Abschied nach eigenen Wünschen: Bestattungsmöglichkeiten
Jedes Leben ist einzigartig. Genauso individuell kannst du deinen Abschied von dieser Welt gestalten. Für Familie und Freunde kann es eine Hilfe sein, zu wissen, was du dir für eine Beerdigung gewünscht hast. Welche Möglichkeiten es in Deutschland gibt, erfährst du hier.
Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, fällt vermutlich allen Menschen schwer. Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, dass das Leben irgendwann einmal ein Ende finden wird, kann jedoch Ruhe und Sicherheit darin finden, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Das braucht Zeit, eine Menge Kraft und eine Auseinandersetzung mit dem Leben. Unterstützend stehen dir und deinen Angehörigen in dieser herausfordernden Situation Psychoonkolog:innen sowie Palliativmediziner:innen zur Seite. So kann es gelingen, deine Angelegenheiten eigenverantwortlich und nach deinen Wünschen zu regeln. Zum Beispiel kannst du auch überlegen, wie dein Abschied von dieser Welt aussehen könnte: Klassisch mit einer ruhigen, blumenbepflanzten Grabstätte auf dem Friedhof deines Heimatortes? Oder möchtest du lieber eine Seebestattung und deine Asche in alle Winde verstreuen lassen?
Wünsche aufschreiben
Wenn du weißt, welche Vorstellungen du in Bezug auf Bestattung, Trauerfeier oder Ort des Begräbnisses hast, kannst du diese Wünsche in einer Bestattungsverfügung festhalten. Am besten bewahrst du diese Verfügung im Familienstammbuch auf, denn das brauchen deine Angehörigen im Fall der Fälle als erstes. Für deine Liebsten ist es hilfreich zu wissen, was dir wichtig ist, um den Abschied in deinem Gedenken passend, würdevoll und persönlich zu gestalten. Das kann trotz allem Schmerz ein Wohlgefühl hinterlassen: Trost statt Trauer.
Das Leben ist bunt – so kann auch dein Abschied sein
Du weißt selbst am besten, wie bunt und vielfältig dein Leben ist. Dein Abschied darf genauso individuell sein, wie es deiner Persönlichkeit entspricht. Neben Erd- oder Feuerbestattungen, die festgelegten Ritualen folgen, gibt es noch eine Reihe alternativer Optionen für Zeremonien, die deine individuellen Wünsche berücksichtigen.
In Deutschland regeln Gesetze, welche Bestattungsarten möglich sind und welche nicht.
Bestattungsmöglichkeiten in Deutschland
Erdbestattung und Urnenbeisetzung
Die gängigste Bestattungsart war lange Zeit die Erdbestattung. Noch immer wünschen sich ungefähr 30 Prozent dieses klassische Begräbnis. Inzwischen entscheiden sich aber immer mehr Menschen für eine Feuerbestattung – das ist heute mit 60 Prozent die am häufigsten gewählte Bestattungsart in Deutschland. Auch die Zahl der Wald- und Seebestattungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen.1 Du kannst dir Gedanken machen, wie es aussehen soll, wenn deine Angehörigen dich auf deinem letzten Weg begleiten: Wünscht du dir eine Beisetzung mit Trauerfeier in einer Kapelle, Kirche oder Trauerhalle? Hättest du gern, dass ein ausgewählter Mensch eine Rede hält? Gibt es ein bestimmtes Lied, das deinen Lieben Trost spenden oder an dein Leben erinnern kann? Sprich mit einer Vertrauensperson über deine Gedanken und Wünsche und halte deine Vorstellungen am besten schriftlich fest. Das kann deinen Angehörigen Orientierung und Entlastung geben.
Weltliche Bestattung: Trauerfeier ohne religiösen Bezug
Eine weltliche Bestattung ist eine Trauerfeier, die ohne religiöse Rituale stattfindet. Viele entscheiden sich für diese Art der Zeremonie, wenn sie nicht getauft sind oder sich der Kirche nicht zugehörig fühlen. Der Ablauf einer weltlichen Bestattung ähnelt dem einer kirchlichen Trauerfeier: Religiöse Texte werden dabei durch passende neutral gehaltene Worte ersetzt.2
Waldbestattung
Bei einer Waldbestattung wird die Urne in einem Begräbniswald anstatt auf einem Friedhof beigesetzt. Bei der Waldbestattung verzichtet man auf einen Grabstein sowie Grabpflege im herkömmlichen Sinn. Die Fläche wird zumeist zentral gepflegt. Ähnliches gilt auch für eine Baumbestattung. Hier wird die Urne im Wurzelwerk eines Baumes begraben, was entweder im Wald oder auf dem Friedhof stattfinden kann. Manche Friedhöfe bieten auch Baumbestattungen im Sarg an.3
Seebestattung
Eine Bestattung in der Nordsee oder Ostsee wünschen sich viele naturverbundene Menschen. Auf einem Schiff findet dabei auf Wunsch eine kleine Trauerfeier statt und die wasserlösliche Urne wird nach seemännischem Brauch dem Meer übergeben. Eine Seebestattung kann im Beisein von Familie und Freundeskreis (begleitete Beisetzung) oder auch ohne Gäste (stille Beisetzung) erfolgen.4
Anonyme Bestattungen
Du möchtest lieber leise Abschied nehmen und dein Grab soll kein Ort zum Trauern werden? Anders als bei einer üblichen Feuerbestattung wird bei einem anonymen Begräbnis die Urne ohne Zeremonie auf einem Grabfeld auf dem Friedhof beerdigt. Auf dieser Rasenfläche sind keine einzelnen Gräber gekennzeichnet, es gibt weder einen Gedenkstein noch Blumen oder Kränze. Auch die Angehörigen erfahren nicht, wann und wo genau die Beisetzung stattfindet. Auf diese Weise gibt es keinen festgelegten Ort, an dem deine Liebsten in Trauer an dich zurückdenken.
Alternative Bestattungsformen
Jenseits der klassischen Beerdigungsmöglichkeiten kommen auch immer mehr unkonventionelle Bestattungsoptionen hinzu, um den Abschied persönlich passend gestalten zu können. Ob du eine Leidenschaft für Musik oder Videospiele hast, eher pragmatisch oder romantisch veranlagt bist: für jede Leidenschaft lässt sich eine individuelle Zeremonie und ein ganz eigener Weg des Abschieds finden. Natürlich auch, wenn du auf festgelegte Rituale lieber verzichten möchtest.
Friedhofspflicht
Auch wenn in Deutschland Friedhofspflicht oder der sogenannte „Friedhofszwang“ besteht, gibt es Möglichkeiten, mithilfe der Beratung und Organisation von Bestattungsunternehmen Umwege – zum Beispiel über Nachbarländer – wahrzunehmen, um dich auf unkonventionellere Art zu verewigen. Qualifizierte Bestattungsunternehmen können individuell beraten und erörtern, welche Möglichkeiten bestehen. Sie tragen auch Sorge dafür, dass gesetzliche Rahmenbedingungen eingehalten werden.5,6
Falls dir die Vorstellung zusagt, in einem Garten oder an einem anderen Lieblingsplatz außerhalb eines Friedhofes zu verbleiben, erkundige dich zum Beispiel nach Optionen wie „Tree of Life“ (Englisch für „Baum des Lebens“). Dabei wird der Körper zunächst eingeäschert. Ein Teil der Asche wird anschließend in die Niederlande, die Schweiz oder die Tschechische Republik überführt und dort in ein speziell entwickeltes Erdgemisch gegeben. Hierin wächst ein junger Baum deiner Wahl und nimmt dabei die Nährstoffe aus der Erde auf. Je nach Baumart und Menge der Asche dauert dieser Prozess zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Dieser Erinnerungsbaum wird anschließend an die Hinterbliebenen übergeben und kann dann an einem frei wählbaren Ort eingepflanzt werden.
Andere Religionen – andere Rituale
Islamische Bestattung
In vielen großen deutschen Städten gibt es mittlerweile Friedhöfe mit islamischen Grabfeldern, also eigenen Bereichen, in denen nur Muslime beigesetzt werden. Eine islamische Bestattung soll normalerweise innerhalb von 24 Stunden stattfinden, in Deutschland gilt allerdings bis auf wenige Ausnahmen eine Bestattungsfrist von mindestens 48 Stunden. Die örtliche Ordnungsbehörde kann auf Antrag von Hinterbliebenen diese Fristen auf 24 Stunden verkürzen, wenn religiöse Bestattungsfristen eingehalten werden sollen.7
Angehörige muslimischen Glaubens werden klassisch in einer speziellen Form der Erdbestattung begraben. Eine Verbrennung, wie sie in Deutschland immer gängiger wird, ist nach dem Glauben des Islams nicht erlaubt. Eine islamische Beerdigung folgt einer Vielzahl von Traditionen und Ritualen, beispielsweise die traditionelle Waschung und Salbung. Ein entsprechendes Bestattungsunternehmen oder die Angehörigen überführen die Verstorbenen zur Moschee oder zum Gebetsplatz eines muslimischen Friedhofs. Verstorbene werden häufig in weiße Leinentücher gehüllt und ohne Sarg begraben. In Deutschland ist das seit Kurzem auch möglich.8 Fast alle Bundesländer ermöglichen mittlerweile Beisetzungen im Leichentuch.
Jüdische Bestattung
Seit fast 2.000 Jahren herrscht im Judentum das Gebot der schlichten Bestattung: Verstorbene werden gleichermaßen in einem weißen Sterbehemd und in einem einfachen Holzsarg beigesetzt. Auch auf jüdischen Gräbern gibt es keinen Blumenschmuck, meist werden sie von Efeu überwachsen. Besucherinnen und Besucher legen als Gruß an den Verstorbenen kleine Steine auf den Grabstein.
In der Regel findet eine jüdische Bestattung sehr rasch nach dem Tod statt. Dahinter steht der Glaube, dass die Seele den Körper erst nach der Bestattung verlassen kann.9 Auch hier gilt in Deutschland die Frist von 48 Stunden.
Besprich mit deinen Lieben, welche Möglichkeiten für dich ganz persönlich infrage kommen. Durch eine individuelle Gestaltung, die deine Vorstellungen berücksichtigt, lässt sich dazu beitragen, dass du angemessen in Erinnerung bleiben kannst und deine Angehörigen einen Weg finden, um Abschied zu nehmen.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00017996
Quellen
¹ https://november.de/ratgeber/bestattungsarten/, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
² https://trauer.sueddeutsche.de/trauerratgeber-suche/weltliche-bestattung, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
³ https://www.bestatter.de/wissen/friedhof/baumgrab/, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
⁴ https://www.bestatter.de/wissen/varianten-der-feuerbestattung/seebestattung/, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
⁵ https://www.bestatter.de/wissen/friedhof/friedhofspflicht/, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
⁶ https://beerdigung-im-ausland.de/, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
⁷ https://www.bestatter.de/wissen/bestattungsarten/muslimische-islamische-beerdigung/, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.
⁸ https://trauer.sueddeutsche.de/trauerratgeber/bestatter-und-bestattung/juedische-bestattungen, zuletzt abgerufen am 24.07.2023.