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Brustkrebsdiagnose: Zwischen Hoffen und Bangen

Der Tag im Jahr 2011, an dem Angelika ihre Brustkrebsdiagnose bekam, ist ihr fest in Erinnerung geblieben. Kurz zuvor war sie noch zur Vorsorge bei ihrer Frauenärztin. Das Ergebnis: Alles in Ordnung. Ein anschließendes Mammografie-Screening zeigt jedoch Auffälligkeiten.

Angelika bekommt nach der Mammographie einen Brief, in dem steht, sie solle sich zu einer weiteren Untersuchung ins Krankenhaus begeben. Sie rechnet mit einer Zyste. Schon einmal hatte sie eine solche in ihrer Brust. Sie fährt mit ihrem Mann in die Praxis, in der die zuvor durchgeführte Biopsie ausgewertet wurde. Eigentlich sollte alles in Ordnung sein. Eine erbliche Belastung gibt es nicht und auch Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkohol kann sie ausschließen. 

Viele Frauen sitzen an diesem Tag im Gang des Krankenhauses. Sie alle waren beim Mammografie-Screening und sie alle haben diesen Brief bekommen. Nun warten sie auf die Untersuchung, genau wie Angelika. Die Frauen, die nach der Untersuchung heraus auf den Gang treten, sind erleichtert. „Es ist nichts, nur eine Verkalkung.“ Die erste, die zweite, während Angelika weiter wartet. Da überkommt sie ein seltsames Gefühl. „Rein statistisch: Wenn die alle nichts haben – eine muss ja etwas haben.“ Mit diesem Gefühl geht sie in den Untersuchungsraum.

„Ich stelle mir vor, ich könnte mich einfach umdrehen und davonlaufen. Frei sein und mich ganz leicht fühlen.“

Brustkrebspatientin Angelika

Es folgt die erneute Mammografie und eine Ultraschalluntersuchung. „Ja, da ist etwas“, sagt der Arzt. Tastbar war es nicht, aber man sieht es in der Sonografie (Ultraschallaufnahme). Ein paar Minuten später folgt die Biopsie. „Wie stehen die Chancen, dass es gutartig ist?“ fragt sie den Arzt. „Was aussieht wie ein Apfel und schmeckt wie ein Apfel, ist normalerweise auch ein Apfel“, ist seine Antwort. Da wird ihr schlagartig klar, es handelt sich nicht um eine Zyste. Ihr Mann sitzt geschockt neben ihr, sie selbst fühlt sich wie gelähmt. Sie ist nicht wirklich überrascht, vielmehr verfällt sie in eine Art Starre. Eine OP ist nun unausweichlich.  

Auch wenn sie vom Moment der Diagnose an immer offen mit ihrer Krankheit umgeht; in der ersten Zeit spricht Angelika immer nur von einem „Mammakarzinom links“. Das Wort „Brustkrebs“ kommt ihr nicht über die Lippen. Es klingt zu nah, zu unmittelbar, zu angsteinflößend. Brustkrebs kennt sie bereits von ihrer Mutter, die im Jahr zuvor ebenfalls daran erkrankte.

„Meine Mutter war eine Kämpfernatur, von der ich gelernt habe, den Dingen das Positive abzugewinnen.“

Brustkrebspatientin Angelika

Drei Jahre lang sieht es für ihre Mutter tatsächlich auch positiv aus. Dann wird ein Rezidiv mit Metastasenbefall diagnostiziert, das sie nicht überlebt Angelika erlebt als Betroffene die letzte Zeit an der Seite ihrer Mutter besonders intensiv. Ihre eigenen Therapien sind zu diesem Zeitpunkt zwar abgeschlossen. Doch das Rezidiv ihrer Mutter macht ihr bewusst, dass der Verlauf der Krankheit nicht vorhersehbar ist.  

Mit einer Freundin beschließt sie, Fotos von sich zu machen. „Schaut her, so sehe ich (noch) aus“, scheint sie dem Betrachter zurufen zu wollen. Aus Angst vor dem, was kommt, versucht sie, die Zeit einzufangen. Die Bilder schenkt sie ihrem Mann zum Hochzeitstag. Wenig später erfährt sie, dass die Operation brusterhaltend durchgeführt werden kann. Und auch nach der Operation macht Angelika wieder Fotos. Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt, dass es kaum sichtbare Veränderungen gibt. „Ich möchte anderen Frauen Mut machen“, erzählt Angelika. „es ist kaum ein Unterschied zu sehen.“ 

Mit einer Freundin beschließt sie, Fotos von sich zu machen. „Schaut her, so sehe ich (noch) aus“, scheint sie dem Betrachter zurufen zu wollen. Aus Angst vor dem, was kommt, versucht sie, die Zeit einzufangen. Die Bilder schenkt sie ihrem Mann zum Hochzeitstag.

Brustkrebspatientin Angelika führt ein Pferd an der Leine
Angelika führt heute ein aktives Leben.

An den Tag ihrer Diagnose wird sie sich immer erinnern. Ihre Überlebenschancen werden auf 15 bis 25 Prozent geschätzt. Heute sind das für Angelika nur noch Zahlen. „Da hilft nur Distanz, sonst schafft man es nicht, zu hoffen.“ Und das ist das Wichtigste, was sie anderen Patientinnen und Patienten mitgeben möchte: Da man es nun mal nicht ändern kann, sollte man versuchen, die Diagnose anzunehmen und die darauffolgende Zeit als Erfahrung zu sehen. 

„Vieles ändert sich, der Rhythmus verlangsamt sich. Deshalb kann ich nur jedem raten, diese Zeit ganz für sich zu nutzen. Auf sich zu hören, Dinge zu unternehmen, die einem guttun.“  

Brustkrebspatientin Angelika 

Ihaltlich geprüft: M-DE-00014464

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