Darmkrebs kann in der Familie liegen
Dein Opa hat Darmkrebs, ein Onkel auch und jetzt gibt es den Verdacht auch bei dir? Wenn eine Familie vorbelastet ist, ist es wichtig, offen über Darmkrebs zu sprechen. Denn Wissen über die Erkrankung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten. Hier erfährst du alles über erblichen Darmkrebs.
Hast du gewusst, dass es eine familiäre Vorbelastung für Darmkrebs gibt? Das bedeutet, dass Darmkrebs in manchen Familien besonders häufig vorkommt. Dies kann zum einen in den Genen liegen: In manchen Familien treten bestimmte genetische Veränderungen auf, die das Darmkrebsrisiko erhöhen und die von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Man spricht dann von einer erblich bedingten Vorbelastung für Darmkrebs. Das betrifft 5-8 Prozent aller Darmkrebsfälle - hier liegt ein erblich bedingter Darmkrebs vor, der sich mit molekulargenetischen Tests nachweisen lässt.1
Bei erblicher Vorbelastung ist das Risiko für Familienangehörige, an Darmkrebs zu erkranken, bis zu 80 Prozent höher als für nicht vorbelastete Menschen.
Besonders betroffen sind nahe Verwandte von Darmkrebspatientinnen und -patienten, also Eltern, Kinder, Großeltern, Geschwister und Enkel, aber auch Onkel, Tanten, Nichten und Neffen.2
In anderen Fällen gibt es zwar keine nachweisbaren genetischen Veränderungen, die Familiengeschichte zeigt jedoch, dass Darmkrebs gehäuft auftritt. Dies bezeichnet man als „familiäre Häufung von Darmkrebs“. Das betrifft rund 20-25 Prozent aller Darmkrebserkrankungen - hier kann man zwar beobachten, dass mehrere Familienmitglieder erkranken, das Risiko lässt sich aber nicht durch genetische Tests nachweisen.3 Das Darmkrebsrisiko ist auch hier deutlich erhöht und kann auch jüngere Menschen treffen.
Liegt eine familiäre Häufung vor, haben die Familienmitglieder ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.
Lass‘ dich beraten
Besteht der Verdacht auf eine familiäre Vorbelastung, solltest du dich beraten lassen. Dafür stehen dir Expertinnen und Experten in humangenetischen Beratungszentren und auf familiären Darmkrebs spezialisierte Einrichtungen zur Verfügung.
Bei dringendem Verdacht auf eine erblich bedingte Vorbelastung kann ein genetischer Test Gewissheit bringen. Wichtig ist zudem das Gespräch innerhalb der Familie: Gibt oder gab es Darmkrebs in deiner Familie? Wer war bzw. ist erkrankt? Wie verliefen die Erkrankungen und wie wurden sie behandelt? Diese Informationen helfen den Expertinnen und Experten, das familiäre Risiko einzuschätzen. Und das hilft dir, angemessen zu reagieren – zum Beispiel mit einem speziellen Vorsorgeprogramm. Die Kosten für eine genetische Beratung werden übrigens von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.4
Familiäre Vorbelastung erkennen
Wenn du wissen möchtest, ob das Darmkrebsrisiko in deiner Familie erhöht ist, können dir folgende Fragen helfen:5
- Enge Verwandte
Ist ein enges Familienmitglied an Darmkrebs erkrankt? - Häufigkeit
Sind mehrere Familienmitglieder an Darmkrebs erkrankt? - Krebs in der Familie
Ist ein Familienmitglied neben Darmkrebs, Darmpolypen, einem bösartigen Tumor des Magens, der Gebärmutter oder an einer anderen Krebsart erkrankt? - Altersfrage
Ist ein Familienmitglied unter 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt?
Wenn du eine oder mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, kann dies auf eine familiäre Vorbelastung hinweisen. In diesem Fall solltest du mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt darüber sprechen.
Was kann ich bei einer familiären Vorbelastung tun?
Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen lässt sich Darmkrebs auch bei familiärer Vorbelastung meist verhindern. Größte Sicherheit bietet die Darmspiegelung. Sie wird bei Männern ab einem Alter von 50 Jahren von der Krankenkasse bezahlt, bei Frauen ab 55 Jahren. Bei familiärer Vorbelastung tragen viele Kassen die Kosten für diese Untersuchung jedoch schon früher.
Als Faustregel gilt: Bei familiärer Vorbelastung solltest du deine erste Darmspiegelung spätestens wahrnehmen, wenn du zehn Jahre jünger bist als die Person in deiner Familie beim Ausbruch der Erkrankung war.5 Ist ein Familienmitglied zum Beispiel mit 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt, solltest du ab 35 zur Darmspiegelung gehen. Für gewöhnlich wird empfohlen, die Untersuchung alle fünf bis zehn Jahre durchführen zu lassen.
Für Menschen, bei denen bereits Darmkrebsfälle in der Familie bekannt sind, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bereits ab dem 30. Lebensjahr sinnvoll.Die Ärztin oder der Arzt kann dabei nicht nur bereits bestehende Tumore erkennen, sondern auch Vorstufen (gutartige Darmpolypen) und diese während der Untersuchung entfernen.5
Inhaltlich geprüft: M-DE-00017816
Ratsuchende finden hier hilfreiche Adressen von Beratungszentren für familiär bedingten Darmkrebs
Hier lässt sich gezielt nach humangenetischen Expertinnen und Experten in der eigenen Region suchen
Quellen
¹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/genetisch-bedingter-darmkrebs.html, zuletzt abgerufen am 03.08.2023.
² https://www.felix-burda-stiftung.de/darmkrebsvorsorge/wer-ist-betroffen/familiaeres-risiko, zuletzt abgerufen am 03.08.2023.
³ https://dasgastroenterologieportal.de/Familiaeres_genetisches_Darmkrebsrisiko.html, zuletzt abgerufen am 03.08.2023.
⁴ https://www.felix-burda-stiftung.de/darmkrebsvorsorge/frueherkennung, zuletzt abgerufen am 03.08.2023.
⁵ https://www.felix-burda-stiftung.de/darmkrebsvorsorge/wer-ist-betroffen/familiaeres-risiko, zuletzt abgerufen am 03.08.2023.