Gebärmutterhalskrebs: Zwischen Diagnose und Engagement
In den sozialen Netzwerken macht sich Bloggerin Yvonne Köth für mehr Awareness zum Thema Gebärmutterhalskrebs stark. Im Interview erzählt sie anlässlich des Aktionsmonats für Gebärmutterhalskrebs im Januar ihre Geschichte und was sie gerne kurz nach der Diagnose gewusst hätte.
Yvonne ist 32 Jahre alt, als sie die Diagnose Gebärmutterhalskrebs erhält. Auf Instagram klärt die Bloggerin unter dem Namen @lachen_gegen_krebs nun über die Erkrankung auf und versucht anderen Patientinnen das zu geben, was sie nach ihrer Diagnose vermisste. Anlässlich des Aktionsmonats für Gebärmutterhalskrebs im Januar, haben wir sie um ein Interview gebeten.
Liebe Yvonne, wie wurde bei dir Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert?
Ich habe meine Diagnose Anfang 2016 erhalten, da war ich gerade einmal 32 Jahre alt. Eigentlich war ich wegen meines Kinderwunsches bei der Gynäkologin, dabei hat sie die jährliche Krebsvorsorge und somit auch den Pap-Abstrich mitgemacht. Beschwerden hatte ich keine.
Beim Pap-Test (auch bekannt als Krebsabstrich) werden Zellen vom Muttermund des Gebärmutterhalses abgestrichen und im Labor auf mögliche Krebsvorstufen analysiert.
Da sich der Pap Wert innerhalb von sechs Wochen von Pap III D2 auf Pap IV a-p verschlechtert hat, wurde ich in die Dysplasie-Sprechstunde überwiesen: Eine Spezialsprechstunde für Frauen mit Haut- und Schleimhautveränderungen des äußeren und inneren Genitale, insbesondere zur Abklärung unklarer Befunde.1 Dort haben die Ärzte nach einigen Untersuchungen und zwei Konisationen, bei der ein kegelförmiger Ausschnitt aus dem Gebärmutterhals entfernt wird, die Diagnose Gebärmutterhalskrebs gestellt.
Befundgruppen des Pap-Tests
Das Ergebnis des Pap-Tests kann in fünf verschiedene Stufen eingeteilt werden:
- Pap I : normale, gesunde Zellen.
- Pap II: leichte Zellveränderung, kein Verdacht auf Krebs.
- Pap III: unklarer Befund, der weitere Untersuchungen erfordert.
- Pap IIID: Dysplasien, aber kein Krebs.
- Pap IV: Krebsvorstufen, Krebs im Frühstadium oder Krebs möglich.
- Pap V: Zellen eines bösartigen Tumors vorhanden, eine Krebsdiagnose ist sehr wahrscheinlich.
Zusätzlich zeigen Buchstaben an, wie ausgeprägt Veränderungen sind (z.B. „Pap IIID") und aus welchem Gewebe die entnommenen Zellen stammen.2
Auf welchem Weg hast du die Diagnose Gebärmutterhalskrebs erhalten?
Die Mitteilung, dass mein Abstrich auffällig war, habe ich leider Freitagnachmittag in der Post gehabt, sodass ich nicht mehr in der Praxis anrufen konnte, um zu fragen, was das denn jetzt bedeutet. Das folgende Wochenende war zu dem Zeitpunkt das Längste in meinem ganzen Leben und Google war mein bester Freund. Das kann ich persönlich allerdings nicht empfehlen, denn das macht nur Angst. Die tatsächliche Krebsdiagnose habe ich dann persönlich in der Klinik bekommen und bei meiner Metastasierung, 1,5 Jahre später, habe ich um die telefonische Mitteilung gebeten.
Was hättest du dir in dieser schweren Zeit gewünscht? Was hätte anders laufen sollen?
Ich hätte mir gleich zu Beginn mehr verständliche Aufklärung zum Humanen Papillomvirus (HPV) und meiner Krebsart gewünscht. Außerdem ist es ein absolutes Gefühlschaos, wenn solch ein Schreiben im Briefkasten liegt und niemand mehr erreicht werden kann. Vom Kinderwunsch zur Krebsbehandlung ist es einfach ein riesiger Unterschied und dabei hätte ich gerne verständnisvollere Ärzte gehabt. Denn aufgrund dieser Diagnose musste ich mich entscheiden, welcher Behandlung ich zustimme.
Damals gab es noch keine psychoonkologische Unterstützung in der Klinik, das hat sich zum Glück in meiner Klinik geändert. Zum Thema Hormonumstellung hätte ich mir mehr Informationen oder Hilfe gewünscht, denn ich bin nach der Chemotherapie mit 35 Jahren in die Wechseljahre gekommen.
Bei der Wahl der Therapie war mein Kinderwunsch sehr groß, aber mein Lebenswillen und der Wunsch nach Sicherheit war glücklicherweise größer.
Yvonne, Bloggerin
Du engagierst dich in verschiedenen Initiativen für Gebärmutterhalskrebs - welche sind das?
Ich möchte gerne, dass so viele Menschen wie möglich über HPV und Krebs aufgeklärt werden. Dabei ist es mir sehr wichtig, Gebärmutterhalskrebs aus der Tabuzone zu holen, um viel mehr Frauen zur Krebsvorsorge zu bewegen. Denn es gibt so gute Behandlungsmethoden, wenn es frühzeitig erkannt wird.
Dafür unterstütze ich die Stiftung Eierstockkrebs mit dem neuen Magazin zum Gebärmutterhalskrebs und das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg mit der Wanderausstellung "HPV hat viele Gesichter". Außerdem vernetze ich bereits erkrankte Frauen untereinander und versuche ihnen so Mut zu machen. Mir ist es wichtig Awareness zu schaffen und dafür vernetze ich mich auch gerne mit anderen Initiativen wie auch das K Wort.
Angebote zur Krebsvorsorge
- Bei Frauen bis einschließlich 34 Jahren wird ein jährlicher Pap-Abstrich von der Krankenkasse übernommen.
- Bei Frauen ab 35 Jahren wird alle 3 Jahre ein Pap-Abstrich und ein Test auf HPV von der Krankenkasse übernommen.
- Ab 35 Jahren muss ein jährlicher Pap-Abstrich außerhalb des 3-Jahres-Intervalls selbst bezahlt werden. In Ausnahmefällen werden die Kosten für einen Abstrich übernommen.
- Alle Frauen ab 20 Jahren haben Anspruch auf eine jährliche gynäkologische Untersuchung.3
Inhaltlich geprüft: M-DE-00019862
Quellen
¹ https://www.unimedizin-mainz.de/frauenklinik/startseite/dysplasiesprechstunde/dysplasiesprechstunde.html, zuletzt abgerufen am 02.01.2024
² https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/vorstufen.php, zuletzt abgerufen am 03.01.2024
³ https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php, zuletzt abgerufen am 03.01.2024