Mangelernährung bei Krebs: Jeder Bissen zählt
Ein ungewollter Gewichtsverlust wird häufig schon vor der Diagnose Krebs oder während der Erkrankung wahrgenommen. Die fehlenden Kilos sind ein Verlust an Körpersubstanz und Kraft, die dringend für die Tumortherapie benötigt werden. Was du tun kannst, was und wie du essen solltest, liest du hier.
Du hast während deiner Erkrankung abgenommen, es aber nicht weiter beachtet? Die Gründe dafür können eine anstrengende Therapiesein oder ein Fortschreiten der Erkrankung. Hast du nicht nur allgemein Gewicht verloren, sondern auch Muskelmasse abgebaut, sprechen Fachleute von Kachexie. Doch unter dieser extremen Form der Auszehrung leiden längst nicht alle Krebspatienten.3
Bei Tumorpatienten führen Erkrankung und die entsprechende Therapie oft zu einer Mangelernährung. Unzureichende Nahrungsaufnahme, wenig Bewegung und Mobilität sowie eine Belastung des Stoffwechsels durch Entzündungsreaktionen können zu Mangelernährung bei Krebs führen.3
Mit diesem Gewichtsverlust fängt der Körper an, Muskeln abzubauen – du wirst schwächer und verlierst die Kraft, die du für deine Krebstherapie dringend benötigst.
Die Folge: Vielleicht musst du eine Therapie abbrechen oder eine Operation kann nicht durchgeführt werden. Die Wundheilung verzögert sich und Krankenhausaufenthalte können dadurch verlängert werden. Der Gewichtsverlust wird auch mit eingeschränkter Lebensqualität und einer schlechteren Erkrankungsprognose in Verbindung gebracht.1
Um zu klären, ob Patienten bei der Ernährung Unterstützung benötigen, setzen Fachleute aber nicht nur Untersuchungen ein: Sie fragen auch gezielt nach. Die Fachbegriffe dafür lauten Mangelernährungsscreening – also Tests auf tatsächliche Versorgungsprobleme und "Ernährungsassessment" – also das Erfassen der gesamten Ernährungssituation.3
Daher solltest du einen ungewollten Gewichtsverlust nie akzeptieren - es ist nicht als normal oder unbedenklich zu beschreiben – auch nicht bei bestehendem Übergewicht.
Schon ab fünf Prozent Gewichtsverlust innerhalb von drei Monaten besteht das Risiko einer Mangelernährung.²
Gerade jetzt wird eine vollwertige, ausgewogene Ernährung benötigt. Das heißt, den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen gut zu versorgen, um den Krankheitsverlauf und den Therapieerfolg positiv zu beeinflussen.
Eine Ernährungstherapie soll eingesetzt werden, um den Ernährungszustand, die körperliche Leistungsfähigkeit, den Stoffwechsel, die Verträglichkeit antitumoraler Therapien, die Lebensqualität und den Erkrankungsverlauf zu verbessern oder zu stabilisieren.1
Was kannst du tun?
Gerade, wenn du innerhalb deiner Therapie plötzlich stark abgenommen hast, oder einfach keinen Appetit mehr hast, kannst du dich von klassischen Mahlzeitenvorgaben verabschieden. Diese Gewichtsveränderungen können durch die Erkrankung selbst, durch einen therapiebedingten Appetitverlust oder durch Probleme bei der Aufnahme der Nährstoffe im Darm zurückzuführen sein. Oft kommt alles zusammen und die zusätzlichen Belastungen durch eine Chemo- und oder Strahlentherapie verstärken die verminderte Nahrungsaufnahme.4
Bring ruhig die klassischen Mahlzeitenvorgaben durcheinander. Du kannst immer essen und trinken, wenn es geht und was geht! Gerne auch ein Betthupferl, so kannst du lange „Nüchternphasen“ verkürzen.
Vergiss Kalorienangaben und greife beherzt bei „fetteren“ Lebensmitteln zu. Wähle Lebensmittel mit hohem Kaloriengehalt. Damit gibst du dem Körper viel Kraft bei möglichst wenig Nahrungsmenge und kleinem Volumen. Also Finger weg von Light-Produkten.
Gesunde Snacks bei krebsbedingter Mangelernährung
Zwischendurch snacken ist jetzt genau das Richtige: Zum Beispiel Nüsse, Cracker mit Dip, Energiebällchen, Smoothies, Trockenfrüchte, Schokolade, Kakao, Shakes, Quarkspeisen oder Käsewürfel.
Verteile kleine „Snack-Oasen“ in deiner Umgebung in deinen Lieblingsschälchen. Gegarte Speisen werden besser vertragen als Rohkost, und die Nährstoffe können leichter vom Körper aufgenommen werden. Du kannst dein Essen auch zusätzlich anreichern, indem du noch Kalorien und Eiweiß hinzufügst. Ideal sind dafür Soßen, Suppen, Quarkspeisen, Pudding und Breie.
Bei Mangelernährung zählt Eiweiß
Mit Sahne, Butter, Mascarpone, Creme Fraîche, Öl, Nuss oder Mandelmus kann man viele Kalorien unterbringen. Gerade jetzt ist Eiweiß als Baustoff für den Körper besonders wichtig. Da der Bedarf auf 1,2 – 1,5 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag steigt, solltest du zu jeder Mahlzeit ein eiweißreiches Lebensmittel mit einplanen. Bei ausgeprägten Entzündungen kann der Bedarf sogar bis zu 2,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht steigen.5
Tierische Eiweißquellen sind Fleisch und Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte.
Pflanzliche Eiweißquellen findet man in Hülsenfrüchten (Soja, Tofu, Linsen, Erbsen, Bohnen), Nüssen und Mandeln, und in Getreide und Getreideprodukten.
Besonders gute, für den Körper hochwertige Eiweißkombinationen sind:
- Vollei & Kartoffeln
- Milch & Getreidemehl
- Bohnen & Mais
- Hülsenfrüchte /Getreide & Nüsse
Diese Kombinationen finden wir unter anderem in vielen und bekannten Gerichten wie:
- Kartoffeln & Spiegelei & Spinat
- Eierpfannkuchen & Apfelkompott
- Chili con Carne & Baguette
- Quinoa & Gemüsebratlinge mit einer Nusskruste
- Brot & Käse

Mach es dir schön beim Essen
Bei allen Lebensmitteln und Zubereitungen gilt: naturbelassen und abwechslungsreich, frische Lebensmittel vor Konserven und stark verarbeiteten Fertigprodukten auswählen. Qualität ist das A und O!
Mach es dir schön beim Essen—nutze dein Lieblingsgeschirr, Lieblingsbecher, Servietten, Kerzen, oder Blumen. Höre deine Lieblingsmusik und lasse dich beim Essen durch Gespräche oder Filme ablenken.
Hochkalorische Trinknahrung
Schaffst du es im Moment nicht, ausreichend Energie und Eiweiß aufzunehmen, kannst du dein Essen mit speziellen Produkten wie Anreicherungspulver oder künstliche, hochkalorische Trinknahrung ergänzen. Diesen Joker solltest du unbedingt nutzen! Diese Produkte sind vielseitig einsetzbar. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Geschmacksrichtungen. Man kann sie problemlos in die Mahlzeiten geben oder auch als Zwischenmahlzeit direkt warm oder kalt trinken.
Über die Menge und Auswahl informiert dich dein Ernährungstherapeut:in. Häufig gibt es Proben, die dabei helfen, das geeignete Produkt für dich zu finden. Hochkalorische Nahrung kann bei Bedarf auch vom Arzt verordnet werden.6
Eine professionelle Ernährungsberatung kann dich von Anfang an gut unterstützen. Sprich mit deinem Ärzteteam über ein entsprechendes Rezept oder auf eine Überweisung zur Ernährungstherapie an. Auch Krebsberatungsstellen, Berufsverbände oder Krankenkassen helfen dir dabei, die Berater:innen in deiner Nähe zu finden.
Aufstriche oder Dips je nach Geschmack mit verschiedenen Gemüsesorten

Rezeptideen für verschiedene Dips
Zutaten:
- 250 g rote Bete (frisch oder gekocht) oder
- 1 Glas gekochte Kichererbsen oder
- 250 g gegarte Paprika (gelb oder rot) oder
- 250 g gegarter Kürbis (Hokkaido) oder
- 150g Blattspinat oder
- 100 g Rucola oder 100g Feldsalat oder 20 Blätter Bärlauch
- 100 g Sonnenblumenkerne oder 100 g Kürbiskerne
- 2 Esslöffel Olivenöl
Zum Abschmecken:
- Meerrettich oder Kapern zur Roten-Bete
- Sesampaste und Petersilie, Zitrone zu Kichererbsen
- Geräuchertes Paprikapulver, Knoblauch, Rosmarin zu Paprika
- Curry und Kurkuma, Salz zum Kürbis
- Parmesan und Pinienkerne, Salz, Pfeffer, zu den Blattsalaten
Zubereitung:
- Die Sonnenblumenkerne/Kürbiskerne in ein Gefäß geben und mit Wasser bedecken.
- Eine Stunde einweichen lassen und das Wasser danach abgießen.
- In der Zwischenzeit das Gemüse waschen, in kleine Stücke schneiden und, wenn nötig, garen.
- Nach Ende der Einweichzeit die abgegossenen Kerne und das Olivenöl in eine Schüssel geben und fein pürieren. Dann gibt man das Gemüse mit seinen Gewürzen dazu und püriert alles zu einem feinen Aufstrich. Anschließend in ein sauberes Gefäß mit Schraubdeckel füllen. Im Kühlschrank halten sie sich drei bis fünf Tage.
Küchenutensilien:
Küchenwaage, Brett, Messer, Schüsseln, Sieb, Pürierstab, Pürier Gefäß, Schraubglas.
Topf oder Pfanne zum Garen von Gemüse.
Quellen
¹ J. Arends, H. Bertz, C.S. Bischof, et al. DGEM Steering Committee. Klinische Ernährung in der Onkologie. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Kooperation mit AKE, DGHO, ASORS. Aktuel Ernahrungsmed 40: e1–e74, 2015
² N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017
³ https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/ernaehrung-therapie-gewichtsverlust.php [letzte Aktualisierung 12/2014]
⁴ (Arends et al.2015; Hebuterne et al.2014;Pressoiret al.20210)
⁵ H. Hauner, M. Martignoni, et al. Ernährung in der Onkologie, Manual: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge, Tumorzentrum München, W. Zuckerschwerdt Verlag, München, 2018.
⁶ Guadagni M,Biolo G. Effects of inflammation and/or inactivity on theneed for dietary protein. Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2009; 12:617–622
⁷ C. Löser C. Unter- und Mangelernährung im Krankenhaus: Klinische Folgen, moderne Therapiestrategien, Budgetrelevanz, Dtsch Arztebl Int 107(51-52):91—7, 2010. https://www.aerzteblatt.de/archiv/79795/Unter-und-Mangelernaehrung-im-Krankenhaus
⁸ www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/basis-informationen-krebs-bewusst-leben-ernaehrung/mangelernaehrung-.html [letzte Aktualisierung 01/2015]