Symptome lindern und am Leben teilhaben: Hospiz bei Krebs
Bei einer nicht heilbaren Krebserkrankung konzentriert sich die palliative Therapie darauf, Symptome zu mildern und Lebensqualität zu erhalten. Hospize können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um Teilhabe am Leben zu ermöglichen.
Der Gedanke, ein Hospiz zu besuchen, kann mit der Vorstellung behaftet sein, dort gingen Menschen ausschließlich hin, um auf ihren letzten Schritten im Leben begleitet zu werden. Es können Fragen aufkommen wie: Komme ich da je wieder heraus? Bereite ich mich in einem Hospiz auf das Ende meines Lebens vor? Oder: Beginnt die letzte Phase meines Weges hier?
Stärker werden und am Leben teilhaben
Derartige Unterstützung bildet einen Teil der Hospizarbeit – und kann sehr wichtig sein für Menschen mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden Erkrankung. Doch darüber hinaus leisten Hospize palliative Betreuung. Im Fokus der Behandlung in einem Hospiz steht, die Symptome der Erkrankung zu beobachten und damit verbundene Beschwerden zu lindern. Das umfasst pflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung.1
Die intensive Versorgung in einem Hospiz kann Symptome in einigen Fällen sogar soweit lindern, dass Betroffene wieder stärker werden und aktiv am Leben teilhaben können.
Dazu zählen zum Beispiel:2
- Schmerzen
- Atemnot
- seelische Beeinträchtigungen wie Angst, Unruhe, Depressionen oder Sinnfragen
- Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung
- Ernährungsprobleme, wie Schluckstörungen bis hin zur Auszehrung – die häufig sogar die eigentliche Ursache ist, wenn Krebs zum Ende des Lebens führt.3
Die Betreuung in einem Hospiz oder durch einen ambulanten Hospizdienst stellt also die Lebensqualität in den Mittelpunkt. Mehr darüber, dass eine palliative Behandlung nicht automatisch bedeutet, dass das Leben bald ein Ende findet, erfährst du hier.
Welche Arten von Hospizdiensten gibt es?
Hospizdienste erbringen Unterstützung für Menschen mit einer nicht heilbaren Erkrankung. Diese kann – je nach individuellen Wünschen, Bedürfnissen und Lebensumständen – ambulant, teilstationär oder stationär gestaltet werden.
Ambulante Versorgung durch einen Hospizdienst
In der individuellen Situation wird entschieden, ob eine ambulante Versorgung im eigenen Zuhause stattfinden kann. Das hat den Vorteil, dass du in deiner gewohnten Umgebung bleibst und deine Liebsten, Nachbarn und Bekannte weiterhin um dich hast. In einem ersten Gespräch mit den überwiegend ehrenamtlich tätigen Begleiter:innen wird geklärt, welche Hilfe gebraucht und gewünscht wird. Die Unterstützung richtet sich dabei ganz individuell nach der jeweiligen Situation.
Unterstützungsangebote durch ambulante Hospizdienste umfassen zum Beispiel:
- Gespräche, ein offenes Ohr für sämtliche Gedanken, Ängste und Sorgen, die jede Krebserkrankung mit sich bringen kann
- Einfach nur da sein – auch um Angehörige zu entlasten, damit sie für den nötigen Ausgleich sorgen können
- Beratung zu allem, was du für den Fall der Fälle vorsorglich regeln kannst – auch wenn palliative Betreuung durch einen Hospizdienst nicht automatisch bedeutet, dass diese Situation zeitnah eintreffen wird.
Die Leistungen ambulanter Hospizdienste werden von gesetzlichen Krankenkassen gefördert. Voraussetzung ist, dass sie mit palliativ-medizinisch erfahrenen Pflegediensten und Ärzt:innen zusammenarbeiten sowie unter der Verantwortung einer qualifizierten Pflegefachkraft stehen.
Teilstationäre Versorgung im Tageshospiz
Besteht die Möglichkeit nicht, im eigenen Zuhause umfassend versorgt zu werden, haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf Bezuschussung für stationäre oder teilstationäre Versorgung in einem Hospiz.4 Die Kosten tragen die Krankenkassen.
Bei der teilstationären Versorgung im Tageshospiz leben Betroffene weiterhin zu Hause, können aber mehrmals wöchentlich die Einrichtung besuchen. Dort erhalten sie lindernde Therapien, können Kraft tanken und am sozialen Leben teilhaben. Dazu zählen zum Beispiel gemeinsame Mahlzeiten, Spiel- und Gesprächsrunden, miteinander Musik hören und singen oder auch angepasste Bewegungs- und Atemübungen durchzuführen.
Anlaufstellen für teilstationäre Betreuung durch Hospizdienste findest du beim Deutschen Hospiz- und PalliativVerband e.V.
Stationäre und teilstationäre Versorgung im Hospiz
Rund 15 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland verfügen über spezialisierte Palliativstationen.5 Darüber hinaus gibt es stationäre Hospize als eigenständige, wohnliche Einrichtungen. Personell und räumlich sind diese Einrichtungen für die ganzheitliche Pflege und Versorgung von Menschen ausgestattet, die unheilbar erkrankt sind. Dazu zählt bei der vollstationären Versorgung die Unterkunft und Verpflegung, palliativ-pflegerische, palliativ-medizinische, therapeutische und psychosoziale Versorgung und Begleitung sowie auch, falls nötig, Sterbe- und Trauerbegleitung.
Ist die Versorgung beispielsweise ausschließlich nachts notwendig, kann auch eine teilstationäre Versorgung in einem stationären Hospiz stattfinden.6Das kann unter anderem für die fachgerechte Abgabe von ärztlich angeordneten Medikamenten erforderlich sein. Weitere Gründe können beispielsweise sein, die Vitalfunktionen sowie das emotionale oder das Gesamtbefinden beobachten und qualifiziert unterstützen zu können.
Hier findest du Anlaufstellen in deiner Nähe für qualifizierte und spezialisierte ambulante Palliativversorgung sowie teilstationäre oder stationäre Hospize.
Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV)
Bei starken Symptomen, die eine besonders aufwendige Versorgung erfordern, kann zusätzlich die sogenannte SAPV hinzugezogen werden. Die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung umfasst sowohl ärztliche als auch pflegerische Leistungen sowie deren Koordination.7 Das Team stellt also für Menschen mit besonders starken Symptomen sicher, dass die Versorgungsmaßnahmen aller Beteiligten aufeinander abgestimmt sind. Die Leistungen werden bedarfsgerecht an die jeweilige Situation angepasst. Das gilt zu Hause, in einem teilstationären oder stationären Hospiz als auch in einem Tageshospiz. Jede:r Versicherte in Deutschland hat seit 2007 ein gesetzliches Anrecht darauf, benötigt jedoch eine ärztliche Verordnung.
Eine individuelle Lösung für deine Bedürfnisse, Wünsche und Umstände
Welchen Umfang und welche Art der Unterstützung du oder deine Angehörigen in Anspruch nehmen möchtet, ist eure individuelle Entscheidung. Sprecht am besten mit dem Behandlungsteam über die Möglichkeiten und Angebote vor Ort. So könnt ihr gemeinsam herausfinden, welche Lösung in der jeweiligen Situation passend ist, um deine Symptome lindern und am Leben teilhaben zu können.
Inhaltlich geprüft:M-DE-00022927
Quellen
¹ https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/palliativmedizin/#c22185, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
² https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Palliativmedizin_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
³ https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2013/dkfz-pm-13-03-Leber-steuert-Auszehrung-bei-Krebs.php, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
⁴ https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__39a.html, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
⁵ https://www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de/de/angebote/erwachsene, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
⁶ https://www.dhpv.de/files/public/themen/2017_Rahmenvereinbarung_nach_%C2%A7_39a_Abs_1_Satz_4_stationaere_Hospize.pdf, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
⁷ https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2468/c06a67f8d8867e6dc8f639e936dd7b06/SAPV-RL_2021-03-18_iK-2021-04-01.pdf, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
⁸ https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/h/hospiz.html, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.
⁹ https://www.dhpv.de/themen_teil-stationaere-hospize.html, zuletzt abgerufen am 09.11.2021.