Selbsthilfe für Angehörige bei Lungenkrebs
2008 erhielt Susannes Mann die Diagnose kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC). Von nun an standen sie alles gemeinsam durch, vor allem die zahlreichen Klinikaufenthalte. Der Zustand verschlechterte sich konstant und letztlich verstarb er an der Erkrankung. Susanne fühlte sich leer – und ordnete ihr Leben neu.
Gemeinsame Zeit
Mir war es wichtig, dass wir so viel Zeit wie möglich miteinander verbrachten. So fuhr ich nach der Arbeit immer zu ihm in die Klinik. Manchmal fühlte er sich sogar zu sehr umsorgt und äußerte dies auch. Wir sprachen oft darüber, wie sich die Erkrankung für den anderen anfühlte.
Nachdem mein Mann verstorben war, fühlte ich mich leer. Ich konnte nicht verstehen: Warum ist alles noch da und er ist weg? Nach ungefähr einem Jahr begann ich, mich von all seinen Dingen zu trennen: vom Motorrad und seiner Kleidung. Insgesamt brauchte ich drei Jahre für diesen langsamen Prozess des Abschieds. Und ich musste meinen eigenen Weg finden. Ob am Wochenende oder im Urlaub – wenn der Partner fehlt, muss man das Leben neu strukturieren. Heute geht es mir damit viel besser.
Besondere Kraftquellen waren für mich meine Söhne und meine Schwiegertochter. Sie haben immer gesagt: „Wenn was ist, komm zu uns.“
Selbsthilfegruppe als Stütze
Nach diesem Verlust halfen mir vor allem meine Arbeitskollegen und meine Besuche in der Selbsthilfe dabei, im Alltag wieder Fuß zu fassen. Sechs Wochen später ging ich wieder zur Arbeit. Die Selbsthilfe hatte ich schon vorher besucht und auch zu diesen Treffen ging ich nach ein paar Wochen wieder. Alle freuten sich, mich wiederzusehen.
Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben, die ich in der gemeinsamen Zeit mit meinem Mann gesammelt hatte. Ich war Angehörige und konnte anderen Angehörigen aus eigener Erfahrung sagen, wie man sich fühlt. Außerdem wusste ich, dass ich mich mit meinen Sorgen immer an die Selbsthilfegruppe wenden konnte.
Der Seele Luft machen
Ich brachte mich ein, kam mit zu Veranstaltungen oder erledigte Schreibtischarbeit. Auch heute noch ist die Selbsthilfe eine wichtige Stütze und ich engagiere mich mindestens einmal pro Woche. Gerade der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen gibt mir viel. Dadurch sind auch schon viele gute Freundschaften entstanden.
Die Selbsthilfe ist wie eine kleine Familie. Viele fühlen sich dort gut aufgehoben, weil sie erfahren, dass dort Menschen mit den gleichen Erlebnissen sind. Außerdem kann man seiner Seele Luft machen und auch mal weinen.
Susanne
„Glück ist für mich, wenn ich gesund bin und bleibe – und meine Liebsten und Freunde auch. Denn Gesundheit ist das höchste Gut.“
Den Augenblick leben
Durch die Erkrankung meines Mannes habe ich gelernt, dass wir den Moment leben müssen. Viele Alltagsprobleme sollten wir nicht so ernst nehmen, weil sie in Anbetracht einer schweren Erkrankung und der Endlichkeit des Lebens einfach nicht so schwer wiegen. Wenn wir gesund sind, können wir uns glücklich schätzen.
Der ideale Tag
Als Angehöriger ist es wichtig, auch selbst wieder Fuß zu fassen. Ich achte darauf, meine Tage so zu verbringen, dass sie meiner Seele guttun. An einem idealen Tag würde ich länger schlafen und mit jemandem frühstücken, der mir am Herzen liegt – sei es zu Hause oder im Café. Wir würden uns ausführlich unterhalten. Ich würde meinen Haushalt machen und mit netten Freunden zusammen sein. Nachmittags würde ich tanzen gehen. Abends würde ich nach Hause kommen und sagen: „Ach, war das ein schöner Tag.“