Finde deinen Weg: lernen, mit Krebs zu leben
Erst Lungenkrebs, dann Brustkrebs: Trotz dieser Diagnose hat Susanne Kranz ihren Lebensmut nicht verloren. Ihr Tipp für andere Krebspatient:innen ist, dass man nicht stehen bleibt und sich nicht verschließt, sondern die Krankheit annimmt und weitergeht. Hier schildert sie ihren Weg.
Kurz vor Weihnachten 2006 entdeckte ich in der Sauna einen Knubbel in meiner rechten Brust. Eine Biopsie im Januar bestätigte den Verdacht Brustkrebs. Zwei Wochen nach der OP bekam ich auch noch die Diagnose Lungenkrebs. Das war schon ziemlich hart. Beschwerden mit der Lunge hatte ich nie. Ich war immer sehr sportlich und bin jahrelang dreimal in der Woche zehn Kilometer durch den Berliner Grunewald gejoggt. Allerdings habe ich auch 40 Jahre lang geraucht.
Krankheit schweißt zusammen
Mein Mann hatte panische Angst um mich. Das Schlimmste für ihn war, dass er nichts tun konnte und abwarten musste. Er fühlte sich am Anfang völlig hilflos. Das hat mir geholfen stark zu bleiben, um die Familie nicht so zu beunruhigen. Für eine Beziehung stellt die Krankheit eine große Belastung dar, weil sich vieles verändert.
Aber man wächst auch sehr zusammen, wenn man Schwierigkeiten gemeinsam meistert. Wir sind jetzt 45 Jahre verheiratet und haben gerade zwei wunderbare Wochen in Dänemark am Meer genossen. Heute geht es mir, trotz verschiedener Rückschläge, eigentlich sehr gut. Ich kann wieder Sport machen, Laufen oder ins Fitnessstudio gehen.
Susanne Kranz
„Ich weiß, dass ich den Krebs nie wieder loswerde. Aber ich
habe gelernt, mit ihm zu leben. Und vor allem: Ich habe
keine Angst mehr.“
Pilgerreise als Therapie
Bis dahin war es tatsächlich ein weiter Weg. Den Anfang machte unsere erste Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Ursprünglich war dies eine Idee meines Mannes: ein Projekt für seinen Vorruhestand. Dann kam meine Krankheit dazwischen. Nachdem der Krebs aber durch OP und Medikamente zurückgedrängt schien, beschlossen wir, loszugehen. Wir trainierten längere Wanderungen, um fit zu sein für ein Tagespensum von etwa 25 Kilometern. Sechs Wochen lang mit über zwölf Kilo Gepäck auf dem Rücken, das ist schon sehr anstrengend. Die Flüge waren bereits gebucht, da erfuhr ich, dass sich neue Metastasen gebildet hatten. Nach Absprache mit meinem Arzt sind wir dann trotzdem aufgebrochen.
Die ersten Tage waren sehr beschwerlich. Eine der Unterkünfte war so schrecklich, dass ich am liebsten abgebrochen hätte. Trotzdem sind wir weitergegangen und haben durchgehalten.
Susanne Kranz
„Unterwegs habe ich gelernt, meine Krankheit
anzunehmen. Der Pilgerweg hat mir gezeigt, dass ich auch
mit Krebs leben und Schönes erleben kann.“
Durch die Bewegung in der Natur wurde der Kopf frei. Die Gedanken richteten sich darauf, den nächsten Tag zu planen, wie das Wetter sein würde und wo wir übernachten könnten. Ich fühlte mich einfach gut und ließ alles hinter mir, auch alle Sorgen.
Gelassen bleiben
Heute ist für mich ein Tag besonders gelungen, wenn in Berlin das Wetter gut ist und ich mich draußen bewegen kann. Wir haben einen kleinen Schrebergarten. Da grillen wir gerne mit der ganzen Familie: unseren beiden Söhnen und deren Familien inklusive Enkel. Wenn ich mich dann noch im Fitnessstudio auspowern und anschließend mit Anderen etwas „klönen“ kann – das ist ein schöner Tag.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00013728