianten wie Dünsten, um mehr Nährstoffe zu erhalten.
- Verwende möglichst Bioprodukte oder Produkte aus eigenem Anbau (z. B. selbstgezogene Kräuter). So kannst du sicher sein, dass diese nicht mit Pestiziden belastet sind. Verwende beim Umgang mit Erde allerdings besser Handschuhe und trage eventuell einen Mundschutz, bis du die abgeschnitten Kräuter abgewaschen hast.
Das Gute liegt so nah: Superfoods aus der Region
Zeitschriften, Magazine und viele Internet-Foren sind voll mit Ernährungsratschlägen. Insbesondere Tipps zu Superfood aus Fernost finden sich darin zuhauf. Darin werden zum Beispiel die Fähigkeiten von Goji-Beeren & Co. angepriesen. Viele pflanzliche Lebensmittel enthalten neben den lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen tatsächlich ein großes Spektrum an weiteren Inhaltsstoffen, die das Immunsystem unterstützen können. Man bezeichnet diese Stoffe als sekundäre Pflanzenstoffe. Es handelt sich vor allem um Farbstoffe und Stoffe, die die Pflanzen vor Angreifern schützen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erkunden derzeit, inwiefern man diese Lebensmittel oder einzelne Inhaltsstoffe noch besser für Krebstherapien nutzen kann.
Doch du musst dir keine Lebensmittel aus Fernost liefern lassen, um von den Möglichkeiten zu profitieren, die in zahlreichen Lebensmitteln stecken. Denn: viele Superfoods gedeihen hier bei uns prächtig! Einheimische Superfoods schonen den Geldbeutel. Dabei liefern sie ebenso wie exotische, stark beworbene Lebensmittel, besonders viele Inhaltsstoffe, die dem Körper sowie deinem Immunsystem guttun.
Besonders bei Krebs: Farbe auf dem Teller bekennen
Als Faustregel kannst du dir merken: je bunter, desto besser! Allerdings gilt das nur bei ursprünglich farbigen Lebensmitteln und nicht etwa für künstlich gefärbte Speisen.
Zusammenfassung
Eine kleine Auswahl heimischer Superfoods, die je nach Saison reif sind:
Frühling: Feldsalat, Spinat, Lauch, Spargel
Sommer: Sämtliche Beeren: z. B. Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren, aber auch Kirschen, Erbsen, Kräuter
Herbst: Kürbis, Äpfel, Walnüsse, Sanddorn,
Winter: sämtliche Kohlsorten, z. B.: Grünkohl oder Rotkohl
Das ganze Jahr über verfügbar sind bei uns, da lange haltbar und gut lagerfähig: Dinkel, Hafer, Walnüsse, Haselnüsse, Leinsamen. Aus Daueranbau erhältst du das ganze Jahr über beispielsweise Champignons.
Tipp: Nutze am besten das Gemüse und die Obstsorten, die aus deiner Region stammen. So erhältst du frische, reife Feldfrüchte ohne lange Transportwege. Wenn du im Winter Lust auf Heidelbeeren hast, z. B. für einen schnellen Joghurt-Shake, dann greife auf Tiefkühlware zurück.
Eigenanbau ist eine gute Möglichkeit, jederzeit an heimische Superfoods zu kommen. Du hast dafür nicht viel Platz? Seit einigen Jahren gibt es auch Lösungen für kleine Balkone, z. B. kleingezüchtete Obststräucher und -bäume.
Viele Superfoods wachsen völlig unbeachtet am Wegesrand, wie Brennnessel oder Löwenzahn. Falls du Rezepte mit wild wachsenden Kräutern und Pflanzen ausprobieren möchtest, solltest du allerdings sicher sein, dass diese an Stellen wachsen, die nicht verunreinigt sind.
Power für das Immunsystem? Bring frischen Wind in deine Küche
Du kämst nicht im Traum auf die Idee, Sanddornsaft zu trinken? Und du hast dir bis jetzt nie etwas aus Rosen- oder Grünkohl gemacht? Oder du hast einen schlechten Geschmack aus deiner Kindheit in Erinnerung? Falls du gerade eine Krebstherapie durchläufst, kann es auch sein, dass sich dein Geschmacks- und/oder Geruchssinn verändert hat. Mit etwas Vorsicht die Welt der Geschmäcker durchzuprobieren kann manchmal neue Genüsse hervorbringen. Verspürst du therapiebedingt Übelkeit, achte darauf, Speisen nur mild zu würzen.
Ingwer stärkt das Immunsystem und wirkt gegen Übelkeit
Einfache Hausmittel können das Immunsystem stärken und die Lebensqualität verbessern.2 Dafür darf es dann auch mal ein wenig exotisch sein: Ingwer hat sich als Mittel gegen Übelkeit bewährt und lässt sich ganz einfach als Tee zubereiten. Das knollenartige Gewächs ist reich an ätherischen Ölen, die ihm seinen fruchtig-scharfen Geschmack verleihen.
Ein etwa daumengroßes Stück frischen Ingwer in dünne Scheiben schneiden und mit kochendem Wasser übergießen. Nach 10 Minuten nach Belieben mit Honig süßen.
Noch mehr Power für dein Immunsystem erhältst du, wenn du ein wenig frischem Kurkuma dazu gibst. Aber Achtung: beim Schälen und Schneiden von Kurkuma unbedingt Handschuhe tragen.
Gut bekannt und altbewährt: klassische Tipps gelten auch bei Krebs
Atme an der frischen Luft durch: Gehe so oft wie möglich an die frische Luft.
Sei aktiv: Bewege dich viel, möglichst an der frischen Luft. Bewegung regt dein Immunsystem an und stärkt es. Es hängt natürlich von deinem aktuellen Befinden ab, was möglich ist. Moderate Sportarten wie Gymnastik, Yoga oder Rad fahren sind auch bei Fatigue möglich. Ein Spaziergang über ein Feld oder durch den Wald ist eine Wohltat für Körper, Seele und Geist. Des Weiteren kannst du z. B. Wechselduschen anwenden oder in die Sauna gehen. Dein Ärzteteam berät dich gerne, wenn du unsicher bist, welche Sportarten und Wellness-Methoden -Methoden dir gut bekommen.
Sorge für ausreichend Schlaf: Unzureichender oder schlechter Schlaf schwächt das Immunsystem.3
Vermeide unnötigen Stress: Als negativ empfundener Stress schadet dem Immunsystem. Setze klare Grenzen und zeige die „rote Karte“, wenn dir Situationen zu viel werden. Entspannungsübungen können dabei helfen. Unterstützung bei der Bewältigung und dem Umgang mit der Krebstherapie erhältst du in der Psychoonkologie.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00014657
Quellen
¹ https://aerztezeitung.at/2019/oaz-artikel/medizin/impfen-bei-krebs/, zuletzt abgerufen am 01.09.2022
² https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/ingwer-heilmittel-erkaeltungen-uebelkeit-100.html, zuletzt abgerufen am 01.09.2022
³ https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/schlechter-schlaf-schwaecht-das-immunsystem-13371918, zuletzt abgerufen am 01.09.2022