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Früherkennung

Mit den Händen sehen: Brustkrebs früher erkennen

Menschen mit einer Sehbehinderung besitzen meist einen überlegenen Tastsinn. Diese Fähigkeit könnte man für Tastuntersuchungen der Brust nutzen, dachte sich der Gynäkologe Dr. Frank Hoffmann. Sein Projekt „discovering hands“ bildet blinde Frauen zu Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) aus.

Hast du schon einmal versucht, Blindenschrift mit deinen Fingerspitzen zu ertasten? Die kleinen erhabenen Punkte stehen für einen Buchstabencode, den blinde Menschen in Windeseile entziffern können. Blinde entwickeln meist einen hochsensiblen Tastsinn, der es ihnen ermöglicht, Dinge wahrzunehmen, die anderen Menschen verborgen bleiben. Im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung ertasten seit einigen Jahren blinde oder fast blinde Frauen, die eine spezielle Ausbildung zur Medizinisch-Taktilen Untersucherin (MTU) absolviert haben, winzige Gewebeveränderungen. Sie entdecken sogar häufiger kleinste Verhärtungen in der Brust oder in den Lymphbahnen und -knoten als eine Ärztin oder ein Arzt.  

Holzperlen an einer Schnur auf einem Blatt mit Diagrammbalken
Der Gynäkologe Dr. Frank Hoffmann hat das Projekt „discovering hands“ 2007 ins Leben gerufen. Die Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) haben eine neunmonatige zertifizierte Ausbildung absolviert, die sich aus Theorie und Praxis zusammensetzt. Geschulte MTUs können sehr kleine Gewebeveränderungen von wenigen Millimetern ertasten.
© Discovering Hands

Je nach Dichte des Brustgewebes können bis zu 50 Prozent der Tumore bei einer Mammographie nicht dargestellt werden.¹ In diesen Fällen ist eine sorgfältige und hochsensible taktile Untersuchung den Maschinen sogar überlegen.  

Du kannst dich auch von einer MTU schulen lassen und lernen, deine Brust selbst systematisch und gründlich abzutasten. 

Wie läuft die MTU-Untersuchung ab?

Eine MTU nimmt sich bis zu einer Stunde Zeit für dich. Sie markiert mit speziellen Klebestreifen auf deiner Brust eine Art Koordinatensystem, an dem sie sich auch ohne Sicht orientieren kann. Die MTU ertastet deine gesamte Brust in allen Gewebetiefen systematisch millimetergenau ab. Die MTU kann dir während der Untersuchung auch fachliche Fragen beantworten. Das Ergebnis der Untersuchung wird deine Ärztin oder dein Arzt mit dir besprechen. Gegebenenfalls kann sie oder er anschließend zum Beispiel mit Ultraschall genauer hinschauen. 
 
Die Kosten (etwa 50 Euro) werden von allen privaten und von immer mehr gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nachfragen lohnt sich!  

Was sind die Vorteile?

Eine Brust-Mammografie wird routinemäßig nur Patientinnen ab dem 50. Lebensjahr angeboten. Rund zwanzig Prozent der Brustkrebserkrankungen treten allerdings bei jüngeren Frauen auf. Hier sind Tastuntersuchungen die einzige Möglichkeit, einen Tumor möglichst früh zu erkennen. Mit den sensiblen Tastuntersuchungen der MTUs steigt die Trefferquote und damit die Heilungschance. Eine Studie der Universitäts-Frauenklinik Erlangen bestätigt die erhöhten Heilungschancen, wenn eine Ärztin oder ein Arzt und eine MTU sich zusammentun.² 

Eine medizinische Fachkraft im Gespräch mit einer Frau am Tisch mit Laptop
© Discovering Hands

„Unsere Patientinnen schätzen die schmerzfreie und sehr gründliche Untersuchung ohne Apparate.“  

Mehr Informationen zu dieser einzigartigen Untersuchungsmethode findest du auf der Website von „discovering hands“. Hier kannst du außerdem nachlesen, ob deine Krankenkasse die Kosten übernimmt und wie du einen Untersuchungstermin buchen kannst. 

Inhaltlich geprüft: M-DE-00017057

Quellen

¹ https://www.gesundheitsinformation.de/welche-rolle-spielt-die-brustdichte.2276.de.html?part=ursachenundrisikofaktoren-5x#jwkp, zuletzt abgerufen am 05.06.2023.

² https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31019442/, zuletzt abgerufen am 05.06.2023.

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