Therapieoptionen bei NSCLC mit Treibermutationen
Wenn du die Diagnose „Lungenkrebs mit Treibermutationen wie EGFR, KRAS, ROS1, ALK, BRAF, RET, NTRK" erhalten hast, fragst du dich vielleicht, was dahintersteckt. Hier erhältst du einen Überblick über den Stellenwert von Mutationen bei NSCLC, wie sie sich nachweisen lassen und welchen Einfluss sie auf die Therapieentscheidung haben.
Jeder Krebs ist anders. Diese wichtige Erkenntnis der modernen Krebsmedizin trifft besonders gut auf Lungenkrebs zu. Denn dabei unterscheiden Mediziner:innen nicht nur die beiden Hauptformen kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC) und nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC). Anhand verschiedener Eigenschaften des Tumors lassen sich diese in weitere Untergruppen einteilen. Die genaue Bestimmung der Lungenkrebsart mit den biologischen und genetischen Veränderungen in den Tumorzellen ist wichtig, da sie großen Einfluss darauf hat, welche Therapie am besten geeignet ist. Damit stellt Lungenkrebs ein gutes Beispiel für die personalisierte Medizin dar, bei der jeder Krebs individuell betrachtet und behandelt wird.
Bei NSCLC können bestimmte Erbgutveränderungen (Mutationen) in den Krebszellen eine wesentliche Rolle bei der Therapieentscheidung spielen. Diese auch als Treibermutationen bezeichneten Veränderungen führen dazu, dass sich die Zellen unkontrolliert vermehren und Krebs entsteht. Sie bieten aber auch gute Angriffspunkte für zielgerichtete Therapien. Bei Lungenkrebs werden immer mehr solcher Treibermutationen entdeckt – und für einige gibt es bereits Therapien, die sich gezielt gegen diese Mutationen richten.
Häufige Treibermutationen bei NSCLC
Derzeit stehen für acht der bekannten Treibermutationen bei Lungenkrebs zugelassene zielgerichtete Therapien zur Verfügung: KRAS, EGFR, ALK, MET, BRAF, ROS1, RET und NTRK1 (Stand Juni 2022). Mit 25 Prozent ist KRAS die häufigste Treibermutation bei NSCLC, gefolgt von EGFR mit etwa 15 Prozent und ALK mit etwa fünf Prozent. Wie häufig die einzelnen bekannten Mutationen bei NSCLC auftreten, kannst du der Abbildung entnehmen.
Vor der Lungenkrebstherapie: Tumortestung
Welche Treibermutation in deinem Lungentumor vorliegt, kann dein:e Ärzt:in mithilfe einer genetischen Tumortestung feststellen. Das ist wichtig, da die zielgerichteten Therapien nur wirken können, wenn die entsprechende Mutation vorhanden ist. Die medizinischen Leitlinien empfehlen daher, vor der Therapie von fortgeschrittenem NSCLC immer eine genetische Tumortestung durchzuführen. Diese bildet dann die Basis für die individuelle Therapieplanung. Auch in früheren Krankheitsstadien kann eine Testung sinnvoll sein. Sprich mit deinem:deiner Ärzt:in, ob sie in deiner Situation infrage kommt.
Informiere dich in unserem E-Guide „Tumortestung: Grundlage der personalisierten Medizin“ über die Möglichkeiten der Testung und erfahre, wie ein genetisches Tumorprofil erstellt wird.
Treibermutation als Angriffspunkt: Zielgerichtete Therapien bei NSCLC
Nachdem dein:e Ärzt:in die Eigenschaften des Tumorgewebes genau analysiert hat, besprecht ihr miteinander, welche Behandlungschancen die Ergebnisse dir eröffnen. Sobald ihr euch gemeinsam für eine geeignete Therapie entschieden habt, kann die Behandlung beginnen.
Die Therapien bei NSCLC mit Treibermutationen gehören meist der Wirkstoffklasse der sogenannten Tyrosinkinasehemmer an. Welcher Tyrosinkinasehemmer zum Einsatz kommt, hängt von der vorliegenden Mutation ab.
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Wie funktionieren Tyrosinkinasehemmer? Wie werden sie verabreicht und welche Nebenwirkungen können auftreten? Das erfährst du im Beitrag „Tyrosinkinasehemmer in der Krebstherapie“
Wenn keine der bekannten Treibermutationen bei Lungenkrebs nachgewiesen werden kann, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Welche das sind, erfährst du im Beitrag „Therapieoptionen bei Lungenkrebs ohne Treibermutationen“
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Erfahre mehr über die Behandlungsmöglichkeiten bei NSCLC und den Stellenwert der Tumortestung in diesem Video.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00022938
Quellen
¹ https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc/@@guideline/html/index.html#ID0EQFBI, zuletzt abgerufen am 04.05.2022