Leitlinien für die Krebstherapie – die Ratgeber für Ärztinnen und Ärzte
Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt: Woher weiß meine Onkologin oder mein Onkologe, welche Therapie die richtige für mich ist? Nutzen sie ihr Studienwissen, langjährige Erfahrung oder das Trial-and-Error-Prinzip?
Damit nicht erst ausprobiert werden muss, ob eine Therapie wirkt, gibt es die Leitlinien für die Krebstherapie, auch Leitlinien für Onkologie genannt. Sie bieten Ärztinnen und Ärzten Orientierung bei der Entscheidung über den Einsatz von Diagnose- und Therapieoptionen in verschiedenen Behandlungssituationen. Herausgegeben werden diese Empfehlungen von der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).1
Handlungsempfehlungen, aber keine Vorschrift
Ziel der Leitlinien ist es, Ärztinnen und Ärzte dabei zu unterstützen, für jede Patientin und jeden Patienten die bestmögliche Therapie zu bestimmen. Dabei handelt es sich nicht um rechtlich verbindliche Richtlinien. Dein Ärzteteam kann prüfen, ob sich die Empfehlungen für deinen Gesundheitszustand eignen oder nicht, und deine Therapie dementsprechend anpassen.
Beim Erstellen der Leitlinien sind auch ärztliche und nicht-ärztliche Expertinnen und Experten sowie Patientenvertreterinnen und -vertreter in sogenannten Leitliniengruppen eingebunden. Voraussetzung für deren Mitarbeit ist, dass keine Interessenskonflikte bestehen.
Aktuell, wissenschaftlich fundiert und praxisgeprüft
Warum stellen die Leitlinien für die Krebstherapie eine verlässliche Orientierungshilfe dar? Ganz einfach: Sie basieren auf den Ergebnissen langjähriger Forschung und der Expertise von Fachärztinnen und Fachärzten. Für das Entwickeln der Leitlinien ist Evidenz, also die wissenschaftliche Nachweisbarkeit, ein wichtiges Kriterium. Außerdem werden die Leitlinien in der Regel alle fünf Jahre aktualisiert.
Man unterscheidet bei den Leitlinien verschiedene Qualitätsklassen
- S1-Leitlinie
Sie beruht auf den gemeinsamen Handlungsempfehlungen einer repräsentativen Expertengruppe der Fachgesellschaften, die in einem informellen Prozess vereinbart werden.
- S2k-Leitlinie
Jede Empfehlung der Leitlinie wird in einer repräsentativen Expertengruppe strukturiert diskutiert sowie darüber abgestimmt. Unter anderem werden Vertreter der Fachgesellschaften frühzeitig in den Prozess eingebunden (konsensbasiert).
- S2e-Leitlinie
Die Entwicklung basiert auf der systematischen Analyse wissenschaftlicher Ergebnisse (evidenzbasiert).
S3-Leitlinie - Hierbei werden die Methoden zu der evidenzbasierten und der konsensbasierten Entscheidungsfindung miteinander vereinbart und zusätzlich zu jeder Empfehlung der Evidenz- und Empfehlungsgrad angegeben.2
Soll, sollte, kann: Was bedeuten die Empfehlungen in den onkologischen Leitlinien?
Die Empfehlungen der Leitlinien sind unterschiedlich gewichtet. Abhängig von der Evidenz gibt es drei Empfehlungsgrade.
Soll = starke Empfehlung: Studien mit vielen Patientinnen und Patienten zeigen, dass die Therapie geeignet ist.
Sollte = abgeschwächte Empfehlung: Studien mit wenigen Patientinnen und Patienten belegen die Wirksamkeit der Therapie.
Kann = Empfehlung offen: Es gibt nicht genug Studien in guter Qualität, um die Therapie evidenzbasiert beurteilen zu können.
Je nach Entwicklungsstufe geben die Leitlinien für die Krebstherapie deiner Ärztin oder deinem Arzt Sicherheit, um gemeinsam mit dir die für dich passende Therapie festzulegen. Leitlinien gibt es für viele verschiedene Krebserkrankungen.2
Neugierig geworden? Die Leitlinien kannst du online nachlesen.
Für Patientinnen und Patienten und für Ärztinnen und Ärzte.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00015074
Quellen
¹ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/therapieleitlinien-entstehung-b.html, zuletzt abgerufen am 15.12.2022
² https://www.awmf.org/regelwerk/stufenklassifikation-nach-systematik, zuletzt abgerufen am 15.12.2022