Untersuchungen bei Lungenkrebs – die Diagnose im Verlauf
Der erste Verdacht auf Lungenkrebs und die folgenden Untersuchungen sind beunruhigend. Es ist aber wichtig, möglichst bald für Klarheit zu sorgen. Mithilfe verschiedener Untersuchungen können Ärzt:innen nicht nur sicher die Diagnose stellen. Sie liefern auch wichtige Erkenntnisse, die für die anschließende Therapieplanung eine bedeutende Rolle spielen.
Verdacht auf Lungenkrebs – was nun?
Hartnäckiger Husten, Atembeschwerden oder Schmerzen in der Brust – häufig steckt eine eher harmlose Erkrankung dahinter. Diese Beschwerden können aber auch einen Hinweis auf Lungenkrebs geben und sollten frühzeitig abgeklärt werden, insbesondere bei Raucher:innen.
Der Verdacht auf Lungenkrebs kann aber auch durch einen Zufallsbefund entstehen – beispielsweise, wenn aufgrund eines Unfalls eine Röntgen-Untersuchung gemacht wird und dabei Auffälligkeiten in der Lunge entdeckt werden. In jedem Fall gilt, dem Verdacht auf Lungenkrebs gründlich nachzugehen. Denn je früher Lungenkrebs erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln.
Erste Anlaufstelle ist meist der:die Hausärzt:in. Er:sie wir dich in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) nach deinen Beschwerden, eventuellen Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten befragen. Darauf folgen eine gründliche körperliche Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung. Erhärtet sich der Verdacht auf Lungenkrebs, wird dich dein:e Hausärzt:in für weitere Untersuchungen an eine:n Fachärzt:in für Lungenheilkunde oder eine spezialisierte Klinik überweisen.
Diagnose „Lungenkrebs“ sichern
Erste Hinweise auf einen Tumor in der Lunge geben bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme oder eine Computertomographie (CT). Sollte eine CT nicht möglich sein, kann auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kommen. Klarheit, ob es sich tatsächlich um Lungenkrebs handelt, gibt aber erst die Untersuchung einer Probe aus dem verdächtigen Gewebe (Biopsie). Hierzu erfolgt in der Regel eine Lungenspiegelung, medizinisch Bronchoskopie genannt.
Bronchoskopie bei Lungenkrebsverdacht
Bei der Lungenspiegelung führt dein:e Ärzt:in einen dünnen, biegsamen Schlauch – das Bronchoskop – über deinen Mund in die Atemwege ein. Am Ende des Schlauchs befindet sich eine Kamera, die das Bild auf einen Monitor überträgt. So kann dein:e Ärzt:in die Bronchien betrachten und Auffälligkeiten entdecken. Zudem kann er:sie über den Schlauch kleine Instrumente einführen und so eine kleine Probe von dem verdächtigen Gewebe entnehmen.
Die Lungenspiegelung kann unangenehm sein, ist in der Regel aber nicht schmerzhaft. Vor dem Einführen des Bronchoskops wird dein Rachen mithilfe eines Sprays lokal betäubt. Wenn du möchtest, kannst du vor der Untersuchung ein Beruhigungsmittel oder eine leichte Narkose erhalten. Die Lungenspiegelung selbst dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten und kann meist ambulant erfolgen – das heißt, du kannst nach der Untersuchung nach Hause gehen.
Transthorakale Biopsie bei Lungenkrebs
Sollte das verdächtige Gewebe durch eine Lungenspiegelung nicht erreichbar sein, kann dein:e Ärzt:in mithilfe einer sogenannten transthorakalen Biopsie eine Gewebeprobe aus der Lunge entnehmen. „Transthorakal“ bedeutet „durch den Brustkorb“. Dabei wird eine lange, dünne Nadel durch den Brustkorb in die Lunge eingeführt und damit die Probe entnommen. Damit die Ärzt:innen sehen, wo sie das Gewebe entnehmen müssen, erfolgt die Biopsie während einer Computertomographie oder gestützt durch eine Ultraschall-Untersuchung.
Ist es Lungenkrebs und wenn ja, welche Form?
Nach der Entnahme untersucht ein:e Patholog:in die Gewebeprobe mittels IHC (Immunhistochemie) unter dem Mikroskop. So kann er:sie feststellen, ob sich darin Tumorzellen befinden und es sich tatsächlich um Lungenkrebs handelt. Bestätigt sich durch die Untersuchung die Diagnose, folgen weitere Untersuchungen an der Gewebeprobe. Bei Lungenkrebs unterscheidet man zwei Hauptformen: den kleinzelligen Lungenkrebs (SCLC) und den nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC). NSCLC lässt sich weiter in die Untergruppen Adenokarzinome, Plattenepithelkarzinome und großzellige Karzinome einteilen. Um welche Form bzw. Untergruppe es sich handelt, können die Ärzt:innen anhand des Aussehens der Krebszellen in der Gewebeprobe feststellen. Und das ist wichtig für die anschließende Therapieplanung.
„Hier findest du alles Wissenswerte rund um die verschiedenen Lungenkrebsarten.“
Ausbreitungsdiagnostik: Wie fortgeschritten ist der Lungenkrebs?
Ebenfalls wichtig für die Therapieplanung ist die Information, wie groß der Tumor in der Lunge ist und ob sich der Krebs bereits im Körper ausgebreitet und Metastasen gebildet hat. Mediziner:innen nennen das „Staging“. Damit kann der Tumor einem bestimmten Stadium zugeordnet und in frühen oder fortgeschrittenen bzw. metastasierten Lungenkrebs eingeteilt werden.
Für diese Ausbreitungsdiagnostik stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Welche davon zum Einsatz kommen, ist individuell.
Überblick über die Verfahren der Ausbreitungsdiagnostik bei Lungenkrebs
- Ultraschall-Untersuchung des Oberbauchs
- PET/CT
- Endobronchialer Ultraschall (EBUS) mit Biopsie
- Mediastinoskopie
- Magnetresonanztomographie oder Computertomographie vom Kopf
- Knochenszintigraphie
- Computertomographie des Bauchs
- Magnetresonanztomographie des ganzen Körpers
Mithilfe verschiedener bildgebender Verfahren kann dein:e Ärzt:in feststellen, wo genau in der Lunge sich der Tumor befindet, wie groß er ist und ob er bereits in Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat. Hierfür eignen sich beispielsweise die Ultraschall-Untersuchung, die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie. Damit können nur einzelne Körperregionen wie der Kopf oder der gesamte Körper untersucht werden. Darüber hinaus gibt es weitere spezielle Diagnoseverfahren.
Positronen-Emissions-Tomografie (PET) bei Lungenkrebs
Mit einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET) lassen sich Tumoren und Metastasen anhand ihrer Stoffwechselaktivitäten aufspüren. Denn Krebszellen haben häufig einen aktiveren Stoffwechsel als gesundes Gewebe. Vor der Untersuchungen trinken die Patient:innen eine schwach radioaktive, gesundheitlich unbedenkliche Zuckerlösung (Fluor-Desoxy-Glukose, FDG). Aufgrund der hohen Stoffwechselaktivität reichert sich der radioaktiv markierte Zucker verstärkt im Tumorgewebe an. Der anschließende Scan des ganzen Körpers im PET-Gerät kann diese Anreicherung sichtbar machen. So können Ärzt:innen feststellen, ob Lymphknoten oder andere Organe bereits vom Krebs befallen sind.
Die PET kommt meist in Kombination mit einer Computertomographie zum Einsatz und wir dann als PET/CT bezeichnet.
Endobronchialer Ultraschall (EBUS) bei Lungenkrebs
Der Endobronchiale Ultraschall (EBUS) kombiniert die Lungenspiegelung mit einer Ultraschall-Untersuchung. Zusätzlich zu der Kamera sitzt hier ein Ultraschallkopf am Ende des Untersuchungsgeräts, das in die Atemwege eingeführt wird (Bronchoskop). Damit lassen sich die Lymphknoten im Brustkorb untersuchen. Zusätzlich können die Ärzt:innen eine Gewebeprobe aus den Lymphknoten entnehmen. Damit können sie feststellen, ob der Lungentumor bereits in benachbarte Lymphknoten gestreut hat.
Mediastinoskopie (MSK)
Das Mediastinum bezeichnet den Raum in der Brusthöhle, der alle Organe abgesehen von den beiden Lungenflügeln enthält. Hier befinden sich Lymphknoten, die häufig von Absiedlungen des Lungentumors betroffen sind. Mithilfe der Mediastinoskopie können Ärzt:innen diese untersuchen und feststellen, ob der Lungenkrebs bereits in diese Lymphknoten gestreut hat. Dazu führen sie eine schlauchförmige Kamera über einen kleinen Schnitt oberhalb des Brustbeins in den Brustkorb ein. Das Untersuchungsgerät heißt Mediastinoskop. Damit können die Ärzt:innnen auch eine Gewebeprobe entnehmen. Der Eingriff erfolgt meist unter Vollnarkose im Krankenhaus.
Knochenszintigrafie bei Lungenkrebs
Ob sich bereits Metastasen in den Knochen gebildet haben, erkennen Ärzt:innen mithilfe einer Knochenszintigrafie. Knochenmetastasen haben einen höheren Stoffwechsel als gesunde Knochen. Vor der Untersuchung wird den Patient:innen eine schwach radioaktive Substanz über eine Armvene verabreicht. Diese Substanz reichert sich verstärkt in Knochenbereichen mit hoher Stoffwechselaktivität an. Eine spezielle Kamera kann diese Anreicherung und damit mögliche Metastasen im Knochen sichtbar machen.
Tumortestung: Jeder Lungenkrebs ist anders
Nicht nur das mit dem Staging ermittelte Tumorstadium entscheidet mit über die passende Therapie. Auch bestimmte Eigenschaften des Lungentumors spielen eine wesentliche Rolle bei der Wahl der richtigen Behandlung. Diese Eigenschaften lassen sich an der entnommenen Probe des Tumorgewebes bestimmen. Zu diesen individuellen Tumoreigenschaften gehören zum einen bestimmte Merkmale auf der Oberfläche der Krebszellen, zum anderen genetische Veränderungen (Mutationen) in den Krebszellen.
Es ist wichtig, die Tumoreigenschaften genau zu kennen, da sie mit über die passende Therapie entscheiden können.
Mutationen bei Lungenkrebs auf der Spur
Krebs entsteht durch Veränderungen im Erbgut, der DNA. Diese Mutationen können dazu führen, dass sich Zellen unkontrolliert vermehren und so Krebs entsteht. Dann bezeichnen Mediziner:innen sie auch als „Treibermutationen“. Bei Lungenkrebs sind bereits verschiedene dieser Treibermutationen bekannt. Und es gibt moderne Krebsmedikamente, die sich gezielt gegen diese Mutationen bei Lungenkrebs richten. Daher ist es wichtig, die Mutationen im Tumorgewebe zu bestimmen.
Die Erbgutveränderungen sind wie ein Fingerabdruck des Tumors: Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem „genetischen Tumorprofil“. Moderne Analysemethoden können innerhalb kürzester Zeit in einer kleinen Gewebeprobe alle bekannten und für Lungenkrebs relevanten Mutationen nachweisen. So entsteht ein umfassendes genetisches Tumorprofil.
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Hier findest du alles Wissenswerte rund um das Thema „genetisches Tumorprofil“.
Die Erstellung eines genetischen Tumorprofils empfehlen die medizinischen Leitlinien insbesondere bei fortgeschrittenem Lungenkrebs. Aber auch bei frühem Lungenkrebs kann die genetische Testung des Tumorgewebes zum Einsatz kommen. Dein:e Ärzt:in wird dich beraten, ob eine genetische Testung in deiner Situation sinnvoll ist.
Das genetische Tumorprofil kann es deinem:deiner Ärzt:in ermöglichen, die bestmögliche Therapie für dich zu finden.
Oberflächenmerkmale: Angriffspunkte bei Lungenkrebs
Alle Körperzellen besitzen verschiedene Eiweißstrukturen auf ihren Oberflächen – so auch Krebszellen. Diese nutzen die Zellen beispielsweise zur Kommunikation untereinander. Einige dieser Strukturen bieten Angriffspunkte für die Krebsimmuntherapie.
Bei der Behandlung von Lungenkrebs sind hier insbesondere die sogenannten Immun-Checkpoints namens „PD-L1“ von Bedeutung. In einigen Lungenkrebsarten, wie z.B. beim frühen Lungenkrebs, ist die Menge der Immun-Checkpoints im Tumorgewebe von Bedeutung, ob eine Immuntherapie in Frage kommt.
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Was sind Immun-Checkpoints? Und welche Rolle spielen sie in der Krebsmedizin? Erfahre hier Wissenswertes rund um das Thema „Immuntherapie bei Krebs“.
Mithilfe einer bestimmten Färbemethode können Patholog:innen unter dem Mikroskop feststellen, ob und in welcher Menge sich PD-L1 im Tumorgewebe befindet.
Kenne deinen Lungenkrebs
Nachdem alle Untersuchungen abgeschlossen sind, beginnst du gemeinsam mit deinem Behandlungsteam, die für dich passende Therapie zu planen. Wenn du auf Augenhöhe mitentscheiden möchtest, ist es wichtig, dass du gut über deine Erkrankung und die Tumoreigenschaften Bescheid weißt. Die Erkenntnisse aus der Tumortestung eröffnen möglicherweise weitere, gezielte Therapiemöglichkeiten für dich.
Damit du bei deiner Entscheidung ganz sicher sein kannst, ist auch eine zweite Meinung eines:einer weiteren Fachärzt:in möglich. Frag deine:n Ärzt:in nach einem:einer Fachkolleg:in oder einem spezialisierten Zentrum. Eine Zweitmeinung steht dir zu und wird auch von den meisten Krankenkassen übernommen. Oft helfen diese auch bei der Ärzt:innensuche.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00022879
Quellen
¹ https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc/@@guideline/html/index.html#ID0E3KAC, zuletzt abgerufen am 05.04.2022.
² https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/untersuchungen.php, zuletzt abgerufen am 05.04.2022.