Digital Detox – Schalt einfach mal ab!
Bist du auch gerne auf Facebook, Instagram und Co. unterwegs? Und kennst du das Gefühl, dass der Endlos-Stream dich zeitweise überfordert? Gerade für Krebsbetroffene sind die sozialen Medien Fluch und Segen zugleich: Der Austausch untereinander war noch nie so einfach – und kann doch manchmal stressen.
Geahnt hat man es immer, jetzt kommt die schockierende Bestätigung: Die Studie „No More FOMO“1 der Psychologischen Fakultät der Universität Pennsylvania hat untersucht, wie sich Dauer und Intensität der Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook, Instagram und Co. auf das psychische Wohlbefinden auswirken können. Das Ergebnis: Teilnehmende der Studie, die die Netzwerke nur noch zehn Minuten am Tag genutzt haben, wiesen schon nach drei Wochen wesentlich weniger depressive Symptome auf. Viele Menschen setzen in diesem Sinne darauf, nicht mehr alles mitzubekommen – und einfach mal abzuschalten.2
Krebs-Community – Pausen sind wichtig
Über das Internet neue Kontakte knüpfen zu können, ist für Krebsbetroffene eine leicht zugängliche Möglichkeit, sich mit Menschen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Social Media kann vor allem dann hilfreiche Kontaktmöglichkeiten bieten, wenn du wie die Lungenkrebsbetroffenen Vesna oder Martina in Selbshilfegruppen nicht die passenden Kontakte findest. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe junger Krebspatient:innen, die auf Facebook, Instagram oder Blogs über ihr Leben und Überleben mit Krebs berichten. Sie nennen sich Krebs-Blogger, schreiben unter Mottos wie „Krebs ist kein Tabu … Lass mal drüber reden“ oder erzählen in Podcasts von ihrem Schicksal.
Es kann guttun, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, sich gegenseitig Tipps zu geben und einander Mut zu machen. Doch auch Kontakte, die dir Support und Hilfe sind, können dir zeitweise zu viel sein oder die Angst schüren, innerhalb der Community etwas zu verpassen. Diese Angst wird ausgelöst durch den nicht endenden Stream von Videos und Fotos auf deinem Smartphone: Momente, Erlebnisse, Therapieerfolge oder Rückschläge werden festgehalten und gepostet.
Gerade als Betroffene:r kannst du den Input nicht jeden Tag gleich gut verarbeiten oder verkraften. Es ist nur allzu logisch, dass dich das Mitsurfen auf den Lebenswegen der anderen zuweilen auch zu sehr einnehmen oder mitnehmen kann. Gönn dir dann eine Pause – und die bewusste Entscheidung: Ich muss nicht alles mitbekommen!
Tipps für digitales Fasten:
Zusammenfassung
- Mach dir deine Nutzung bewusst – zur Not mit einer App. Vielen fällt es gar nicht auf, wieviel sie am Tag vor dem Display verbringen. Notiere dir einfach mal, wie oft und lange du aufs Handy geguckt hast. Oder nutze Apps wie „Offtime“ und „Quality Time“, die dir deine Bildschirmnutzungsdauer anzeigen. Schockiert? Dann wird es Zeit, umzudenken.
- Muss diese App sein?
Überleg dir genau, welche App du wirklich noch brauchst. Einige nutzt du vielleicht gar nicht, erhältst aber trotzdem noch Push-Nachrichten. Die wiederum bringen dich dazu, immer wieder aufs Display zu schauen. - Leg das Handy weg – weit weg!
Verstau das Gerät zum Beispiel in einen anderen Raum oder in einer abschließbaren Schublade – am besten dort, wo es nicht mehr in greifbarer Nähe ist. Du wirst bald merken, wie befreiend das sein kann. - Smartphone-freie Zeiten und Orte
Leg bewusst Zeitfenster und Orte fest, in denen das Smartphone nichts zu suchen hat, zum Beispiel abends im Bett, beim Mittagessen am Tisch oder am Wochenende. Du wirst staunen, wieviel mehr Freizeit du auf einmal hast. - Finde analoge Alternativen
Ob Einkaufsliste, Navigation oder Notizbuch – alles kannst du auch als App auf deinem Handy haben. Aber probier’s doch mal wieder analog! Nutze Stift und Block und frage einfach nach dem Weg. Der Gewinn: Wieder ein paar Minuten weniger aufs Display geguckt.
Einfach mal abschalten
Erinnere dich auch immer wieder daran, wer in deinem realen Leben für dich da ist, mit wem du gerne Zeit verbringst und was du gerne für dich machst.
Hierzulande hat fast jede:r unter 30 Jahren ein Smartphone. Mehr als vier Stunden ist er:sie im Schnitt täglich online.4
Die „Bitte nicht stören“-Funktion an deinem Smartphone kann helfen, die Flut an Benachrichtigungen einzudämmen und dich immer wieder auf dich selbst zu besinnen. Das Internet bietet zwar so viele Möglichkeiten, und bisher galt: Es ist gut, so viel wie möglich davon wahrzunehmen. Doch der neue Trend „JOMO“ – „joy of missing out“ – bedeutet: Genuss, etwas zu verpassen, anstatt Angst, etwas zu versäumen, ohne den Druck, jederzeit am Leben und Schicksal der anderen teilhaben zu müssen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Leg den Fokus auf dich und sag auch mal „Nein“!
Inhaltlich geprüft: M-DE-00022923
Quellen
¹ Guilford Press | No More FOMO: Limiting Social Media Decreases Loneliness and Depression, https://guilfordjournals.com/doi/10.1521/jscp.2018.37.10.751, zuletzt abgerufen am 31.05.2022
² https://www.presseportal.de/pm/21615/4115812, zuletzt abgerufen am 31.05.2022
³ https://www.tk.de/resource/blob/2040318/a5b86c402575d49f9b26d10458d47a60/2018-studie-tk-studie-homo-digivitalis-data.pdf, zuletzt abgerufen am 31.05.2022
⁴ https://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index-2018-2019/, zuletzt abgerufen am 31.05.2022