Diagnose und Therapie beim CUP-Syndrom
Üblicherweise folgt eine Krebsbehandlung den Leitlinien zur Therapie der jeweiligen Krebsart. Doch wie können Diagnose und Therapie erfolgen, wenn der Krebs aufgrund von Metastasen festgestellt wird, ohne dass der Ursprungstumor entdeckt wird?
Bei etwa 1-3 Prozent aller Krebsdiagnosen ist der Primärtumor (Ursprungstumor) unbekannt. In solchen Fällen spricht man vom CUP-Syndrom („Cancer of Unknown Primary“ bzw. „Krebs ohne Primärtumor“). Es werden verschiedene Verfahren eingesetzt, um den ursprünglichen Tumor zu finden und die Krebsart zu bestimmen, damit möglichst schnell mit einer passenden Therapie begonnen werden kann.1,2
Diagnoseverfahren beim CUP-Syndrom
Bei der Diagnose des CUP-Syndroms sind heute die Bestimmung von immunhistologischen Markern und molekularbiologische Methoden besonders entscheidend. Dafür erfolgen in der Regel zunächst eine Blutentnahme und die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) aus der Metastase, um spezifische Eigenschaften der Krebszellen sowie Tumormarker bestimmen zu können.2
Mikroskopische Untersuchungen dieser Probe erlauben Rückschlüsse auf die Eigenschaften des Krebses. Außerdem können unterschiedliche bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen, um herauszufinden, wo im Körper sich der Primärtumor befindet und um welche Krebsart es sich handelt. Dazu gehören: 2
Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen
Endoskopische Untersuchungen
Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
Gynäkologische Untersuchungen (Mammographie, Ultraschalluntersuchung der Brust)
Bei erfolgreicher Suche nach dem Ausgangstumor kann eine entsprechende Behandlung begonnen werden. Dieser Fall tritt bei 10 bis 20 Prozent der CUP-Patientinnen und -Patienten ein. Wird der Ursprungstumor nicht gefunden, richtet sich die Therapie nach den Eigenschaften der gefundenen Krebszellen.
Erstellung eines Tumorprofils
Eine weitere Möglichkeit, um eine passende Behandlung zu finden, ist die Erstellung eines umfassenden genetischen Tumorprofils. Dabei werden genetische Veränderungen (Mutationen) in den Tumorzellen analysiert, die zu den veränderten Eigenschaften der entarteten Zellen geführt haben.
Viele unterschiedliche Mutationen können Krebs auslösen, sodass jeder Tumor und jede Krebserkrankung einzigartig sind. Dies hat zur Folge, dass nicht alle Betroffenen gleichermaßen auf eine bestimmte Krebstherapie ansprechen. Jedoch stehen für viele dieser Mutationen mittlerweile zielgerichtete Therapien zur Verfügung, die sich spezifisch gegen die veränderten Eigenschaften der Krebszellen richten. Frage deine Ärztin oder deinen Arzt, ob die Erstellung eines genomischen Tumorprofils für dich infrage kommt, um die bestmögliche Therapie für dich zu finden.2
Es besteht die Möglichkeit, dass für die Mutation, die dein CUP-Syndrom auslöst, noch keine Therapie zugelassen ist. Dann kann es empfehlenswert sein, dass du dich über klinische Studien auf dem Laufenden hältst, die darauf abzielen, Menschen mit CUP-Syndrom eine passende Behandlung anzubieten. Dazu kannst du dich natürlich auch an deine Onkologin oder deinen Onkologen wenden. Im Rahmen von klinischen Studien werden unter anderem Standard-Therapien mit innovativen Behandlungsmethoden verglichen, um herauszufinden, welche Behandlungsoptionen für die Betroffenen das beste Ergebnis erzielen.
Eine Studie hat untersucht, ob eine Tumoranalyse und darauf basierende zielgerichtete Therapie bei CUP-Patientinnen und -Patienten bessere Ergebnisse erzielt als die Standard-Chemotherapie. Die Ergebnisse zeigten, dass dieser Therapieansatz der Tumortestung und Gabe der darauf abgestimmten Therapie zu einem verlängerten Überleben ohne Fortschreiten der Erkrankung führten.3
Beim CUP-Syndrom können mehrere Behandlungsoptionen zum Einsatz kommen.4
- Operation
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- Hormontherapie
- Krebsimmuntherapie
- Zielgerichtete Therapie
- Supportive (unterstützende) Therapie (sie umfasst alles, was den Betroffenen das Leben und den Alltag erleichtert, z. B. Schmerztherapie)
Die Ergebnisse der oben erwähnten Studie zeigen auch, dass der Erfolg einer Therapie mit den Erkenntnissen aus den Diagnoseverfahren zusammenhängt. Je besser die Eigenschaften der Tumorzellen bestimmt werden, desto gezielter können sie behandelt werden.3
Inhaltlich geprüft: M-DE-00020240
Quellen
¹ Rassy E, Pavlidis N. The currently declining incidence of cancer of unknown primary. Cancer Epidemiol. 2019;61:139-141. DOI:10.1016/j.canep.2019.06.006
² https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/cup-syndrom-krebserkrankungen-mit-unbekanntem-primaertumor/@@guideline/html/index.html#ID0E5E, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.
³ Krämer, A et al. (2024). Molecularly guided therapy versus chemotherapy after disease control in unfavourable cancer of unknown primary (CUPISCO): An open-label, randomised, phase 2 study. The Lancet, 404(10452), 527-539. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)00814-6
⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/cup-syndrom/therapie-und-prognose.html, zuletzt abgerufen am 02.07.2024.