Neuer Einblick: Diabetes erhöht Risiko für Leberkrebs
Leberkrebs ist eine ernsthafte Erkrankung und wird oft mit Alkoholmissbrauch in Verbindung gebracht. Doch es gibt vieles, was der Leber schadet. So ist in westlichen Industrieländern Diabetes – besonders Typ-2-Diabetes – ein bedeutsamer Risikofaktor, der auch bei der Entstehung von Leberkrebs eine entscheidende Rolle spielen kann. 1,2
Im Rahmen einer Studie des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München wurden anonymisierte Krankenkassendaten von Patientinnen und Patienten mit Leberkrebs genauer untersucht. Die Forscher analysierten, welche Risikofaktoren vorlagen, bevor der Leberkrebs diagnostiziert wurde. Dabei konnten sie einen wichtigen, aber bisher wenig berücksichtigten Zusammenhang erkennen.
Diabetes ist häufigster Risikofaktor für Leberkrebs in Deutschland
Für die Auswertung kooperierten Forscher der LMU München mit der BARMER Krankenkasse. So konnten sie anonymisierte Daten von fast 2.800 Patientinnen und Patienten auswerten, bei denen Leberkrebs diagnostiziert worden war. Interessant ist, dass die meisten Leberkrebspatienten männlich waren (69 %) und dass das Durchschnittsalter bei fast 72 Jahren lag. Ausgewertet wurde auch, welche Vorerkrankungen vor der Diagnose „Leberkrebs“ bereits dokumentiert waren. Das Ergebnis ist alarmierend: Fast 80 % dieser Patientinnen und Patienten waren zuvor bereits an Diabetes erkrankt.1 Diese hohe Zahl zeigt deutlich, dass Diabetes und Leberkrebs eng miteinander verbunden sind. Doch Diabetes ist nicht der einzige Risikofaktor. Weitere Faktoren, die das Risiko für Leberkrebs erhöhen können, sind:
- Adipositas (Fettleibigkeit): 56 % waren stark übergewichtig.
- Leberfibrose oder Leberzirrhose: 43,8 % litten an einer dieser beiden Lebererkrankungen.
- Alkoholmissbrauch: 36 % konsumierten schädliche Mengen Alkohol.
- Hepatitis B und C: Diese viralen Infektionen wurden bei 4 % bzw. 11 % festgestellt.1
Um zu erreichen, dass Patientinnen und Patienten frühzeitig diagnostiziert werden, muss sich die Sichtweise auf die Entstehung von Leberkrebs ändern. Dabei ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas und Leberkrebs besser zu verstehen und zu verdeutlichen, dass diese Krankheit viele Ursachen haben kann. Vorurteile rund um Leberkrebs können so abgebaut werden.
Je früher Leberkrebs erkannt wird, desto besser ist er behandelbar
Das Problem: Da Leberkrebs in den frühen Stadien meist keine Symptome verursacht, wird er oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Je früher das hepatozelluläre Karzinom (Leberkrebs) erkannt wird, desto besser kann es behandelt werden. Daher ist Früherkennung und Prävention hier besonders wichtig.3
Was kannst du tun?
Es gibt einiges, was du tun kannst, um dein Risiko für Leberkrebs zu senken:
- Gesund ernähren und bewegen: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können dir helfen, Übergewicht zu vermeiden und den Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu halten.4
- Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen: Lass deine Leberwerte regelmäßig überprüfen, besonders wenn du an Diabetes oder Übergewicht leidest.4,5
- Präventionsangebote nutzen: Schütze dich durch eine Impfung gegen das Hepatitis-B-Virus.5
- Risikofaktoren vermeiden: Verzichte auf Alkohol und Zigaretten, um dein Risiko für Leberkrebs zu reduzieren.4,5
- Zur Früherkennung gehen: Falls bei dir das Risiko für Leberkrebs erhöht ist, zum Beispiel durch eine Leberzirrhose oder weil mehrere Risikofaktoren vorliegen, solltest du alle sechs Monate eine Kontrolluntersuchung durchführen lassen.3
Wenn du mehr über die Zusammenhänge zwischen Diabetes und Leberkrebs wissen möchtest, sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Mehr über Risikofaktoren für die Entstehung von Leberkrebs
Leberkrebs entwickelt sich oft schleichend und entsteht erst nach einer jahrelangen Schädigung der Leber. Zu den schädigenden Faktoren gehören unter anderem eine durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragene Hepatitisinfektion, übermäßiger Alkoholkonsum, einige Medikamente wie u. a. hohe Dosen bestimmter Schmerzmittel wie NSAR (med. Abkürzung: nichtsteroidale Antirheumatika) und manche Antibiotika.5,6,7 Was bislang wenig bekannt ist: auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Adipositas zählen zu den Risikofaktoren.1,5,8
Eine häufige Folge des Diabetes ist die metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung (med. Abkürzung: MAFLD). Diese kann sich zu einer metabolisch-assoziierten Steatohepatitis (med. Abkürzung: MASH) entwickeln. Das ist eine Entzündung der Leber (Hepatitis), die mit einer veränderten Wundheilung einhergehen kann. Dann wird verstärkt Bindegewebe eingelagert und eine Leberfibrose entsteht. Dieses Bindegewebe ist jedoch funktionsuntüchtig. Das heißt, die Leber büßt ihre Funktion ein. Ist ein Großteil der Leber davon betroffen, spricht man von Leberzirrhose – eine Erkrankung, durch die das Risiko für Leberkrebs deutlich steigt.8 Mehr über Risikofaktoren findest du auf der Seite Früherkennung.
Möchtest du wissen, ob bei dir eventuell ein höheres Risiko für eine Lebererkrankung vorliegt? Dann mach den kostenlosen und anonymen Test unter lebertest.de
Bei Fragen rund um das Leberkrebs sowie andere Lebererkrankungen kannst du dich an die Deutsche Leberhilfe e.V. wenden. Die Patientenorganisation erreichst du auf der Website leberhilfe.org oder telefonisch unter 0221 / 28 229 80.
Im kostenfreien Früherkennungspass der Deutschen Leberstiftung lassen sich Untersuchungsergebnisse übersichtlich zusammenfassen. Bestellmöglichkeiten findest du unter deutsche-leberstiftung.de.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00023654
Quellen
¹ Becht S et al. 195P. Annals of Oncology 2024 35(1):87.
² https://www.springerpflege.de/diabetes-mellitus/diabetes-typ-i/diabetes-volkskrankheit/17074462, zuletzt abgerufen am 16.09.2024.
³ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/frueherkennung.html, zuletzt abgerufen am 16.09.2024.
⁴ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/leberkrebs.html, zuletzt abgerufen am 16.09.2024.
⁵ https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Leberkrebs-1930022.pdf, zuletzt abgerufen am 16.09.2024.
⁶ Bender D., Glitscher M. & Hildt E. Die Virushepatitiden A bis E: Prävalenz, Erregermerkmale und Pathogenese. Bundesgesundheitsbl 65, 139–148 (2022). https://doi.org/10.1007/s00103-021-03472-0.
⁷ DAZ 40, 20 (2019) https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/daz-40-2019/diese-arzneimittel-gehen-auf-die-leber, zuletzt abgerufen am 16.09.2024.
⁸ https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/leberkrebs/risiko-und-ursache.html, zuletzt abgerufen am 16.09.2024